Nazi-Kriegsverbrecher wurden von der CIA gedeckt

CIA und FBI hatten nach dem Weltkrieg Nazis und Kriegsverbrecher in die USA geholt

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Die Bush-Regierung hat den Irak-Krieg gelegentlich in Analogie zum Kriegseintritt der USA gegen das Nazi-Deutschland gesetzt. In beiden Fällen hätten die USA gegen menschenverachtende Diktaturen und für Freiheit und Demokratie gekämpft. Im Irak wollte die Bush-Regierung einen klaren Strich zwischen dem alten Regime und dem neuen Irak ziehen. Man verfolgte nicht nur die führenden Köpfe des Regimes, sondern löste auch das Militär und die Sicherheitskräfte auf und versuchte streng die Ent-Baathisierung des neuen, amerikafreundlichen Irak voranzutreiben. Ein Umdenken hat bereits stattgefunden, da möglicherweise einige der in die Arbeitslosigkeit und Armut gestürzten Soldaten sich dem Widerstand angeschlossen und diesen verstärkt haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die damalige US-Regierung anders verfahren und hat mit Nazi-Kriegsverbrechern zusammen gegen den neuen Feind gearbeitet.

Nach dem 1998 verabschiedeten Nazi War Crimes Disclosure Act und dem im Jahr 2000 verabschiedeten Japanese Imperial Government Disclosure Act arbeitet eine gemeinsame Arbeitsgruppe, die Nazi War Crimes and Japanese Imperial Government Records Interagency Working Group (IWG), daran, 8 Millionen bislang geheime Regierungsdokumente, die sich auf Kriegsverbrechen der Nazis und der Japaner während der Nazi-Zeit beziehen, durchzusehen und ihre Veröffentlichung vorzubereiten. Eben hatte die Arbeitsgruppe das Buch "U.S. Intelligence and the Nazis" vorgestellt, für das 240.000 Dokumente des FBI über Spionage, Gegenspionage, nationale Sicherheit und Landesverrat durchgesehen wurden.

Im Kern des Buchs stehen Dokumente, die zeigen, wie das FBI und andere Geheimdienste mit Nazis und Kriegsverbrechern kooperiert hatten, die in die USA eingewandert sind, aber auch demonstrieren, dass manche US-Unternehmen gute Geschäfte mit den Nazis gemacht haben. Aber es wird auch deutlich, dass die Amerikaner schon spätestens Mitte 1942 Kenntnis von der von den Faschisten auf der "Wannsee-Konferenz" im Januar 1942 beschlossenen "Endlösung der europäischen Judenfrage" hatten, die US-Regierung hat erst ein halbes Jahr später offiziell davon gesprochen.

Eines der größten Geheimnisse nach den Zweiten Weltkrieg

Man habe zwar schon lange gewusst, dass die US-Regierung heimlich mit Nazi-Kriegsverbrechern zusammen gearbeitet, aber das volle Ausmaß dieser Kooperationen sei noch nie dokumentiert und bekannt gemacht worden, sagte Elizabeth Holtzman von der Arbeitsgruppe. Das sei bislang "eines der größten Geheimnisse nach dem Zweiten Weltkrieg" gewesen. Die ehemaligen Nazis wurden geschützt, weil sie im Kalten Krieg gegen den neuen Feind der Sowjetunion von Nutzen sein könnten. Die Dokumente beziehen sich nur auf diejenigen, die bei Regierungsstellen als Nazis bekannt waren, nicht auf Nazis, die unter falscher Identität in die USA ausgewandert sind.

Die US-Einwanderungsbehörde hatte die einwandernden Nazis zwar überprüft und auch versucht, sie zu deportieren, aber die Wünsche der CIA, bzw. dem Office of Strategic Services (OSS), und dem FBI, insbesondere von dem damaligen FBI-Direktor Edgar J. Hoover seien vorgegangen, "diese Menschen im Land zu halten", so berichtet Norman Goda, Professor für zeitgenössische Geschichte an der Ohio University und Mitglied der Arbeitsgruppe, "so dass sie über alle kommunistischen Tendenzen in ihrer eignen Umgebung berichten können". Sie sollten also in den Immigrantenzirkeln spionieren, wobei man eigentlich annehmen sollte, dass die ehemaligen Nazis nicht unbedingt engen Kontakt zu linken oder kommunistischen Flüchtlingen oder Einwanderern hatten Von der Vergangenheit der Nazi-Spione selbst wollte man offenbar lieber gar nicht viel wissen.

Ein solcher Fall war der Ukrainer Mykola Lebed, der den Deutschen geholfen haben soll, den Widerstand im Land brutal niederzuschlagen. Die Einwanderungsbehörde wollte ihn abweisen, doch Lebed wurde zunächst vom US Army Counter Intelligence Corps und psäter von der CIA angestellt und durfte in die USA zynischerweise unter dem Displaced Persons Act einreisen. Viorel Trifa, ein rumänischer Faschist, ist ein anderer Fall. Sein Hintergrund war bekannt, aber Hoover bezeichnete ihn als "einen sehr erwünschbaren Bestandteil" der Landschaft während des Kalten Krieges. Männer wie er würden Immigrantengemeinschaften davon abhalten, mit den kommunistischen Regimen in Europa zu sympathisieren. Trifa wurde Bischof in den USA, aber 1984 nach Portugal abgeschoben.

Auch Mitarbeiter von Adolf Eichmann waren gerne gesehen

Mindesten fünf Mitarbeiter von Adolf Eichmann, die alle wichtige Rollen bei der Judenvernichtung gespielt haben, haben für die CIA gearbeitet. Beispielsweise der SS-Offizier Otto von Bolschwing, der 1949 von der CIA angestellt wurden. Um ihn vor der Strafverfolgung für Kriegsverbrechen zu schützen, beschloss man bei der CIA, auf Anfragen zu antworten, dass man über ihn keine Akten habe. 1953 konnte er auf Druck der CIA in die USA einreisen und erhielt die Staatsbürgerschaft, die ihm in den 70er Jahren im Rahmen einer Kongressuntersuchung wieder entzogen wurde.

Andere Dokumente zeigen, dass die CIA versucht hatte, mindestens 23 weitere Kriegsverbrecher oder Nazis anzuwerben. Einige wurden auch angestellt, zwei von ihnen erhielten auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die CIA bezahlte aber auch einige Deutsche mit kriminellem Hintergrund, die beim westdeutschen Geheimdienst. der Gehlen-Organisation, Vorläufer des BND, angestellt waren. Gehlen selbst ist natürlich der prominenteste Fall. Unter Hitler war der General Leiter der Abteilung "Fremde Heere Ost", er setzte sich noch rechtzeitig ab und lief mit viel Material zu den Amerikanern über, denen er sich vor allem als Feind des Kommunismus anbot und die mit ihm ab 1946 einen Geheimdienst mit vielen alten Nazis für die Spionage in den kommunistischen Ländern in Westdeutschland aufbauten. Gehlen wurde auch Chef des Bundesnachrichtendienstes, den er bis 1968 leitete.

Die Arbeitsgruppe hat auch genauer herausarbeiten können, wie das Nazi-Deutschland über US-Banken deutsches Geld gegen US-Währung eintauschen konnte und so von 1936 bis zum Kriegseintritt der USA 1941 bereits 20 Millionen Dollar erhalten hatte. Die Banken, wie Chase National Bank, wussten, dass das Geld auch von den Konten geflohener Juden stammt. Der Transfer ist nach 1938 deutlich angestiegen, erst 1941 wurden die deutschen Konten in den USA eingefroren, ein halbes Jahr nachdem das FBI mit einer Untersuchung begonnen hatte. Deutschland zahlte für den Umtauch Kommissionen in Höhe von 1,2 Millionen Dollar, eine Million Dollar ging alleine an die Chase National Bank. Keiner der Verantwortlichen wurde zur Rechenschaft gezogen.