Schattige Saturnringe und geheimnisvolle Punkte

Neues Cassini-Bild zeigt schattenwerfenden Saturn und drei seltsame punktartige Gebilde

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Knapp 1,3 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt gibt sich ein planetarer Adonis die Ehre. Auf einer kürzlich veröffentlichten Cassini-Aufnahme ("Lord of the Rings" hat jetzt künstlichen Trabanten), die der seit dem 1. Juli im Orbit des Saturn flitzende künstliche Doppelsatellit aus einer Distanz von 1,5 Millionen Kilometern machte, erstrahlt Saturn zwar in Schönheit, wirft zugleich aber einen bedrohlich wirkenden Schatten auf seine Ringe. Drumrum treiben etwas verloren drei kleine Punkte - drei kleine Trabanten eines Miniatur-Sonnensystems.

Cassini-Aufnahme vom Südpol des Saturn. Foto: NASA/JPL/Space Science Institute

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als spielte der sechste Planet im interplanetaren Konzert der neun Solisten alles andere als die erste Geige. Denn mit nennenswerten Superlativen kann der Gasriese Saturn wahrlich nicht aufwarten. Einerseits ist er mit einem äquatorialen Durchmesser von 119.300 Kilometern weder der größte oder kleinste und mit einer mittleren Distanz von 1.426.725,400 Kilometern weder der erdnächste noch erdfernste Planet im Sonnensystem. Andererseits ist er aber auch weder der sonnennächste sowie sonnenfernste, ja noch nicht einmal der einzige Ringplanet des Solarsystems. Dennoch kann der ferne Himmelskörper einen einsamen Rekord für sich verbuchen, stellt er doch unter den Sterntrabanten im Sonnensystem fraglos den schönsten und ästhetischsten Körper seiner Art.

Nichts für planetare Reisende

Saturn, der nach neuesten Berechnungen zu 70 Prozent aus Wasserstoff und zu über 29 Prozent aus Helium besteht - die schwereren Elemente, die Hauptbestandteil der Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars sind, machen in den Gasplaneten nur einen geringen Anteil aus -, umkreist die Sonne in 29,46 Jahren einmal. Mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von -180 Grad Celsius (Wolkenobergrenze) kann er mit Jupiter zwar nicht konkurrieren; dafür ist er aber der "windigste" des Sonnensystems. Wind-, besser gesagt Gasgeschwindigkeiten von 1.800 Kilometern in der Stunde sind in seiner Atmosphäre keine Seltenheit. Und aufgrund seiner stolzen Entfernung zum Muttergestirn bekommt Saturn im Vergleich zur Erde nur ein Prozent der Sonneneinstrahlung ab.

Ein planetarer Reisender, der einen Abstecher zum Saturn riskierte, über dessen Oberfläche schwebte - was aufgrund der hiesigen Umweltbedingungen und hohen Strahlung technisch in jeder Hinsicht eine Herausforderung wäre - und zur Sonne blickte, dabei sogar freie Sicht hätte, sähe im Gegensatz zu einem Erdling dort bestenfalls nur noch ein Zehntel der "gewohnten" Größe seines Heimatsterns.

Ziemlich dünne Scheibe

Signifikant für Saturn ist natürlich sein komplexes und in der Ausprägung wohl einmaliges Ringsystem, das riesige Mengen Staub und Myriaden von Eis- und Steinbrocken unterschiedlichster Größe und Art beheimatet. Aufgeteilt ist das System in sieben Hauptringe, die in der Reihenfolge ihrer Entdeckung (nicht nach ihrer Entfernung zum Planeten) dem Alphabet folgend mit Buchstaben versehen wurden. Vom Saturn ausgehend werden sie als D, C, B, A, F, G und E Ring bezeichnet. In Wahrheit sind es wohl aber mehr als 100.000 einzelne Ringe, die den Gasplaneten parallel zu dessen Äquatorebene in unterschiedlicher Zusammensetzung und Geschwindigkeit umkreisen.

Die äußeren C- und die inneren B-Ringe. Bild: NASA/JPL/CU- Boulder

Die von der Erde selbst mit einfachen Teleskopen gut auszumachende Ringstruktur ist räumlich derart dicht konzentriert, dass von weitem der Eindruck einer undurchsichtigen Scheibe entsteht, deren äußerster Ring einen Durchmesser von 280.000 Kilometer hat. Gleichwohl ist aber die ganze "Scheibe" selbst nur wenige Hundert Meter bis einen Kilometer "dick", an einigen Stellen gar nur einige Meter.

Geheimnisvoller Schatten und seltsame Punkte

Foto: NASA/JPL/Space Science Institute

Auf jeden Fall präsentiert sich Saturn auf dem vorliegenden Bild, das bereits am 3. Juli dieses Jahres mit einer Weitwinkelkamera des Cassini-Orbiters, der "Wide Angle Camera" (WAC), in einer Distanz von 1,5 Millionen Kilometern zum Gasriesen und einer Bildauflösung von 87 Kilometer pro Pixel im optischen Licht aufgenommen wurde, edel, anmutig, klar und deutlich, aber dennoch "schattenreich" wie nie zuvor. Es ist dabei nicht die Schönheit des Planeten allein, die förmlich ins Auge springt, sondern vielmehr der bedrohlich wirkende Schatten, der einen guten Teil des Bildes ausmacht und den Saturn (natürlich) selbst wirft.

Vor allem sind auf dem vergrößerten Schwarz-Weiß-Ausschnitt neben dem gewaltigen Schatten und eindrucksvollen Ringen auch (mindestens) drei seltsame punktartige Gebilde auszumachen. Hierbei handelt es sich nach NASA-Angaben um drei der bislang bekannten 31 Saturnmonde. Tatsächlich ist bei entsprechender Auflösung und nach kurzer Suche unten rechts im Bild der Trabant Enceladus zu erkennen, der immerhin einen Durchmesser von 499 Kilometern vorweisen kann .

Saturnmond Epimetheus auf einem Ausschnitt des obigen Bildes. Foto: NASA/JPL/Space Science Institute

Epimetheus, mit 116 Kilometern weitaus kleiner, erscheint hingegen in der linken Bildmitte gleichwohl als etwas größerer Punkt.

Weitaus schwerer zu finden ist auf dem Cassini-Foto der 102 Kilometer große Mond Prometheus, der sich innerhalb des F-Rings - auf der Aufnahme der äußere Ring (oberer Bildausschnitt) - versteckt. Und irgendwie hat es den Anschein, als seien da auf dem fantastischen Foto noch mehr punktartige Objekte zu sehen, hinter denen sich vielleicht sogar noch unbekannte, bis dato unentdeckte Monde verstecken.