Machines Will Eat Itself

Wie der "Bot" Rudi Remmler-Neumann Datenmüll erzeugt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Herren und Damen tragen so nette Namen wie Mirini Hamamoto, Anna Bolika, Sabrina Wittersmann, Gwendolin Moltke, Anna Lyse, Max Popfax oder eben Rudi Remmler-Neumann, der als leitender Angestellter 95.000 Euro netto im Jahr verdient. Er ist übrigens leidenschaftlicher Kampfsportler, spielt aber auch Polo, interessiert sich für die Börse und für Immobilen, er reist gern, liebt klassische Musik und schluckt als politisch interessierter Mensch natürlich jede Menge an Drogen. Und wer Lust hat, kann sogar live zuschauen, wie Rudi Remmler-Neumann im Netz surft. Vor allem auf den Seiten, bei denen die User Angaben zur Person machen sollen.

Denn genau das ist sein eigentlicher Zweck. Rudi Remmler-Neumann ist nämlich nur einer von mittlerweile insgesamt 1.548 Bots, die als virtuelle Konsumentengemeinschaft neugierige Firmen mit persönlichem Datenmüll versorgen. Der "Vater" dieser Bots ist Franz Alken, der mit ihrer Hilfe das Datensammeln ad absurdum führen möchte. Wenn immer mehr der gewonnenen Daten und der aus ihnen erstellten Kundenprofile nicht mehr von existierenden Personen stammen, wenn also Skripte Skripte bedienen, Programme mit Programmen kommunizieren, dann verlieren die Daten letztlich ihren Wert, hofft Alken.

Allerdings setzt das die rege Beteilung von Leuten voraus, die die Bots ständig füttern mit Adressen von Netzseiten, die nach den persönlichen Vorlieben der User fragen. Doch genau das scheint nicht so recht zu funktionieren, wie mehrere Besuche auf Alkens Webpage Machines Will Eat Itself zeigten: Nur wenige Bots waren online. Und seit ihrem Start am 13. Dezember 2002 haben sie insgesamt nur 64.349 KB Datenmüll produziert.

Gleichwohl macht es tatsächlich Spaß, diesen virtuellen Figuren beim Surfen über die Schulter zu blicken: Erstaunlich geschickt füllen sie die Formulare aus. Zwei von uns gestartete Bots schafften es sogar, sich für zugegeben schlecht geschützte Netzforen zu registrieren, und ein anderer "quälte" derweil eine Netzseite mit völlig unpassenden Suchanfragen.

Aber nicht nur die Möglichkeit, den Bots bei der Datenmüllerzeugung live zuzuschauen, wird auf der Netseite angeboten, sondern man selbst kann Bots auf einfachste Weise "basteln" ("Bau deinen eigenen Bot! Lass andere für dich subversives tun!"), sie mit absurden Profilen ausstatten und sie anschließend anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Dies alles, schreibt Alken, sei aber erst der Anfang und nennt als weitere geplante Bot-Funktionen: Chatmodul, erweitertes Textverständnis/Artikelanalyse und tatsächlich Online-Banking.