Nicht-US-Bürger sind bei Bush unerwünscht

Offizielle Wahlkampfseite für Ausländer unzugänglich: Sogar "Bild"-Leser müssen draußen bleiben!

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Es gibt schon komische Zufälle. Da nennt uns "Bild.de" heute zehn Gründe, warum George W. Bush der bessere Präsident ist - beispielsweise weil "Bushs Prioritäten eindeutig sind. Er sieht den menschenverachtenden islamistischen Fundamentalismus, die mordwütigen Mullahs als die größte Gefahr für die westliche Welt". Oder besonders zackig: Weil er "die Lektionen der Geschichte gelernt (hat). Gegen gewaltbereite Fanatiker helfen keine guten Worte, da hilft nur militärische Stärke. Da gibt es bei ihm - anders als bei Kerry - kein Wackeln." Und dann heißt es plötzlich bei Bush: Deutsche müssen draußen bleiben. Trotz "Bild" und trotz der skurrilen "Bild"-Wahlempfehlung.

Aber nicht nur Deutsche, sondern auch alle anderen Menschen, die nicht in den USA leben, haben keinen Zugriff mehr auf die offizielle Wahlkampfseite des US-Präsidenten George W. Bush. Wer es dennoch versucht, bekommt als Antwort die lapidare Fehlermeldung: "Access Denied - You don't have permission to access "http://www.georgewbush.com/" on this server". Nach Angaben des britischen Netzwerkspezialisten Netcraft nutzt die Website GeorgeWBush.com seit Anfang der Woche nämlich eine Netzwerk Management Technologie von Akamai Technologies, die den Zugriff auf die Seite vom Ausland aus verhindert.

Ausländer - und auch US-Bürger im Ausland - werden ausgesperrt und erfahren so beispielsweise nichts mehr über die Vision des Präsidenten: "Bush: Clear Vision, Taking Action Key to Leadership". Auch das Pentagon hatte vor kurzem versucht, eine vom Verteidigungsministerium betriebene Website für die Anmeldung zur Briefwahl zu sperren.

Eine Stellungnahme der US-Regierung oder der Bush-Wahlkampfleitung dazu gibt es bisher nicht. Daher bleibt es vorerst ungeklärt, ob die Sperre an Bushs sinkender Beliebtheit außerhalb der USA liegt oder lediglich auf den ungeheueren Ansturm wegen des US-Wahlkampfes zurückzuführen ist. Offen ist auch die Frage, ob zumindest "Bild"-Leser und -Redakteure demnächst wieder in das virtuelle Wahlkampfbüro ihres politischen Weltenlenkers gelassen werden. Gerecht wäre das irgendwie schon! Aber Bush hat bestimmt ganz andere Sorgen. Und Wahlkampfunterstützung durch eine deutsche Boulevard-Zeitung hilft ihm ja sowieso eigentlich nicht weiter.

Wir dagegen helfen natürlich gern. Auch den deutschen Bush-Fans und den "Bild"-Redakteuren: Wer also die Seite trotz der Sperre vom Alten Europa aus besuchen möchte, sollte auf diese Seite gehen und dort dann die angebotene Funktion "Anonymous Surfing" nutzen. Oder er klickt einfach auf diesen Link.

Update:

Möglicherweise sind die für die Website Verantwortlichen aber auch ein wenig überfordert. Zwar ist der Zugang zu www.georgewbush.com vom Ausland, abgesehen beispielsweise von Kanada, blockiert, nicht aber georgewbush.com, origin.georgewbush.com/, 65.172.163.222/ oder https://georgewbush.com/.

Die Website nutzt nach Netcraft den Service EdgeScape von Akamai. Damit kann Content entsprechend nach Herkunft des Nutzers zugeschnitten (oder blockiert) werden: "Country, Region (State or Province), City, Market area, MSA (Metropolitan Statistical Area) und PMSA (Primary Metropolitan Statistical Area), Area code, Latitude and Longitude, Time zone, County, Zip code".

Als Ersatz gäbe es aber georgewbush.org/. Dort findet man nicht nur eine Parodie der offiziellen Wahlkampf-Website von Bush, sondern auch eine Sammlung von E-Mails, die offenbar irrigerweise von Bush-Anhängern an ...@georgew.bush.org geschichkt worden sind und teilweise Vorschläge enthalten, wie man die Wahlen zugunsten von Bush beeinflussen könnte.