Computerbildschirme können womöglich den Sehnerv schädigen

Eine japanische Studie stellte einen Zusammenhang zwischen starker Computernutzung von Kurzsichtigen und dem Auftreten von Glaukom her

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Dass es den Augen nicht gut tut, wenn man zu lange vor dem Bildschirm sitzt, ist eigentlich bekannt. Nun aber haben japanische Wissenschaftler Bestätigungen dafür gefunden, dass sich bei Computernutzern, die regelmäßig lange Zeit vor dem Bildschirm sitzen, die Wahrscheinlichkeit höher ist. Betroffen sind aber offenbar nur Kurzsichtige. Bislang ging man davon aus, dass die Benutzung von Bildschirmen keine Auswirkungen auf den Sehnerven hat.

Das Risiko scheint bei kurzsichtigen Computernutzern nach der Studie ganz beachtlich. Bei ihnen entwickelt sich doppelt so oft ein Glaukom oder ein Grüner Star. Bei einem Glaukom liegt meist ein erhöhten Augeninnendruck vor, der den Sehnerv schädigen kann. Unbehandelt kann der Grüne Star zu Gesichtsfeldausfällen und zur Erblindung führen. Ein Prozent der Bevölkerung hat ein Glaukom, die Häufigkeit nimmt bei zunehmenden Alter zu. Die Schädigung vollzieht sich schleichend und zunächst kaum merklich, weil zuerst die Nerven an den Rändern betroffen sind.

Die in der Dezember-Ausgabe des Journal of Epidemiology and Community Health veröffentlichten Ergebnisse der Mediziner unter der Leitung von Masayuki Tatemachi der Toho Universität in Tokio beruhen auf einer Untersuchung von mehr als 10.200 Arbeitern in vier Unternehmen der Stahl- und Elektronikindustrie. Das Durchschnittsalter der Untersuchten lag bei 43 Jahren.

Geprüft wurde, ob bei ihnen Einschränkungen des Gesichtsfeldes vorliegen, ein frühes Anzeichen für den Grünen Star. Davon betroffen waren 523 Personen (5,1 Prozent). Wiederum 165 davon hatten ein Glaukom. Dann wurden die Arbeiter in drei Gruppen eingeteilt: leichte, mittlere und starke Computernutzer. Dabei wurde auch die Computernutzung Zuhause und während der vergangenen Jahre berücksichtigt. Starke Nutzer waren vorwiegend männlich und jung. Allerdings waren an der Studie wesentlich mehr Männer als Frauen beteiligt. Nach Berücksichtigung anderer Faktoren wie einem häufigen Glaukom-Vorkommen in der Familie, ergab sich, dass bei kurzsichtigen und starken Computernutzern das Risiko, an einem Glaukom zu leiden, über 80 Prozent höher liegt.

Seltsam ist, dass offenbar bei Normalsichtigen das Risiko, Glaukom zu bekommen, sinkt, wenn sie stärker den Computer benutzen. Das scheint auch auf einige andere Augenkrankheiten zuzutreffen.

Masayuki Tatemachi warnt, dass der "Computerstress ein höheres Maß als jemals zuvor erreicht hat. Im nächsten Jahrzehnt wird es daher für Beschäftigte im Gesundheitswesen wichtig sein, sich mehr mit Kurzsichtigkeit und Anomalien des Gesichtsfelds bei starken Computernutzern zu beschäftigen." Computerstress hänge allerdings nicht nur von der Dauer ab, sonden von vielerlei Bedingungen, beispielsweise von der Art der Arbeit, von der Umgebung und auch von den Geräten. Zudem ist Kurzsichtigkeit sowieso mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, ein Glaukom zu erhalten. Es könnte also durchaus sein, dass die Computernutzung dabei keine oder nur eine geringe Rolle spielt.

Die japanischen Wissenschaftler haben nur einen statistischen Zusammenhang festgestellt, können aber nicht erklären, warum Computernutzung tatsächlich das Glaukom-Risiko steigert. Aus den vorliegenden Informationen geht auch nicht hervor, ab welchem Grad der Kurzsichtigkeit das Risiko ansteigt oder welche Bildschirme benutzt wurden. Die Wissenschaftler weisen auch darauf hin, dass eine verlässliche Aussage auch deswegen schwierig ist, weil mindestens die Hälfte von Glaukom-Erkrankungen unerkannt bleiben. Zudem gebe es keine weltweit akzeptierten Standards für die Diagnose. Und womöglich könnten auch ethnische Differenzen eine Rolle spielen. So stellten die Forscher fest, dass bei den con ihnen untersuchten Personen 90 Prozent ein Glaukom ohne erhöhten Augeninnendruck hatten. Das ist bei Menschen im Westen anders, weswegen doch auch andere Faktoren wie Rauchen oder Bluthochdruck eine Rolle spielen könnten.