Das hat uns wirklich noch gefehlt!

Eine Konferenz der Tiere soll uns endlich auf die Sprünge helfen

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Wenn die Menschen nicht mehr durchblicken, die Welt und ihr Leben nicht mehr in den Griff bekommen, dann schlägt die große Stunde der Tiere. Aber nicht nur in Erich Kästners Kinderbuchklassiker "Die Konferenz der Tiere", sondern auch bei einer viertägigen Tagung, die ausgerechnet vom 1. April 2005 an auf Gut Sedlbrunn bei Augsburg stattfinden soll. Auf dieser zweiten "Konferenz der Tiere", schreiben die Veranstalter vom Münchener Aloha-Institut auf ihrer Netzseite, "geht es auch um unsere Zukunft. Die wird nämlich recht anders aussehen, wenn wir es (wieder mehr) lernen, mit unseren Tieren ernsthaft und unsentimental zu kommunizieren."

Die Kommunikation mit Tieren ist schwer, versichern die Veranstalter:

  1. während unsere Tiere meist genau wissen, mit welcher Aufgabe sie gerade bei uns sind,
  2. und sie aus lauter Liebe versuchen, mit allen Kräften unsere seelischen Lasten (mit)zutragen,
  3. denken wir Menschen gerne: "mein Tier hat ein Problem",
  4. statt zu verstehen, daß es dabei meist um unsere eigenen, oft sogar um unsere tiefgreifendsten Probleme geht. Dafür benötigen wir dann die Hilfe Außenstehender, die uns die Botschaft unserer Tiere entschlüsseln können. Mit Hilfe eines stattlichen Teams von TierkommunikatorInnen werden wir die Angemessenheit dieser Sicht des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier im Rahmen unserer dreitägigen "Konferenz der Tiere" demonstrieren - und das auch für Zweifler und Skeptiker.

So weit, so tierisch-analytisch. Doch wer ernsthaft und unsentimental mit seinem Haustier sprechen möchte, sollte das eigentlich lieber unter vier Augen machen. Weil so ein Gespräch zwischen Mensch und Hund, Katze oder Kaninchen auf Außenstehende meist ziemlich lächerlich wirkt. Aber um solche Vorbehalte kümmern sich die Veranstalter dieser Konferenz nicht. Und daher findet man in dem Programm dieses Treffens so bemerkenswerte Tagungspunkte wie: "Alles ist lebendig und gibt Antwort", "Was die anwesenden Tiere von der Konferenz und von den Menschen erwarten" oder "Unsere Tiere kommen zu Wort - Fragen an und Gespräche mit Tieren."

Wem das noch nicht kommunikativ genug ist, der kann dann teilnehmen an einer "Familienaufstellung unter Teilnahme von Tieren mit medialer Begleitung - eine zuverlässige Chance, deutlich zu erspüren, wie sich mein Tier fühlt, was es bewegt und was es in der Familie für mich trägt ." Geeignet für diese populäre, allerdings umstrittene Form der Gruppentherapie sind übrigen besonders Hunde. Katzen, heißt es, seien oft ein wenig eigenwillig und damit offenbar therapieresistent. Bei Pferden sieht es in diesem Punkt schon wieder besser aus, obwohl man dann zum Familienaufstellen extra in eine Reithalle gehen muss.

Ob auch Kaninchen oder Kanarienvögel geeignet sind, verschweigen die Veranstalter. Dagegen scheint eins klar: Fische scheiden von vornherein aus, weil sie erstens in ihren Bewegungsmöglichkeiten arg eingeschränkt sind und sie zweitens sowieso den ganzen Tag vor sich hin blubbern. Was jedoch leider nicht besonders kommunikativ ist.