Den Krieg vor dem Krieg bekämpfen

Noch "preemptiver", aber "softer": "Effects-based Warfare"

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Es gibt sie doch die guten Nachrichten: Aus Stuttgart wird gemeldet, das US-Militär arbeite an einer neuen, besseren Gewinnstrategie, die genau das Chaos verhindern soll, das nach dem "Ende der Hauptkampfhandlungen" im Irak ausgebrochen ist. Die Lösung, zu der die Chefstrategen des U.S. European Command (EUCOM) gelangt sind: noch früher eingreifen!

Ein "softes, komplexes System" hätten die Pioniere der neuen Strategie ausgearbeitet, heißt es in dem Bericht der Internetausgabe von "Stars and Stripes". Die Grundannahme der Strategie besteht demnach darin, in die Angelegenheiten von so genannten Failing Nations - Staaten, am Rande des Abgrunds - bereits dann zu intervenieren, bevor "der Krieg zur Option wird".

Der neue Ansatz, den "Krieg vor dem Krieg zu bekämpfen", basiert auf dem Konzept der Effects-based Warfare, ein Begriff, der große Ähnlichkeiten zu den derzeit im Irak praktizierten Effect-based Operations aufweist. Neu daran ist, dass bei dieser Herangehensweise mehr Diplomaten, Landeskundige und vor allem Wirtschaftsexperten herangezogen werden sollen, um den Problemen zu entgegnen, die zum Krieg führen könnten. Nachdem der Präsident oder ein Militärkommandeur einen "erwünschten Effekt" festgelegt haben, sollen der Theorie nach sowohl Militärs wie zivile Experten gemeinsam den besten Plan ausarbeiten, um diesen Effekt zu erreichen.

EUCOM würde traditionell noch der "Prügel"- Kunst anhängen, wird ein leitender Admiral des European Plans and Operations Center zitiert, es ginge künftig jedoch mehr darum, Konflikte vom anderen Ende des "war-Fighting"-Spektrums anzugehen. Man sollte die Möglichkeiten der "Other-than-direct-war"-Verantwortlichkeiten mehr nutzen.

Wie die "Effects-based Warfare" in der Praxis aussieht und welchen Kontinent man für diese neue Konfliktbekämpfung besonders im Auge hat, sollte eine Übung demonstrieren, die letzten Monat eine Woche lang lief. Simuliert wurde dabei eine Intervention in einem real existierenden afrikanischen Staat - mit echtem Geheimdienstmaterial. Der Name des Staates und Details der Übung, die "Flexible Leader 05" heißt, wurden nicht bekannt gegeben. Allerhöchste Priorität, soviel wurde verraten, soll der Sicherung der "Vermögenswerte" des Staates zugekommen sein. Ökonomische Lebensfähigkeit und Sicherheit für alle war als zentraler Punkt der Simulationsübung ausgegeben. Diplomaten, Informationsexperten und Wirtschaftswissenschaftler aus aller Welt hätten sich, über ein abgesichertes "Internet" zu EUCOM's "Joint Operation Center" verbunden, an dieser Übung beteiligt: "Gedanken, Informationen und Bilder" konnten dank der neuen Technik simultan ausgetauscht werden.

Künftig sollen "Effect-based Operations" zur Norm werden: vor allem in weniger entwickelten Ländern Afrikas, Osteuropas und Südwestasiens.