Alle Jahre wieder...

...verdient die Familie Batliner an den Mund- und Fußmalern

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Auch in diesem Jahr nutzen alle möglichen humanitären Organisationen die durch sentimentale Grundstimmung in der Vorweihnachtszeit vergrößerte Spendenbereitschaft. So auch ein Verlag aus Stuttgart - die MFK- Mund- und Fußmalende Künstler Verlag GmbH. Bundesweit verschickt der Verlag Weihnachtskarten, versehen mit einem in seltsam krakeliger Schrift verfassten Begleitbrief in dem es heißt: "Lieber Kunstfreund, wir sind die Künstler, die den Gebrauch der Hände durch Unfall, Geburtsfehler oder Krankheit verloren haben. Die Malerei ist unser Lebensinhalt geworden - durch sie können wir vieles ausdrücken, was wir sehen und fühlen. Wer selbst körperlich behindert ist, kann ermessen, was Unabhängigkeit für uns bedeutet..."

Unter dem Brieftext findet sich der Hinweis "Antje Kratz hat das Original dieses Textes mit dem Fuß geschrieben."

Solch ein Anschreiben öffnet die Spenderherzen. Derzeit werden in Deutschland fünf Künstler wie Antja Kratz in Frankfurt oder Thomas Kahlau in Potsdam als Vollmitglieder des VDMFK mit etwa 4.000 Euro ordentlich bezahlt. Geld, das sie auch dringend brauchen, denn sie sind bei allem auf die Dienstleistungen anderer angewiesen. Doch gibt es in Deutschland lediglich fünf solcher Maler, gesamte Honorarkosten etwa 250.000 Euro pro Jahr.

Aber verdient werden Millionen. Wie viel genau - darüber gibt der deutsche Verlag in Stuttgart keine Auskunft. In der Kartensendung findet sich kein Hinweis auf die Hintermänner im Steuerparadies Liechtenstein. Erst aus der Stuttgarter Handelsregisterakte des MfK-Verlags (HRB 18764) ergibt sich: der Verlag gehört der "Vereinigung der mund - und fussmalenden Künstler eingetragener Verein mit dem Sitz in Vaduz/Liechtenstein", kurz: VDMFK. Die Zentrale des VDMFK befindet in Schaan/Liechtenstein, Im Rietle 25.

Batliner im Hintergrund

Seit ihrer Gründung im Jahr 1956 wurde die Vereinigung von dem Vaduzer Anwalt und Treuhänder Dr. Dr. Herbert Batliner gesteuert. Auch Batliners Familie verdient seit einigen Jahren mit. Der 73-jährige Herbert Batliner wurde hierzulande bekannt als guter Freund Helmut Kohls und Verwalter schwarzer Konten der CDU sowie tausender Steuersparer weltweit. Beim VDMFK fungiert Batliner als sogenannter "Rechtskonsulent", kein Ehrenamt, sondern eine Funktion, die er sich ordentlich vergüten ließ. Telepolis liegt eine seiner Rechnungen aus dem Jahr 1993 vor, in der es heißt:

"Für jährliche Bemühungen, wöchentliche Besprechungen, Aktenstudium, diverse Korrespondenz mit Verlegern und in Steuerangelegenheiten (...) sowie für gesamte Tätigkeit als Rechtskonsulent gemäss Vereinbarung erlaube ich mir sFr 275.000 in Rechnung zu stellen."

Diese wie auch andere Aspekte des Innenlebens der Kanzlei Batliners waren bekannt geworden, weil ein früherer Angestellter Batliners in den 90er Jahren sämtliche Korrespondenz seines Chefs kopierte und die Datensammlung deutschen Verlagen zum Kauf anbot. Irgendwie gelangte eine Kopie dieser Datensammlung auch an die Staatsanwaltschaft Bochum, die seitdem hunderte Ermittlungsverfahren gegen deutsche Steuersünder mit Schwarzgeldkonten unter Batliners Verwaltung führte und auch noch weiterhin führt.

Obwohl sich Batliner eigentlich im Ruhestand befindet, nimmt er das Amt des "Rechtskonsulenten!" im Mund- und Fußmaler-Verein weiterhin wahr. Seine Tochter Angelika vermietete 1990 der Vereinigung der Mund- und Fußmaler Geschäftsräume auf zehn Jahre. Kaltmiete 240.000 Schweizer Franken jährlich. Oberster Direktor im Weltkonzern des Bettelns ist Franz Moosleithner, der Schwiegersohn Batliners.

Darlehen an Freunde

Die vielen Millionen der Kartenkäufer fließen seit Jahren - einem Bericht des stern zufolge - auf die Konten der Finanzierungsgesellschaft Allfina: nach offizieller Auskunft eine Tochtergesellschaft der VDMFK, die zumindest in früheren Jahren auch noch im Steuerparadies Panama eine Briefkastenfirma betrieb.

Zwischen den Allfina-Gesellschaften und rund einem Dutzend weiterer Stiftungen und Briefkastenfirmen in Liechtenstein und anderswo wurden - den Batliner Akten aus den 90er Jahren zufolge - gewaltige Summen hin- und hergeschoben. Den Auszahlungen und Überweisungen lagen meist Darlehensverträge zugrunde. So auch bei den Überweisungen von insgesamt über vier Millionen Schweizer Franken der Allfina-Firmen an die drei Briefkastenfirmen Genimmo Etablissement, Monpage Stiftung und Kapitalvermittlungsanstalt (KVA).

Alle drei Gesellschaften wurden von Batliner betreut. Ihre wahren Eigentümer sind, wie üblich im Liechtensteiner Finanzgewerbe, nicht bekannt. Verständlich, dass sich Batliner über VDMFK-Vorgänge nicht äußern mochte. Dem "Stern" liegt eine Quittung vor, in der Batliner den Erhalt von vier Schecks im Gesamtwert von vier Millionen Mark in verschiedenen Währungen von der VDMFK bestätigt - "zwecks Weiterleitung an die Allfina Allgemeine Finanzierungsanstalt Vaduz".

Auf deren Konten verblieben die Gelder dem "Stern" zufolge nicht lange. So erhielten einige Maler Darlehen aus den Allfina-Töpfen, aber auch Batliners Anwaltskollege Kurt Alig (30 000 Schweizer Franken), Sekretärin Karin Sturn (156.000 Schweizer Franken) und Schwiegersohn Moosleithner (10.000 Schweizer Franken). Aber auch Batliners Tochter Angelika Moosleithner erhielt von der KVA ein Darlehen über 500.000 österreichische Schilling und von der Confido Administration SA in Panama (Präsident Herbert Batliner) ein Darlehen über vier Millionen Schweizer Franken, verzinst mit fünf Prozent und verbürgt vom Vater. Das schwerreiche Familienoberhaupt gewährte sich sogar selbst ein Confido-Darlehen in Höhe von 5,5 Millionen Schweizer Franken (Fixzinssatz vier Prozent). Die erste Auszahlung über 500.000 Schweizer Franken nahm Batliner laut schriftlicher Bestätigung bar entgegen. Vertreten wurde die Confido laut Darlehensvertrag von Anwalt Alig und Batliners Buchhalter Franz Ender.

Noch sonderbarer ist ein Darlehen der Ventran Company Inc. in Panama, "vertreten durch Herrn Franz Ender". Darlehensnehmer auch hier der Chef, er übernahm laut Vertrag "die Darlehensschuld seiner Gattin Rita Batliner" in Höhe von einer Million Schweizer Franken. Merkwürdig auch ein Darlehensvertrag mit Batliners Mitarbeiter Hans Gassner. Der bestätigt seinem Chef den Erhalt von insgesamt 460.000 Schweizer Franken in bar. Nach Auskunft eines mit der Pressearbeit für den VDMFK beauftragten PR-Beraters wurden alle gewährten Darlehn natürlich auch zurückgezahlt.