Wer ist großzügiger?
Unter dem Druck der Öffentlichkeit versuchen Regierungen, sich mit Hilfszusagen für die Opfer der Flutkatastrophe in einem Wettlauf zu überbieten
Die Zahl der Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien steigt immer höher. Wie viele letztlich durch die Flutwelle und deren Folgen gestorben sind, wird wahrscheinlich nie wirklich bekannt werden. Neben den vielen Verletzten wurde auch eine Million obdachlos und meist auch ihrer Lebensgrundlage beraubt, fünf Millionen Menschen seien auf dringende Hilfe angewiesen. Nach Schätzungen der UN benötigen über 1,7 Millionen Menschen in Indonesien und Sri Lanka Versorgung mit Lebensmittel und Wasser - und das vermutlich noch über längere Zeit. Viele Menschen auf der ganzen Welt versuchen mit Spendenbeiträgen für Hilfe zu sorgen. Und mittlerweile scheint unter den Ländern eine Art Konkurrenzkampf darüber eingetreten zu sein, wer sich am großzügigsten erweist.
Die UN meldet, dass bislang Zusagen von Hilfsgeldern für die betroffenen Regionen von Regierungen und Hilfsorganisationen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar erfolgt seien. Ganz entscheidend sei nun, die Hilfe auch für die am schwersten betroffenen und entlegenen Gebiete zu organisieren, vor allem in Indonesien und Sri Lanka. Ungebrochen ist auch die Spendenbereitschaft der Menschen. So haben in Großbritannien die Menschen bislang 85 Millionen Euro gespendet, mehr als die Summe, die die Regierung zugesagt hat. Auch die Deutschen haben bereits über 18 Millionen Euro gespendet. Die Menschen und Unternehmen in den USA haben bislang weit mehr als 100 Millionen US-Dollar gespendet.
Seitdem UN-Krisenkoordinator Jan Egeland mit seiner Bemerkung, die reichen Länder seien bei Hilfeleistungen "geizig", für Aufruhr besonders in den USA geführt hatte, weil die US-Regierung sich damit direkt angesprochen fühlte, hat die Bereitschaft sprunghaft zugenommen, zumindest weitere Gelder zuzusagen. Nachdem die US-Regierung zuerst vier Millionen Dollar geben wollte, hatte US-Präsident Bush drei Tage nach der Katastrophe zunächst nur 15 Millionen Dollar an Hilfsgeldern zugesagt. Zusammen mit der Bemerkung von Egeland wiesen Kritiker darauf hin, dass alleine für die Inaugurationsfeier von Bush mehr Geld ausgegeben werde und die US-Regierung von den Industrieländern in Relation zum Bruttosozialprodukt am wenigsten Entwicklungshilfe leiste. Verglichen wurde die Hilfszusage auch mit der Hilfe in Höhe von 13 Milliarden, die die von Wirbelstürmen betroffenen US-Regionen erhalten haben, oder auch mit den Ausgaben für das Militär im Irak. Das Weiße Haus konterte, dass die USA in absoluten Zahlen das Land seien, das weltweit am meisten Hilfsgelder gebe. Zudem müssten auch die Spenden der amerikanischen Bürger berücksichtigt werden, da diese traditionell eine wichtige Rolle spielen.
Gleichwohl hatte daraufhin die Bush-Regierung schnell die Zusage von 15 auf 35 Millionen Dollar angehoben, aber gleichzeitig verkündet, die Hilfe im üblichen Stil mit einer Koalition von Ländern aus der Region zu organisieren. Das war ein deutlicher Wink an die UN und die von dort kommende Kritik, obgleich Egeland die USA nicht explizit genannt und ganz allgemein gesprochen hatte.
Allerdings waren die 35 Millionen aus den USA noch bescheiden gegenüber den Zusagen aus anderen Ländern. So hatte Frankreich am Donnerstag seine Hilfszusage auf 57 Millionen US-Dollar verdoppelt und vielleicht den Wettlauf eingeleitet, weil Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin sich damit brüstete, am meisten Geld zu geben. Kurz darauf aber hat beispielsweise Großbritannien mit 96 Millionen US-Dollar Frankreich und die USA überboten. Schweden zog mit 80 Millionen US-Dollar, Spanien mit 68 Millionen und Japan zunächst mit 30 Millionen mit. Dieses Mal kommen Zusagen sogar aus China, das am Freitag die zunächst zugesagten 2,6 Millionen auf 60 Millionen Dollar erhöhte. Deutschland hat 20 Millionen Euro an Soforthilfe versprochen, ansonsten aber keine weiteren konkreten Zusagen gegeben. Die EU gibt 33 Millionen EU, kündigte aber an, weitere 70 Millionen aus ECHO und, falls diese nicht reichen sollten, zusätzlich 200 Millionen bereitzustellen.
Die US-Regierung hat möglicherweise wegen der anhaltenden Kritik, die nicht nur die Höhe der Hilfsgelder im Vergleich zu anderen Ländern bemängelte, sondern auch die Hilfe strategisch als Möglichkeit begriff, ein Zeichen gerade für die muslimische Welt zu geben und das Image der USA zu verbessern, am Freitag die Zusage auf 350 Millionen US-Dollar (260 Millionen Euro) aufgestockt. Das war mehr als der Beitrag, den die Weltbank geben will und der bis gestern die größte Summe eines Einzellandes darstellte, sieht man von den möglichen 300 Millionen Euro ab, von der die EU gesprochen hat. Zudem wurde angekündigt, dass die Gelder noch aufgestockt werden könnten, wenn das Ausmaß der Katastrophe deutlicher geworden sei. Überdies hat Außenminister Powell im Gespräch mit UN-Generalsekretär Kofi Annan über die Zusammenarbeit der amerikanischen Hilfskoalition mit der UN gesprochen.
Am Samstag erhöhte schließlich der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi die Hilfszusage von 30 Millionen auf 500 Millionen US-Dollar. Dadurch ist Japan vorerst der größte Spender und steht an der Spitze im zwar wünschenswerten, aber doch auch ein wenig makabren Wettlauf der Geber, die die Katastrophe natürlich auch jeweils für andere politische Zwecke instrumentalisieren. So verdrängt die Katastrophe vorerst andere unangenehme Themen, in Deutschland etwa die weiterhin schwelende Wirtschaftskrise oder in den USA den Irak-Krieg. Für die von der Katastrophe Betroffenen kann der unter den Fernsehkameras stattfindende Wettstreit allerdings von Nutzen sein, wenn den schnell gegebenen Zusagen dann auch die Taten folgen, was nicht immer der Fall ist. US-Präsident Bush und sein Bruder Jeb Bush, der Gouverneur von Florida, haben bereits einen Besuch der Krisenregion angekündigt. Auch Vertreter anderer Regierungen werden in erster Linie medienwirksame Besuche machen
Wie Egeland erklärte, sind damit in kurzer Zeit über 2 Milliarden an Hilfsgeldern für Asien von 40 Staaten und der Weltbank zugesagt worden. Wichtiger allerdings ist, dass die Hilfe nun so schnell wie möglich kommt und besser organisiert wird, aber auch, dass die unter dem Druck der Öffentlichkeit gegebenen Zusagen auch wirklich eingelöst werden, wenn das Unglück aus den Medien verschwindet und langfristig Wiederaufbau geleistet werden muss.
Spenden für die Erdbebenbopfer in Südostasien:
Bündnis der Hilfsorganisationen
action medeor, Adra, ASB, AWO, Care, Help, Johanniter, Malteser, Paritätischer Wohlfahrtsverband und World Vision
Bank für Sozialwirtschaft
Bankleitzahl: 370 20 500
Kontonummer: 10 20 30
Stichwort "Seebeben Südasien"
EKK Bank
BLZ 500 605 00
Kontonummer 104 88888 0
Stichwort: Seebebenopfer
Sparkasse Bonn
BLZ 38 05 00 00
Kontonummer 97 0 97
Stichwort Seebeben
Postbank Karlsruhe
Bankleitzahl: 660 100 75
Kontonummer: 202 753
Stichwort "Erdbeben-Südasien"
Bank für Sozialwirtschaft
Bankleitzahl: 370 205 00
Kontonummer: 41 41 41
Stichwort: "Südasien"
Sparkasse Bonn
Bankleitzahl: 380 500 00
Kontonummer: 1115
Stichwort "Erdbeben Asien"
Postbank Stuttgart
Bankleitzahl: 600 100 70
Kontonummer: 502 707
Stichwort "Erdbeben-Südasien"
Spendenportal für online-Spenden
Sparkasse Aachen
Bankleitzahl: 390 500 00
Kontonummer: 52100
Stichwort: Erdbebenopfer
Bank für Sozialwirtschaft Köln
Bankleitzahl: 370 205 00
Kontonummer: 13 13 13
Kennwort: Seebeben
Hilfe für Kinder in Not
Volksbank Osnabrück eG
Bankleitzahl: 265 900 25
Kontonummer: 700 800 700
Stichwort: Flutwelle
Bank für Sozialwirtschaft
Bankleitzahl: 370 205 00
Kontonummer: 300 000,
Stichwortwort "Erdbeben Asien"