RFID-Chips für Ausländer

Das US-Heimatschutzministerium will zur besseren Kontrolle der Landesgrenzen bei einreisenden Ausländern die Reisedokumente mit RFID-Chips ausstatten, die angeblich gegen Missbrauch geschützt sind

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Die US-Regierung will den Bau der virtuellen Mauer um das US-Territorium (Die virtuelle Grenze) noch dichter machen. Mit dem US-Visit-System werden von allen visumspflichtigen Ausländern, sofern sie keine maschinenlesbaren Ausweise mit biometrischen Daten mit sich führen, digitale Fotografien und Fingerabdrücke schon in den Vertretungen im Ausland abgenommen und bei der Einreise durch nochmalige Abnahme überprüft. Damit soll die Kontrolle über Ein- und Ausreise gewährleistet werden. Die Datenbank steht aber auch anderen Sicherheitsbehörden offen, so dass die Bewegung von Ausländern auch im Land besser überwacht werden kann. Nun will das Heimatschutzministerium zusätzlich auch passive RFID-Chips an den Landgrenzen für Personen zur Identifizierung einführen.

Schon jetzt wurden über das US-VISIT-System biometrische und persönliche Daten von fast 18 Millionen Ausländern erfasst, die in die USA gereist sind. 407 Menschen wurden aufgrund der Daten festgenommen oder die Einreise verwehrt.

Um die USA noch sicherer zu machen, angeblich auch um die Sicherheit der Reisenden zu steigern und ein "offenes Land" zu bleiben, soll nun das US-VISIT-System mit RFID-Chips für Personen erweitert werden, die bei der Einreise für visumpflichtige Ausländer in die Reisedokumente eingefügt werden. Das Verfahren soll mit verschiedenen Techniken erst einmal an einem "simulierten Hafen" im Frühjahr ausprobiert und dann ab Juli im wirklichen Leben mit unterschiedlichen Wetter- und Verkehrsbedingungen an den Grenzstationen Nogales East und Nogales West in Arizona; Alexandria Bay in New York und Pacific Highway and Peace Arch in Washington getestet werden. Die Tests sollen ein Jahr lang stattfinden, dann ist beabsichtigt, bei Gelingen, an alles Landesgrenzen RFID-Chips zu verwenden.

Nicht-invasive Kontrolle und Wahrung der Privatsphäre

Der noch amtierende Staatssekretär beim Heimatschutzministerium für "Border & Transportation Security", Asa Hutchinson, verkauft die Einführung von RFID-Chips als große Innovation: "Mit der Verwendung von RFID-Technik sehen wir das Potenzial, nicht nur die Sicherheit unserers Landes zu verbessern, sondern auch die wichtigsten Verbesserungen der Infrastruktur an den US-Landesgrenzen in den letzten 50 Jahren durchzuführen." Mit den RFID-Chips sollen die Kontrollen an den Grenzen beschleunigt und die Einreise- und Ausreisedaten genauer erfasst werden. Damit lässt sich leicht eruieren, wie oft und wann eine Person die Grenze passiert und wie lange sie sich in den USA aufgehalten hat. Überdies heißt es, dass RFID-Chips Mittel der Kontrolle sind, die "nicht-invasiv sind und die Privatsphäre der Reisenden wahren". Zudem böten RFID-Chips einen größeren Schutz vor Fälschungen.

Auf dem RFID-Chip wird lediglich eine ID-Nummer gespeichert. Der passive Chip benötigt keine Batterie und enthält keinen Sender. Die auf ihm gespeicherte Information kann aber aus einer gewissen Entfernung ohne Berührung und auch ohne Sichtkontakt von einem Scanner an Durchgängen gelesen werden. Das Lesegerät ist wieder mit einer Datenbank vernetzt, über die die Nummer mit den vorhandenen biometrischen und persönlichen Daten der Person verbunden wird. Details zur Technik sind nicht bekannt.

Da die ID-Nummer auf dem RFID-Chip nur in Verbindung mit den anderen Daten persönliche Informationen erschließt, diene dieses Verfahren gleichzeitig dem Datenschutz, versichert man beim Heimatschutzministerium. Zwar kann die Nummer prinzipiell auch von anderen Scannern gelesen werden, aber die Informationen auf den Datenbanken seien auf mehreren Ebenen gesichert. Die Nummer, die selbst keine persönlichen Daten enthält und ohne Verknüpfung bedeutungslos sei, könne nicht verändert werden. Angeblich könne sie auch nur von "offizieller" Seite gelesen werden. Ohne solch ein "offizielles" Lesegerät könne man auch nicht den Aufenthalt einer Person mit einem RFID-Chip erkennen.

Das Heimatschutzministerium will Ängste gleich beruhigen und erklärt, dass es sich nicht um ein GPS-System handelt, mit dem eine Person jederzeit lokalisiert werden könnte. Ob aber Scanner wirklich nur an den Grenzübergangen angebracht werden, wird abzuwarten sein. Es wäre ja auch sicherheitsstrategisch praktisch, auch an manchen anderen Orten im Inland die Anwesenheit von verchippten Ausländern verfolgen zu können. Zudem bestehen auch Pläne, in die Reisepässe der Amerikaner RFID-Chips mit allen Daten und einem digitalen Bild einzufügen (RFID-Chips in US-Reisepässen). Die Kritik an diesen Plänen, persönliche Daten unverschlüsselt abzuspeichern, hat man sich offenbar nun beim ersten Anlauf für Ausländer zu Herzen genommen. In Dokumenten angebrachte RFID-Chips könnten deren Inhaber aber auch vor unbemerkten Ablesen schützen, indem sie diese in eine mit Metall überzogene Hülle stecken, die die Radiowellen deflektiert. RFID-Chips lassen sich - beispielsweise mit RF-Dump - auch hacken, um so nicht nur die Daten ablesen, sondern auch manipulieren zu können.