"Schmeckt's?" – "Ja, wie gedruckt!"

Designer-Sushi aus dem Inkjet

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Aschermittwoch – der Kopf brummt, Fisch ist angesagt, der Blödsinn ist vorbei. Wirklich? Nein, wir legen jetzt mal die Tintenpatrone mit dem Sushiaroma ein…

Es schmeckt nach Fisch und Seetang und schaut interessant aus. Es ist roher Fisch in Reis mit Blättern drum rum. Es nennt sich Sushi. Edel, nicht billig, gesund – und natürlich.

Natürlich? Natürlich nicht: Ein Canon i560 Inkjet-Drucker ist nämlich der Erzeuger des "Ink-Jet-Sushi" im "Moto" in Chicago. Das ist für Leute, denen gewöhnliches Sushi immer noch viel zu gewöhnlich und zu billig ist. Stattdessen bestückt der Koch Homaro Cantu einen normalen Tintenstrahldrucker mit Esspapier aus Maisstärke – mit dem normalerweise Geburstagstorten beschriftet werden – und füllt in die Tintenpatronen Sojasauce. Damit wird dann etwas aufgedruckt, das ausgeschnitten und aufgerollt wie Algen, Kaviar und Fisch aussieht. Damit es nach mehr als Papier und Soja schmeckt, kommt vor dem Aufrollen noch etwas Aromapulver auf die Rückseite.

Wer großen Hunger hat und nicht warten will, bis sein Sushi fertiggedruckt ist, kann auch die Speisekarte aufessen. Nicht trocken, sondern in Gazpacho. Sozusagen Buchstabensuppe, nur das lästige Ausschneiden spart sich der trotz Hightech geplagte Koch diesmal. Buchstabensuppe auch für Analphabeten, denn es werden die Gerichte auch als Zeichnung aufgedruckt und schmecken dann auch so: Die Kuh schmeckt nach Kuh – in Gestalt von Steak und nicht Fladen – das Huhn nach Huhn und was man nicht mag, muss man schnell genug aus der Suppe fischen, bevor diese nach den Erdbeeren des Nachtischs schmeckt.

Star-Wars-Food

Schräg? Nicht schräg genug für Homaro Cantu. Eigentlich ist er Erfinder, Koch wurde er nur aus Versehen. Momentan arbeitet er an essbaren Postkarten – hoffentlich nicht mit dem zu manchen Edgar-Gratiskarten passenden Geschmack – und als nächstes will er Gerichte komponieren, die nach den Bildern von M.C. Escher schmecken – dann hoffentlich nicht wie schon mal gegessen. Für die Freunde der "leichten Küche" experimentiert Canto mit einer Ionen-Kanone sowie flüssigem Stickstoff, Helium und Supraleitern, um die Snacks schweben zu lassen.

Wem das irgendwie doch etwas zu kalt ist, der kann sich wiederum auf den Laserofen freuen, der gezielt Löcher ins Essen brennt – die Grillversion des Sushi-Druckers. Damit will er durch eine Sushi-Roll hindurchschießen, sodass der Fisch innen gar und außen roh ist – oder auch Brot herstellen, das die Kruste innen hat. Der Laser wird von dem Kaliber sein, mit dem normalerweise in der Industrie gelötet – oder auch beim Zahnarzt im Gaumen herumgeschmort wird. Mniamniam!

Der verrückte Prof… Koch!

Seine Gäste, die bis zu 250 Dollar für ein 20-Gänge-Menü hinlegen, essen nicht, um satt zu werden, sondern wollen das besondere Erlebnis. Bislang wird allerdings noch nicht am Tisch gedruckt, geschnitten und gerollt. Ein 3D-Essensdrucker ist noch im Planungsstadium und auch das im Fasching oft bestellte und nie gelieferte "Bier mit Senf, aber den Schaum unten" ist bei Cantu noch nicht erhältlich. Aber lange dauern kann es nicht mehr.

Astronautenfraß wird also zukünftig womöglich auch nicht mehr aus Tuben oder Kapseln kommen, sondern vor Ort frisch gedruckt. Mitsamt den Recycling-Sets mit Spritzen zum Wiederauffüllen der Druckpatronen. Für das passende Aroma gibt es dann ja das Pulver auf der Rückseite. Und wir sind heute ausgesprochen beruhigt, dass Telepolis nicht auf Papier erscheint.