Immer mehr Leute gehen wieder ins Kino

Berliner Filmförderungsanstalt meldet Rekordumsätze - trotz angeblicher Internet-Piraterie

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Die Filmwirtschaft klagt und klagt, sieht sich von Internet-Piraten bedroht, startet vermeintlich Angst einflößende Kampagnen gegen die Raubkopiererei. Und dann entpuppt sich das große Wehgeschrei als heiße Luft. Nach Angaben der Berliner Filmförderungsanstalt (FFA) war das Kinojahr 2004 nämlich eines der besten seit der Wiedervereinigung. Insgesamt 156,7 Millionen Eintrittskarten wurden verkauft, das sind 7,8 Millionen Besucher mehr als im Vorjahr und bedeutet eine Steigerung um 5,2 Prozent. Dies ergab, bei einem gleich gebliebenen Durchschnittspreis von 5,70 Euro einen Gesamtumsatz von 892,9 Millionen Euro (Vorjahr 850 Millionen Euro).

Aber auch die Video- und DVD-Anbieter, die eigentlich am meisten unter Raubkopien leiden müssten, melden Rekordzahlen. Erstmals wurden nach Angaben der FFA in zwölf Monaten mehr als 100 Millionen DVD-Scheiben und VHS-Kassetten verkauft. Weiter heißt es in der Presseerklärung:

Zusammen mit dem Verleihgeschäft, das etwa ein Sechstel des Gesamtmarktes ausmacht, brachte das den Videoprogrammanbietern einen Nettoumsatz mit einer Steigerung um 3,9 Prozent auf knapp 852 Millionen Euro. Damit hat er sich gegenüber 2000 mehr als verdoppelt.

An dem Erfolg der Filmwirtschaft haben nicht zuletzt deutsche Produktionen "Schuld": So gab es 2002 nur vier so genannte deutsche "Besuchermillionäre", die zusammen 5,4 Millionen Fans ins Kino lockten, 2003 waren es bereits fünf mit insgesamt 15 Millionen Besuchern. Und 2004 zählte gleich sechs "Besuchermillionäre", die von insgesamt 24,5 Millionen Zuschauern gesehen wurden. Dabei ist "(T)Raumschiff Surprise" sogar mit 9,1 Millionen Besuchern der erfolgreichste Film des Jahres.

Gleichzeitig verbesserte sich auf dem internationalen Markt das Image des deutschen Films: "Gegen die Wand" siegte nicht nur auf der Berlinale, sondern auch beim Europäischen Filmpreis. "Die fetten Jahre sind vorbei" erhielt in Cannes den Kritiker-Preis. Und "Der Untergang" sowie "Die Geschichte vom weinenden Kamel" wurden kürzlich für den Oscar nominiert. "Was die Qualität des deutschen Films angeht, so war 2004 das beste Jahr des letzten Jahrzehnts," meint daher auch FFA-Vorstand Peter Dinges. Und all das führte dann schließlich dazu, dass auch der Marktanteil der deutschen Produktionen mit 23,8 Prozent so hoch gewesen ist wie noch nie seit der FFA-Datenerfassung 1990.

Erfolg macht allerdings auch blind. So droht nach Angaben von insidekino.com im kommenden Sommer ein Blockbuster-Gemetzel. Zwischen dem 16. Juni und dem 7. Juli starten nämlich insgesamt fünf Filme, bei denen jeweils ein Millionen-Publikum zu erwarten ist. Darunter unter anderem: am 16.6. "Per Anhalter durch die Galaxis", am 23.6. "Batman Begins" und am 29.6. "Krieg der Welten". Dieses Überangebot wird vermutlich nicht nur die Kapazitäten der Kinos überfordern, sondern auch zu einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb führen. Und wenn die großen Erwartungen, die man an diese Filme hat, dann nicht erfüllt werden, haben eben wieder einmal die Internet-Piraten Schuld.