Filmportal.de ist online

Das größte Internetportal zum deutschen Film wurde zum Beginn der Berlinale eröffnet

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Das am Freitag gestartete Filmportal.de ist mehr als einen Klick wert. Ja, man kann sich in dieser umfangreichen Datenbank des deutschen Films regelrecht verlaufen oder verzetteln. Und stößt dann dabei beispielsweise auf einen Text, der im Dezember 1970 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht worden ist. Ungewöhnlich leidenschaftlich beklagt darin die Autorin Lore Schaumann den damals aus ihrer Sicht herrschenden "Sexterror".

Es gibt immer noch Jugendliche, die sich bewußt vom frühen Geschlechtsverkehr zurückhalten. Auf ihre Diskreditierung hat es der Film abgesehen. (...) Junge Leute sollen sich hier, so sagt der Verleih, "über den Stand und Norm des eigenen Sexualverhaltens informieren können". Diese Norm heißt Kleid runter. "Anders kann man seinen Freund nicht halten", wird die einzige noch Unerfahrene aus Freundinnenmund belehrt, und mit ein wenig Zureden schafft sie's noch am gleichen Tag. Das ist der Punkt, an dem neue Heuchelei entsteht, Sexterror an die Stelle von Repression tritt.

Lore Schaumann

Anlass der Empörung ist der erste Schulmädchen-Report, der 1970 eine enorm erfolgreiche Welle an weiteren deutschen Softpornos auslöste. Regie führte damals Ernst Hofbauer, der später mit Werken wie "Wenn die prallen Möpse hüpfen" (1973/74) oder "Rasputin - Orgien am Zarenhof" (1983) die deutsche Filmgeschichte bereicherte. Auch zu diesen Machwerken findet man übrigens einige wenige Angaben im filmportal.de.

Screenshot: Themenschwerpunkt Film in der DDR

Wer sich aber für Orgien am Zarenhof nicht interessiert, sondern lieber wissen möchte, was der einstige Shootingstar der deutschen Regie-Szene, Katja von Garnier, derzeit macht, der erfährt leider nichts Neues. Ihre recht kurze Filmografie endet mit dem 1996/97 gedrehten Film "Bandits". Danach hat die gebürtige Wiesbadenerin offenbar versucht, in den USA Fuß zu fassen mit diversen Projekten - und darüber informiert zum Beispiel diese Netzseite. Doch diese Wissenslücke ist gewollt, da das Filmportal.de ausschließlich dem deutschen Film gewidmet ist.

Finanziert wird das Projekt vom Bund, dem Land Hessen, der Filmförderungsanstalt und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Und die erste Entwicklungsstufe mit rund einer Million Seiten hat nach Angaben der Betreiber etwa 1,2 Millionen Euro gekostet. Die veröffentlichten Daten stammen aus dem Bestand des Deutschen Filminstituts und des Hamburgischen Zentrums für Filmforschung.

Screenshot: Seite über Metropolis von Fritz Lang

Erfasst sind derzeit 30.000 deutschen Kinofilme und 3.000 davon werden ausführlich mit Inhaltsangaben, Kritiken, Fotos oder Plakaten vorgestellt. Und wer zu einem Film Literatur sucht, der hat in vielen Fällen über eine angebotene Suchmaschine die Möglichkeit, die aktuell verfügbaren Titel in fast allen deutschen Filmbibliotheken online zu recherchieren. Darüber hinaus enthält die für den Nutzer kostenlose Datenbank 75.000 Namen des deutschen Films, und zu 550 Filmschaffenden werden Biografien angeboten.

Aber Filmportal.de ist nicht nur ein gut gestaltetes Filmlexikon, sondern Themen wie "Kino und Migration", "X-Filme", "Film in der DDR" oder "Film im NS-Staat" werden recht ausführlich behandelt, der Film und der Schauspieler der Woche vorgestellt und das Ganze wird noch ergänzt durch die bisher noch etwas schmalbrüstige Rubrik "Aktuelle Nachrichten". Kurzum: ein gelungener Start eines interessanten Projekts.