Sprachfasten: 40 Tage quasselfrei!

Das tut zwar weh, muss aber sein

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Hier spricht ein Dichter:
Am jüngsten Tag, wenn die Posaunen schallen
Und alles aus ist mit dem Erdeleben,
Sind wir verpflichtet, Rechenschaft zu geben
Von jedem Wort, das unnütz uns entfallen.

Aus Goethes Sonett "Warnung"

Damit es am jüngsten Tag für uns nicht zu fett kommt, hat die Zeitschrift Deutsche Sprachwelt nun die Aktion "40 Tage quasselfrei" gestartet. Und ruft bundesweit auf, in der gerade laufenden Fastenzeit auf "Fast-Food-Sprache" zu verzichten. - Ey boah! Why not?, denkt man als Sprach-User sofort, um sich danach auf die coole Begründung zu stürzen. Nach Meinung von Thomas Paulwitz, dem Schriftleiter der Sprachzeitung bietet der Verzicht auf "Fast-Food-Sprache" jedem einzelnen die Möglichkeit, bis Ostern das Bewusstsein für die Feinheiten der Sprache wieder etwas zu schärfen.

Doch how does it works? Nun, very simple:

Paulwitz macht darauf aufmerksam, daß zu den "kleinen Teufelchen, die sich dem Menschen gerne in den Nacken setzen", auch die Versuchung gehört, mit sprachlichen Übertreibungen den anderen zu blenden, um sich selbst in ein besseres Licht zu setzen. Das könne auf vielerlei Weise geschehen: zum Beispiel mit dem Verwenden überflüssiger Fremdwörter (Event, Fun, happy), mit dem übermäßigen Gebrauch von Superlativen (mega, super, hyper) oder mit einer Sprache, in der nur noch gehaßt oder geliebt, aber nicht mehr abgelehnt und gemocht wird.

Also auf Fun und auf Mega-Events sollen wir jetzt bis Ostern verzichten. Das ist zwar nicht super, denn: sic transit gloria mundi. Doch bevor wir sprachlich so weiter hyperventilieren - übrigens ganz im Sinne der Transformationsgrammatik, zu deren Sykophanten wir uns gern machen, sei noch schnell erwähnt, dass wir nach dem Willen der Sprachwelt - Hic Rhodos, hic salta und basta! - auch auf Fremdwortvöllerei verzichten sollen.

Öffentliche Sprachsünder seien nämlich dazu aufgefordert, so Paulwitz, "ihr närrisches Wörtertreiben zu beenden und künftig dauerhaft auf überflüssige Fremdwörter zu verzichten." Small ist also doch beautiful! Und weil das so ist, säubert Deutsch-Schrift-Führer Paulwitz schon seit Jahren unermüdlich auch auf einer eigenen "Weltseite" im "Weltennetz" unsere Sprache vor bösen Anglizismen und lehrt damit den Globalisieren dieser Welt Mores.