Die Flucht der Saudis nach dem 11.9. aus den USA

Mit tatkräftiger Unterstützung des FBI wurden kurz nach den Terroranschlägen zahlreiche Saudis aus den USA ausgeflogen - Neue Informationen bieten mehr Fragen als Antworten

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Michael Moore hatte in seinem Film "Fahrenheit 9/11" die Beziehung der US-Regierung, insbesondere der Bush-Familie, zu den Saudis - beispielsweise über die Carlyle-Group (Die Bush-Bin Ladin-Connection) - als verdächtigen Hintergrund thematisiert. Bekannt war schon lange, dass kurz nach den Anschlägen vom 11.9. einige Flugzeuge mit saudi-arabischen Staatsangehörigen, darunter auch Angehörige der bin Laden-Familie, aus den USA ausfliegen konnten, einige möglicherweise auch in der Zeit, als der Flugraum für Privatflugzeuge noch gesperrt war. 2004 war bestätigt worden, dass es sich um 162 saudische Staatsangehörige gehandelt hat, zwischen 14. und 24.9.2001 flogen weitere 142 Saudis mit gecharterten Maschinen in ihre Heimat. Gemunkelt hatte man schon immer, dass das FBI beim fluchtartigen Verlassen der Saudis beteiligt war, die New York Times hat nun Dokumente erhalten, die dies belegen.

Aufgrund dieser Flüge geäußerte Vermutungen einer Konspiration werden durch die der Times vorliegenden Informationen zwar nicht bestätigt, wohl aber, dass Anstrengungen von US-Behörden unternommen wurden und noch immer werden, in diesem Kontext etwas zu verbergen. Die New York Times hat die - allerdings stark eingeschwärzten - Regierungsdokumente von Judicial Watch erhalten, die sie wiederum über einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz bekommen hatte. Danach sind mehrere Flugzeuge, die bislang nicht offiziell genannt wurden, u.a. von Las Vegas aus Richtung Saudi-Arabien gestartet. Das FBI hat den Saudis, darunter zahlreiche Angehörigen der saudischen Königsfamilie, bei der überstürzten Abreise tatkräftig unterstützt.

So hat das FBI zwei saudische Familien Los Angeles und Orlando bis zum Flugplatz gebracht, da diese um Begleitschutz gebeten hatten, und verschiedene saudische Staatsangehörige auch ohne vorherige Befragung, die eigentlich vorgeschrieben war, ausfliegen lassen. Die meisten der mutmaßlichen Flugzeugentführer stammten aus Saudi-Arabien, Osama bin Laden ist Angehöriger der einflussreichen Bin Laden-Familie, die auch mit den Amerikanern Geschäfte machten und über die Carlyle Group mit der Bush-Familie verbunden ist, zudem wurde al-Qaida zumindest lange Zeit mit Geldern aus Saudi-Arabien unterstützt. Kurzzeitig ist es zwischen der US-Regierung und Saudi-Arabien deswegen zu einer Krise gekommen, die aber schnell wieder beigelegt wurde - indem Dutzende von Seiten eines Berichts vor der Veröffentlichung geschwärzt wurden und geheim blieben ("Ewige Freundschaft").

Verschwörungstheoretiker hatten schon seit langem auf diese seltsamen Vorgänge aufmerksam gemacht. Das Misstrauen wurde durch die Geheimhaltungs- und Abwiegelungsstrategie der US-Regierung geschürt, die auch jetzt um die Geheimhaltung weiterer Einzelheiten bemüht ist (neben einigen anderen ungeklärten Fragen ist auch die Geheimhaltung im Fall der ehemaligen FBI-Mitarbeiterin Sibel Edmonds schwer verständlich). Als Michael Moore diese Flüge in seinem Film aufgriff und es vielsagend fand, dass gerade die Saudis eine Sonderbehandlung erhalten haben, wurde dies von offizieller Seite empört zurückgewiesen.

Nach den noch in den Dokumenten lesbaren Informationen sind die Flüge zwar nach dem 12.9. erfolgt, als der Luftraum schon wieder freigegeben war. Gleichwohl scheint man beim FBI auch nach der eiligen Aktion nachdenklich geworden zu sein und etwa nachgeprüft zu haben, warum einige Saudis vor ihrem Abflug nicht befragt wurden, zudem wurden die Hotelzimmer in Las Vegas fünf Tage nach dem Abflug der Saudis untersucht. Die Dokumente lassen es offen, wie die Times schreibt, ob manche der ausgeflogenen Saudis etwas mit den Terroranschlägen zu tun gehabt haben.