Infektiöse Computer

Durch Computertastaturen können in Krankenhäusern auch Antibiotika-resistente Bakterien übertragen werden

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Dass sich in der Tastatur von Computern allerhand Dreck ansammelt, ist schon lange bekannt (Die Geheimnisse der Tastatur). Und dass in dieser geschützten Ökonische auch Bakterien gedeihen, liegt auf der Hand. In einer Studie hat nun der Epidemiologe Gary Noskin festgestellt, dass sich über Computertastaturen auch gefährliche Krankheitserreger verbreiten können. Besonders problematisch ist das in öffentlichen Institutionen, vor allem in Krankenhäusern, in denen sowieso resistente Erreger (superbugs) gedeihen, aber auch in Schulen oder Büchereien oder überall dort, wo viele Menschen eine Tastatur benutzen.

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Bild: University of Bath

Noskin hat seine Untersuchung im Northwestern Memorial Hospital in Chicago durchgeführt. Aber natürlich sind die Ergebnisse verallgemeinerbar und weisen auf ein Problem hin, dass mit der wachsenden Computerisierung in der Medizin und aller anderen Lebensbereiche zumindest vorerst noch zunehmen dürfte. Ärzte und Pflegepersonal müssen Daten in Computer eingeben. Dabei können Erreger, wenn sie keine Handschuhe tragen, die ausgewechselt werden, auf ihre Hände geraten, so dass anschließend Patienten infiziert werden können. Zudem stehen auch vermehrt in Krankenzimmern Computer, so dass die Tastaturen hier einen Infektionsort bilden können.

Das Problem ist, dass Tastaturen von PCs, Notebooks, Blackberries und anderen tragbaren Geräten nur schlecht gesäubert und vor allem kaum desinfiziert werden können. Nach Noskins Untersuchungen können Krankheitserreger zumindest bis 24 Stunden zwischen den Tasten überleben. Um das zu überprüfen, wurden Tastaturen in dem Krankenhaus mit drei Bakterienarten "geimpft", die gegen bestimmte Antibiotika immun sind: Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und Pseudomonas aeruginosa (PSAE).

PSAE-Bakterien, die vor allem abwehrgeschwächten Patienten gefährlich werden, überlebten allerdings nur eine Stunde auf der Tastatur und fünf Minuten auf dem Gehäuse der Tastatur. Auch VRE und MRSA sind vorwiegend für Menschen gefährlich, deren Immunsystem geschwächt sind. Aber insbesondere MRSA-Bakterien, die über die Haut oder die Schleimhäute ins Gewebe eindringen und nosokomiale Infektionen auslösen können, haben sich bereits nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in anderen öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Gefängnissen verbreitet. Noskin ließ auch Freiwillige auf den kontaminierten Tastaturen tippen und fand heraus, dass desto mehr Bakterien auf deren Händen gefunden wurden, desto länger sie Kontakt mit der Tastatur hatten. Bei MRSA gab es mit 92 Prozent die höchste Übertragungsrate, VRE folgte mit 50 Prozent, bei PSAE waren es nur 18 Prozent.

Noskin, der seine Studie auf der Jahrestagung der Society for Healthcare Epidemiology of America vorstellte, empfiehlt häufiges Händewaschen. Das aber müsse aber nach der Benutzung eines Computers und vor der Berührung eines Patienten geschehen. Auch das Tragen von Handschuhen oder Abdeckungen würden nicht verlässlich wirksam sein. Das Waschen der Tastatur mit Wasser und Seife habe jedoch keinen Sinn, man müsse sie regelmäßig desinfizieren. Allerdings dürften scharfe Desinfektionsmittel der Tastatur und dem übrigen Plastikgehäuse nicht gerade gut tun. "Tastaturen", so Noskin, "werden niemals völlig steril sein. Es wird hier immer Bakterien geben."