Der etwas andere Wecker

Mit einem Stirnband, das die Gehirnwellen abnimmt, sollen die Schläfer dann geweckt werden, wenn sie sich in einer Phase des leichten Schlafs befinden

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Die Menschen schlafen zunehmend weniger, mindestens ein bis zwei Stunden weniger als noch vor 100 Jahren (Wir schlafen zu wenig). Sie müssen nicht nur oft länger arbeiten, sondern wollen die Wachzeit auch für den Medienkonsum und andere Freizeitbeschäftigungen nutzen. Auch die Kinder und Jugendlichen betrifft in der Always-on-Gesellschaft der chronische Schlafmangel, der zu Konzentrationsschwierigkeiten und anderen Problemen führen kann. Schlafmangel soll etwa frühzeitige Alterungsprozesse verursachen und Krankheiten wie Diabetes begünstigen (Zuwenig Schlaf macht alt und krank). Aber möglicherweise muss man nicht unbedingt länger schlafen, um der täglichen Müdigkeit zu entgehen. Vielleicht würden wir uns frischer fühlen, wenn wir zur rechten Zeit aufwachen?

Das jedenfalls glauben die Gründer der studentischen Start-up-Firma Axon Sleep Research Laboratories, die ein Stirnband mit dem Namen SleepSmart entwickeln, wie New Scientist berichtet. Das soll als eine Art Wecker dienen, nur stellt man diesen nicht auf eine bestimmte Zeit ein, sondern man wird geweckt, wenn man sich gerade in der richtigen Schlafphase befindet.

SleepSmart nimmt wie ein EEG die Gehirnwellen ab und kann so feststellen, in welcher Schlafphase sich der Benutzer befindet. Die Entwickler von SleepSmart gehen davon aus, dass es nicht gut ist, wenn man aus dem REM-Schlaf, in dem die Träume stattfinden, oder dem Tiefschlaf aufgeweckt wird. Dann nämlich fühle man sich schlapp und unausgeruht. Am besten sei es, wenn man in einer Phase des leichten Schlafs geweckt würde.

Das normale Schlafen ist gekennzeichnet durch sich wiederholende Zyklen, die beim Erwachsenen jeweils ungefähr 90 Minuten dauern. Neben dem REM-Schlaf, bei dem schnelle Augenbewegungen stattfinden, gibt es den Non-REM-Schlafs, bei dem vier Stadien unterschieden werden, die sich anhand der Gehirnwellen identifizieren lassen. Vom leichten Schlaf (Stadien 1 und 2) gleitet man über in den Tiefschlaf (Stadien 3 und 4), aus dem man am schwersten zu wecken ist. Dann kehrt man zurück in den leichten Schlaf, von dem man in die 5. Phase, den REM-Schlaf, eintaucht. Gegen Morgen nehmen die Tiefschlafphasen ab und werden oberflächlicher, dagegen nehmen die REM-Phasen zu.

Die Gehirnwellen werden von drei in das Stirnband eingefügten Elektroden gemessen, aus denen sich das EEG des Schläfers ergibt. Die Daten des Stirnbands werden zu einer Basisstation mit einem Wecker neben dem Bett gefunkt, auf dem man die Zeit eingibt, an der man spätestens geweckt werden will. Da die REM-Phasen aber auch am Morgen häufig und lange sind, dürfte es interessant sein zu erfahren, wie das Problem gelöst wird, den Schläfer noch rechtzeitig, aber nicht allzu früh zu wecken. Da könnte es schon mal um eine Diferenz von 90 Minuten gehen.

Ein Patent für ihren neuartigen Wecker haben die Axon Sleep Research Laboratories schon im Februar erhalten. Nächstes Jahr soll das Stirnband auf den Markt kommen. Der Preis soll bei etwa 200 US-Dollar liegen.

Nach einer aktuellen Studie der National Sleep Foundation (NSF) schlafen nach Ansicht der Wissenschaftler die meisten US-Amerikaner nicht genügend lange. Durchschnittlich schlafen die Amerikaner 6,8 Stunden, brauchen würden erwachsene Menschen aber angeblich zwischen sieben und neun Stunden. Davon aber sind die Menschen nicht überzeugt. 75 Prozent der Befragten sagten nämlich, sie hätten keine Schlafprobleme. Und sie meinen, dass eigentlich 6,5 Stunden täglich ausreichen sollten. Die Männer glauben, sie würden noch weniger benötigen. Wenn man Schnarchen hinzuzählt, haben nach der NSF jedoch drei Viertel aller Amerikaner Probleme, beispielsweise mit dem Einschlafen, durch häufiges Aufwachen oder durch Aufwachen, ohne wirklich erholt zu sein. Bei letzterem würde ja vielleicht SleepSmart helfen können.