"Militäroperation Hollywood"

Wie das Pentagon über Zensur und Drehbuchänderungen Einfluss auf Filmprodukte ausübt – Erkenntnisse aus einem Buch des US-Journalisten David L. Robb

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Die fast hundertjährige Geschichte der Kooperation von US-Militär und Filmindustrie geht einher mit einer schier unübersehbaren Produktpalette. Einen Überblick über wichtige Kinotitel bietet z.B. die militärhistorische Filmstudie "Guts and Glory" (2003) von Lawrence H. Suid. Streitbarer als dieses Werk ist das Buch "Operation Hollywood" (2004) des US-Journalisten David L. Robb. Gezeigt werden soll, wie das US-Militär in den letzten fünfzig Jahren durch Eingriffe in den Drehbuch-Prozess, die nicht selten einer faktischen Zensur gleichkommen, die Gestaltung von Filmen in seinem Sinn beeinflusst hat. Mit einer "editorischen Kontrolle" bei Kooperationen erzielen die Filmbüros der US-Streitkräfte manchmal Endprodukte, die mit der künstlerischen Ausgangsidee nicht mehr viel zu tun haben.

Köder für die Filmindustrie ist die Aussicht, durch Hilfeleistungen des Militärs enorme Summen einzusparen. Mitunter, so informiert ein Exkurs, kommt es bei der Militärunterstützung zu Korruption und Bestechungsversuchen. Der durch Kriegsfilme entstandene Markt für Militär-Equipment bzw. Waffenverleih ist im Einzelfall auch Tummelplatz für illegale Aktivitäten.

Willkürliche Handhabung der Pentagon-Richtlinien

Die Pentagon-Richtlinien für die Assistenz bei Filmproduktionen legen vordergründig viel Wert auf Authentizität:

The production must be authentic in its portrayal of actual persons, places, military operations and historical events. Fictional portrayals must depict a feasible interpretation of military life, operations and policies.

In Anlehnung an Captain Philip Strub, für dessen Verbleib als Pentagon-Unterhaltungsbeauftragter sich Jack Valenti, Präsident der Motion Picture Association, 1998 persönlich beim Verteidigungsminister eingesetzt hat, werden drei Basiskriterien für eine Filmförderung genannt:

The depictions of military life must be "feasible and authentic"; the film must "inform the public about the military"; and the film must "help military recruiting and retention".

Robb zeigt, dass der "Producer's Guide to U.S. Army Cooperation with the Entertainment Industry" völlig willkürlich gehandhabt werden kann, solange eine Produktion ein militärfreundliches Image verfolgt und die "Moral der Truppe" (retention) stärkt. Einerseits bleiben historische Verzerrungen und Fälschungen unbeanstandet, wenn sie den PR-Zielen des Department of Defense dienlich sind oder nicht entgegenstehen. Andererseits besteht das Pentagon auf die Streichung bzw. manipulierte Darstellung missliebiger historischer Fakten, auch wenn diese gut belegt werden können.

Entsprechende Fallbeispiele, die zu einer Veränderung oder Ablehnung von Filmen geführt haben, betreffen u. a.: Rassismus oder große Strenge von Armee-Vorgesetzten; Anspielungen auf illegale US-Operationen, die zu Skandalen oder – im Fall des Schauplatzes Nicaragua – zu einer Verurteilung durch den Internationalen Gerichtshof geführt haben; Thematisierung von US-Biowaffenlabors; Kriegsbrechen US-amerikanischer Soldaten; sexuelle Belästigung, Drogenmissbrauch und Gewalttätigkeit innerhalb der U.S. Army; Darstellung von negativen bzw. unvorteilhaften Zügen historischer Persönlichkeiten des Militärs (z.B. die Beleuchtung des Hardliners General Curtis LeMay in Thirteen Days); die Wiedergabe menschenverachtender Slogans, die real im Militäralltag nachzuweisen sind; Vertuschungsmanöver im Militär; Tötungsbefehle, die sich gegen eigene Soldaten richten (z.B. Apocalypse Now, Windtalkers).

In den Genuss flexibel gehandhabter Vorschriften gelangte die in Pro-7 ausgestrahlte bundesdeutsche TV-Produktion Jets (1999). Für die Realisierung konnte nach Pentagon-Richtlinien eine Dreherlaubnis auf der Sheppard Air Force Base in Texas, wo viele deutsche Militärpiloten trainierten, eigentlich nicht erteilt werden. Der Bundeswehr war das Projekt offenbar sehr wichtig. Nach einem Brief aus dem deutschen Verteidigungsministerium vom 23. Oktober 1997, in dem nachdrücklich um eine Unterstützung für JETS gebeten wurde, erteilte das Department of Defense eine Ausnahmegenehmigung.

Neben dem Militär haben übrigens auch die Geheimdienste, das State Department und das Weiße Haus Ansprechpartner für die Filmindustrie. Seit 1996 pflegt die CIA zur Image-Aufbesserung ein entsprechendes Programm. Der Verantwortliche ist Chase Brandon. Unterstützt wurden u. a.: die bis 2004 laufende CBS-Serie The Agency, The Sum Of All Fears (2002), Bad Company (2002), In The Company of Spies (1999, TV) und Patriot Games (1991).

Ein Sammelsurium der Pentagon-Zensur

Mit einem Sammelsurium aus Streichungen und Drehbuchveränderungen macht Robb seinen Zensurvorwurf anschaulich. Mit zwei Beispielen illustriert er Einflussnahmen auf James-Bond-Filme. In Tomorrow Never Dies (1997) entfiel auf Wunsch des Pentagon ein Dialogpart, der scherzhaft auf einen neuen Krieg mit Vietnam anspielte und diesmal ein mögliches Gewinnen in Aussicht stellte. In Golden Eye (1995) wurde die Nationalität eines US-amerikanischen Admirals mit Schurkenrolle auf Verlangen der Navy verändert (zunächst sollte er Franzose sein, weil die Produzenten jedoch auch eine Mithilfe des französischen Militärs wünschten, ist er am Ende Kanadier).

Innerhalb der TV-Serie Pensacola: Wings of Gold (1997-2000) führten Interventionen des Pentagon zu folgenden Änderungen: Jeder Hinweis auf eine Herkunft von Biowaffen aus Labors der US-amerikanischen Waffenforschung wurde gestrichen und die Nationalität der Schurken von der Ukraine auf den Sudan verlagert.

In Clear and Present Danger (1993) entschärften die Filmmacher gemäß Begehren des U.S. Department of Defense u.a. die negative Darstellung des US-Präsidenten. Für eine gefällige Endfassung von Tuskegee Airmen (1995) musste man auf Wunsch des DoD die Rolle des Rassisten von einem General des US-Militärs auf einen Senator verlagern.

Im Drehbuch für The Presidio (1988) kam es zugunsten eines sauberen und ungetrübten Militär-Familienideals nach Pentagonwünschen zu zahlreichen Veränderungen. Für The Hunt for Red October (1990), dessen Realisierung ohne Kooperation der Navy nicht möglich gewesen wäre, hatten die Filmmacher unter anderem den Abtrünnigen der sowjetischen Armee eine moralisch "bessere" Motivlage für ihre Illoyalität zu verschaffen. In Star Trek IV: The Voyage Home (1986) veränderten die Autoren auf Wunsch des militärischen Kooperationspartners Navy-Charaktere sowie Drehbuchteile, die die Zuverlässigkeit militärischer Sicherheitsstandards betrafen.

Um die für Rekrutierungszwecke wichtige niedrige Altersfreigabe nicht zu gefährden, wurde The Right Stuff (1983) über Piloten und Weltraumpioniere von "schmutzigem Sprachgebrauch" gereinigt. Das Drehbuch zur Filmkomödie Renaissance Man (1994) erfuhr eine regelrechte Radikalkur und entsprach erst dann dem vom Pentagon-Project-Officer anvisierten Militärimage. Auch die Militärklamotte In the Army Now (1994) fand trotz des beim Filmbüro der U.S. Army unbeliebten Genres Gefallen, weil 13- bis 18-Jährige als anvisiertes Publikum eine wichtige Zielgruppe für Rekrutierung darstellen. Durch Interventionen im Rahmen der Pentagon-Assistenz hatte man bereits die Komödie Stripes (1981) zu einem erfolgreichen Rekrutierungsstoff geformt, während das Ausgangsdrehbuch z.B. noch einen Drill-Sergeant enthielt, der Untergebene viel stärker quält. Ähnlich entfielen bei The Great Santini (1979) sieben Drehbuchseiten, auf denen Auszubildende Torturen unterzogen werden; biografisch bezeugt war der vorgestellte Held ein gewalttätiger Familienvater, was der Film nur sehr abgeschwächt andeutet.

Heartbridge Ridge (1986) über Rekrutenausbildung und die Grenada-Invasion unter Reagan erhielt volle militärische Unterstützung. Doch Clint Eastwood weigerte sich unter anderem (anders als die Macher von The Green Berets oder Windtalkers), ein US-Kriegsverbrechen – die Erschießung eines verwundeten Gegners – herauszunehmen. Deshalb ist diese Mitwirkung im Nachspann des edierten Films nicht mehr ausgewiesen.

Der einzige nachweisbare Fall, bei dem eine umfassende Pentagonbeteiligung aus Propagandagründen im Nachspann bewusst nicht vermerkt ist, liegt mit The Green Berets (1986) vor; eine Ausnahme ist der Titel auch aufgrund der scharfen Kritik des New Yorker Kongressabgeordneten Rosenthal am Einsatz von Steuergeldern für dieses Werk der Kriegspropaganda. Daneben wurde die Pentagon-Beteiligung beim Koreakriegsfilm Inchon (1981) Anlass zum Skandal, weil der Gründer der Moon-Sekte an dieser Produktion mitgewirkt hatte. Nur selten kommt es bei verweigerter Kooperation zu einem vergleichbaren Politikum: In den 50er Jahren hatte ein Senats-Komitee nach einem öffentlichen Protest von Regisseur Robert Aldrich bezweifelt, dass es bei der Pentagon-Ablehnung des Films Attack fair zugegangen war.

Das ursprüngliche Drehbuch zu Taps war 1980 für die National Guard auch deshalb unannehmbar, weil es im Rahmen der Besetzung einer Militärakademie durch Kadetten zu sehr Assoziationen zum Kent-State-Massaker weckte, bei dem Nationalgardisten am 4. Mai 1970 vier gegen den Vietnamkrieg protestierende US-Studenten erschossen hatten. Im Zuge der Assistenz erreichte die National Guard, im fertigen Film fast als geborener Freund der "Studenten" da zu stehen.

Auf Betreiben des Department of Defense wurde im Warner Brothers-Film Battle Cry (1953) die Szene über Rassismus gegenüber einem Latino mit Militärauszeichnungen gestrichen; ein dubioser Latino-Charakter fiel hingegen nicht dem Schneidetisch zum Opfer. 1954 ließ der Pentagon-Filmbeauftragte Don Baruch den Filmemacher Cy Roth wissen, die im Drehbuch zu einem geplanten Film Air Strike enthaltenen Vorurteile von Navy-Kreisen gegenüber einem jüdischen und einem afro-amerikanischen Soldaten seien nicht opportun. Nachdem Roth mit einem Protestbrief bei Präsident Eisenhower um Rückendeckung ersucht hatte, unternahm das FBI eine (ergebnislose) Untersuchung seiner Person.

Mit zwei Kapiteln zu den TV-Serien Lassie und The Michey Mouse Club und anderen Titeln erinnert Robb historisch daran, dass auch Kinder seit den 50er Jahren Zielgruppe von Pentagon-Koproduktionen sein können.

Bei Änderungsanweisungen für den Film Hellcats of the Navy, bei dem Ronald und Nancy Reagan mitspielen, sagten die Produzenten 1956 dem von der Kommunistenhatz bedrohten Drehbuchschreiber Bernie Gordon nicht, dass die Änderungswünsche direkt von der Navy kamen. Nach Überzeugung von Gordon war Reagan übrigens als exponierter Schauspielerfunktionär ein FBI-Informant, der ohne jede Scham linke Kollegen denunziert hat.

Wegen Missfallensäußerung der Navy im Jahr 1956 erhielt das Drehbuch zu Three Brave Men über einen authentischen Diskriminierungsfall eine ganz andere Richtung. Aus Untersuchern des Office of Naval Intelligence wurden nun Zivilisten. Hinweise auf den antisemitischen Hintergrund der realen Geschichte entfielen ganz, und eine antikommunistische Botschaft kam neu hinzu. Die Selbstzensur erfolgte nur, um das Militär bei Laune zu halten, denn in diesem Fall war eine Kooperation gar nicht erforderlich.

Nicht genehme Filmproduktionen erhalten die Rote Karte

Wenn das Militär seine Wünsche bei einem Filmprojekt nicht durchsetzen kann, steht am Ende die rote Karte. Das Tor zu Magazinen, Flugplätzen und Kasernen bleibt verschlossen. 1954 erreichte das Pentagon-Büro Schönungen im Drehbuch zuThe Court-Martial of Billy Mitchell über einen gravierenden historischen Fall von Vertuschung im Kontext der Militärjustiz. Den Produzenten wurden ständig "Unrichtigkeiten" vorgehalten, doch eine Einsicht in die Gerichtsakten blieb ihnen verwehrt. Die Filmemacher verwerteten Aussagen einer schließlich entdeckten Zeitzeugin, deren Tod das Militär zuvor behauptet hatte, äußerst militärfreundlich; gleichwohl verweigerte das Pentagon am Ende seine Assistenz.

Trotz zahlreicher Zugeständnisse der Produzenten bei Änderungsvorschlägen versagte das Pentagon 1993 jede Unterstützung für einen Touchstone-Film Countermeasures, und eben deshalb stellte auch die spanische Marine kein Schiff zur Verfügung. Das Filmprojekt, dessen Skript mit Thematisierung einer verdeckten US-Operation an die Iran-Contra-Affäre erinnerte, wurde nicht realisiert.

Ausnahmsweise erhielt sogar eine Bruckheimer-Produktion – Crimson Tide (1995) – eine Absage, weil das Pentagon sich mit der Meuterei auf einem Nuklear-U-Boot der USA nicht anfreunden konnte. Selbst Forrest Gump (1994) fand – trotz seines rundherum unschuldigen Blicks auf den Vietnamkrieg – kein Gefallen. Das ursprüngliche Drehbuch lehnte sich (noch stärker als das Endprodukt) an das "100.000-Programm" (1966) von Verteidigungsminister McNamara zur Rekrutierung von Soldaten mit niedrigem Intelligenz-Quotient an.

Der TV-Film Afterburn (1992) erschien dem Pentagon als Kooperationsprojekt ungeeignet. Im Zusammenhang mit einem tödlichen Flugunglück des Jahres 1982 thematisiert er einen fahrlässigen Umgang mit bekannten technischen Mängeln der – von General Dynamics für das Militär produzierten – F-16-Jet-Serie. Das Drehbuch basiert weithin auf authentischen Gerichtsakten.

Anfang der 60er Jahre verweigerte die Pentagon-Filmabteilung unter Don Baruch dem Film Fail Safe über Sicherheitsrisiken der nuklearen Abschreckung den Gebrauch seines Archivmaterials über Atompilze; das Gleiche widerfuhr 1992 unter Phil Strub der HBO-Produktion Citizen Cohn über die McCarthy-Ära. 1983 ließ das Verteidigungsministerium wider besseres Wissen die Produzenten des Veteranenfilms Maria's Lovers in dem Glauben, sie bräuchten eine Genehmigung zur Übernahme einer Filmminute aus der Jahrzehnte lang unter Verschluss gehaltenen Army-Produktion Let There Be Light über die Leiden von Kriegsveteranen.

1995 erfolgte eine Abfuhr an Outbreak, u. a. auch deshalb, weil dem Department of Defense der Ausbruch einer Seuche als Ergebnis der militärischen Bio-Waffen-Entwicklung in den USA missfiel. Der TV-Produktion Family of Spies wurde 1988 trotz großer Faktentreue eine Absage erteilt, weil die Navy eine Thematisierung des Spionagefalls John Walker als inopportun betrachtete. Im Gegensatz zur NASA verweigerte sich die Air Force bei Space Cowboys (2000), weil sie ihre Rolle in der Entwicklung zur Raumfahrt hin nicht richtig gewürdigt sah.

Der (äußerst patriotische) CBS-Fernsehfilm My Father, My Son (1988) erhielt keine Unterstützung, weil das Pentagon jeden Zusammenhang zwischen dem Agent-Orange-Krieg in Südostasien und gehäuften Lymphom-Krebserkrankungen bei US-Veteranen bestritt. James Webb, Vietnamveteran und 1987 ein knappes Jahr lang Secretary of the Navy, scheiterte trotz seiner militärisch-politischen Karriere mit dem Drehbuch Fields of Fire, weil das Pentagon wie bei anderen Vietnam-Filmproduktionen historisch korrekt wiedergegebene Sachverhalte aus dem Leben der U.S. Army (Anschläge auf Vorgesetzte, Drogenmissbrauch, Exekutionen von "Vietcong"-Verdächtigen, Niederbrennen von Dörfern) nicht auf der Leinwand sehen wollte.

Beim (militärfreundlichen) Film An Officer and a Gentleman (1982) lehnte die Navy eine offizielle Kooperation auch deshalb ab, weil ein in ihren Reihen bekannter "Jodie Call" (Marsch-Singsang) zu den Drehbuchtexten gehörte: "Family of gooks are sittin' in a ditch, / Little baby suckin' on his mama's tit. / Chemical burns don't give a shit, / Cause napalm sticks to kids." Möglicherweise, so die Darstellung von Robb, hat hernach die kanadische Luftwaffe bei diesem Titel eine anfängliche Zusage auch auf Betreiben der U.S. Navy wieder zurückgenommen.

Die Produzenten eines Films über das Golfskriegsyndrom bei US-Soldaten mit dem Titel Thanks of a Grateful Nation wandten sich 1998 erst gar nicht an das US-Verteidigungsministerium, erhofften aber beim Department of Veteran Affairs Wohlwollen. Ohne ihre Zustimmung gelangte das Drehbuch dennoch auf die Schreibtische des Pentagon.

A conspiracy against the First Amendment

Während der – in militärischer Zusammenarbeit sehr erprobte – Produzent Jerry Bruckheimer in einem Statement großes Verständnis für die Maßgaben des Pentagon zeigt, wird Oliver Stone im Buch so zitiert:

They make prostitutes of us all because they want us to sell out to their point of view.

Anders als Buchautor Lawrence H. Suid (Guts and Glory) hält David L. Robb die Filmförderpraxis des US-Militärs nachdrücklich für verfassungswidrig:

a conspiracy against the First Amendment between Hollywood and the Pentagon.

Er beruft sich dabei auf die Staatsrechtler bzw. Verfassungsexperten Floyd Abrams (First Amendment attorney), Prof. Irwin Chemerinsky und Prof. Jonathan Turley, die implizit den Weg einer gerichtlichen Klärung weisen. Die Freiheit der Kunst und das Recht auf freie Rede würden missachtet.

Die selektive , nicht von Gleichbehandlung getragene Förderung bzw. Begünstigung (oder Ausschließung) künstlerischer Meinungsäußerungen durch den Staat (viewpoint discrimination) ist nach Robb mit dem ersten Verfassungszusatz nicht vereinbar. Eine analoge Klärung durch den Obersten Gerichtshof sei bereits 1995 erfolgt im Fall Rosenberger v. The University of Virginia. Eine religiös motivierte Studentengruppe war von Vergünstigungen der Universität, die anderen gewährt wurden, ausgeschlossen worden. Die Richter entschieden:

In the realm of private speech or expression, government regulation may not favor one speaker over another. […] Discrimination against speech because of its message is presumed to be unconstitutional.

Prof. Turley bezeichnet in seinem Vorwort zu Operation Hollywood die Formung der öffentlichen Meinung und populären Kultur durch das Militär als "dark world". Er beklagt, dass die Praxis, mit der das Militär unter Einsatz von öffentlichem Eigentum Einfluss auf Filme nimmt und sein Image promoviert, der Bevölkerung kaum bekannt sei. Eine entsprechende Autorisierung durch den Kongress liegt nach seiner Meinung [trotz der Etatbewilligungen für die Filmbüros des Militärs] nicht vor. Robbs Darstellung widerlege die Behauptung des Militärs, weder an Propaganda noch an Zensurvorgängen beteiligt zu sein.

Nicht berücksichtigt werden im Buch die US-Gesetze zur Nutzung staatlicher Budgets für eine Beeinflussung der öffentlichen Meinung sowie völkerrechtliche Aspekte des Themas "Kriegspropaganda". Die Argumentation schließt mit ihrer Logik streng genommen auch eine selektive Diskriminierung kriegsunterstützender Inhalte aus. Gleichwohl bezieht Robb unmissverständlich Stellung gegen Kriegspropaganda. Er geht aus von weitreichenden Folgen der Mitgestaltung und Zensur von Kino- oder Fernsehprogrammen durch das Pentagon:

Certainly, the American people have become a more warlike people in the last fifty years.

Seine Vorschläge: 1. der Kongress soll zum Schutz der Verfassung tätig werden; 2. von der Writers Guild of America wird erwartet, dass sie Maßnahmen zum Schutz ihrer Mitglieder ergreift; 3. ein öffentlicher Boykott entsprechender Produktionen könnte die Kollaboration zwischen Pentagon und Hollywood augenblicklich stoppen.

Rund 150 Filmtitel werden in diesem Buch gesichtet. Robb bietet keine systematische Darstellung zum militärisch subventionierten Kriegskino, sondern zahlreiche Einzelbelege für eine grobe Missachtung des ersten Verfassungszusatzes in der "staatlichen Filmförderung" durch das Pentagon. Die Erträge für eine Ideologiekritik des Kriegsfilms ergeben sich in den meisten Fällen aus dem, was die Zuschauer aufgrund von Streichungen oder Projekt-Verhinderungen am Ende nicht zu sehen bekommen.

David L. Robb: Operation Hollywood. How the Pentagon Shapes and Censors the Movies [mit einem Vorwort von Jonathan Turley]. New York: Prometheus Books 2004.

Peter Bürger (Düsseldorf) ist Theologe und freier Publizist. Nach seiner letzten Buchveröffentlichung über den kritischen Vietnamfilm hat er soeben eine umfangreiche Studie "Kino der Angst – Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood" abgeschlossen. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf Filmproduktionen, die das Pentagon gefördert hat. Informationen über das Buchprojekt und die Möglichkeit zur Vorbestellung bietet die Webseite Kriegsfilme.