Die persönlichen Kleinstsatelliten für Jedermann kommen

Eine US-Firma bietet Satelliten für alle Zwecke an - auch für die Beerdigung der Asche von Verstorbenen im Weltraum

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Von den Mainframe-Rechnern sind wir schon lange weg und haben unseren PC. Ähnlich soll es womöglich bald auch für unseren Standort im Weltraum sein: eine Firma bietet einen Bausatz für einen Persönlichen Satelliten. Mit mindestens 50000 US-Dollar ist das zwar nichts für jedermann, aber dennoch könnte es über unseren Köpfen bald voller werden, als man sich das bislang wohl so vorgestellt hat.

Robert Twiggs, Professor am Space Systems Development Laboratory der Stanford University, hat einen solchen Kleinstsatelliten entwickelt, den jetzt die Firma One Stop Satellite Solutions (OSSS) herstellen und auf den Markt bringen will. Mit einer Größe von 10x10x10 Zentimeter ist ein solcher CubeSat wirklich ziemlich klein. Das Gehäuse allein ist weniger als ein Kilogramm schwer. Reinfüllen und in die Umlaufbahn bringen, so OSSS, könne man da alles, angefangen von Instrumenten bis zur Asche eines Menschen, der da oben in die Ewigen Jagdgründe eingehen soll.

Je nach Ausstattung gibt es CubeSats bereits ab 50000 Dollar, eingeschlossen die Positionierung auf einer Umlaufbahn (mit über 30000 Dollar ist der Start das teuerste). Vorgesehen ist, mit einem speziell entwickelten "Multi-Payload Adapter", der mit einer Rakete gestartet wird, gleichzeitig viele der Winzlinge auszusetzen. Dale Richards, Präsident von OSSS, bezeichnet den Adapter als Massentransportmittel für den Weltraum, ausgestattet ist er mit Stromversorgung, einem Computer, Kommunikationsmöglichkeiten und Kameras. Getestet wurde der MPA bereits im Januar 2000, als er auf einer umgebauten Minuteman II Rakete bereits 5 Kleinstsatelliten erfolgreich in die Umlaufbahn brachte. Im Prinzip könne man damit aber bis zu 100 CubeSats gleichzeitig in den Weltraum fliegen.

OSSS schlägt dem geneigten Kunden allerlei vor, was man mit einem solchen Kleinstsatelliten angefangen könnte. Wissenschaftlich interessant könnten sie sein, um biomedizinische oder Mikrogravitations-Experimente auszuführen oder satellitengestützte Technologien zu testen. Ansonsten könne man auch, wie gesagt, die Asche eines geliebten Menschen in der Erdumlaufbahn unterbringen, irgendwelche persönliche Dokumente als eine Art Existenzbeweis hinaufbefördern, so wie man halt wahrscheinlich seinen Namen in die Rinde von Bäumen ritzt oder an Mauern schreibt, oder einfach um schöne Fotos vom Mond, von der Sonne oder den Sternen zu machen. Naja, wer dafür wohl 50000 Dollar ausgeben will, wenn er jetzt noch Bilder in bester Qualität von den Satelliten der Nasa oder der Esa erhält? Jedenfalls hofft OSSS, dass der Kundenkreis von kleinen und großen akademischen Institutionen und Firmen bis hin zu allen möglichen Gruppen und schließlich jeden Einzelnen reicht. Auch an das Militär darf man denken, denn OSSS versichert, dass einige Anwendungen den Belastungsansprüchen des Verteidigungsministeriums entsprechen.

Die Attitude-Controlled Platform

Geben wird es den Bausatz in drei Varianten. Der billigste ist für den Privatgebrauch gedacht. Die anderen beiden Varianten enthalten Strom- und Computersysteme, der teuerste auch Kommunikationssysteme. Versorgt werden die CubeSats durch Batterien, die vom Multi-Payload Adapter wieder aufgeladen werden können, und mit Solarenergiezellen, die außen angebracht sind. Mitgeliefert werden kann ein Sonnensensor zur Positionsbestimmung, eine Attitude-Controlled Platform (ACP) zur Steuerung auch von frei fliegenden Satelliten, ein Gyroskop oder ein Magnetometer. Bei der Einrichtung der Bodenstation bietet die Firma Hilfe an, man soll den Satelliten aber auch über die Bodenstation von OSSS betreiben können.

Der erste Start für eine Gruppe von CubeSats ist für den 15. November vorgesehen. Gestartet wird nicht in den USA, sondern mit einer russischen Rakete vom Baikonaur Kosmodrom in Kasachstan. Mit dabei sein werden 18 CubeSats von Universitäten, die mit sechs P-PODs (Poly-Picosat Orbiting Deployers), in denen sich jeweils drei Satelliten befinden, ausgesetzt werden.

"Mit diesem Programm", so Twiggs, "eröffnen wir eine nicht erwartete neue Tür für Anwendungen im Weltraum, die bislang geschlossen war. Auf der Grundlage der Umfragen, die wir erhalten haben, kann ich mir vorstellen, dass jedes Jahr zwischen 100 und 200 dieser kleinen Satelliten in die Umlaufbahn gebracht werden. Um aber zu vermeiden, dass der Weltraum mit Schrott vollgestopft wird, haben wir Pläne, sie wieder auf die Erde zurück zu holen, wenn ihre Auftrag erfüllt ist." Wie das gehen soll, verrät Twiggs allerdings nicht.

Twiggs sagt, es bestünde auch Interesse daran, die CubeSats kooperativ einzusetzen, also mit einer ganzen Konstelation der Satelliten beispielsweise Messungen auf einer großen Fläche durchzuführen. Allerdings hält er sich bei der Voraussage zurück, was die künftigen Anwendungen wirklich sein werden und vergleicht die Situation mit den ersten Computern von Apple oder den Anfängen des Internet. Auch damals habe man noch nicht gewusst, welchen Sinn das haben könnte, während man PCs und das Internet jetzt für Tausend Dinge gebrauche.