Genmanipulation bringt nicht immer den gewünschten Erfolg

In den USA steht neben dem ersten Freilandversuch von genveränderten Insekten auch die Zulassung von genverändertem Fisch für den Verkauf zur Entscheidung an

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Nach den genveränderten Pflanzen in der Landwirtschaft sind jetzt die genveränderten Tiere an der Reihe, aus dem Labor in die Natur freigesetzt zu werden und dann auch womöglich im Bauch der Menschen zu landen. In diesem Sommer noch sollen in den USA die ersten Insekten in einem Freilandversuch getestet werden, ob sie als lebendige Schädlingsbekämpfer zu gebrauchen sind. Die US Food and Drug Administration (FDA) muss überdies entscheiden, ob genveränderte Fische auf dem Lebensmittelmarkt zugelassen werden sollen.

Wenn es nach der Studie geht, die in Nature (409, 15.2. 2001, 781-782) über transgene Forellen veröffentlicht wurde, dann könnte man zunächst zumindest zu der Auffassung kommen, dass die genetische Revolution womöglich mit größeren Versprechen angetreten ist, als sie einlösen kann. Zwar sind wildlebende Forellen, wenn ihnen ein Gen für ein Wachstumshormon, das aus einer Lachsart stammt, eingeführt wurde, schneller gewachsen und größer geworden, bei Forellen, die durch normale Züchtung schnell und groß wachsend sind, ließ sich hingegen keine Veränderung bemerken - höchstens die, dass diese Zuchtforellen Deformationen erhielten und alle starben, bevor sie fruchtbar wurden, womit sie wenigstens unschädlich bleiben.

Die kanadischen Wissenschaftler von Fisheries and Oceans Canada, zu denen auch ein Wissenschaftler von Monsanto gehörte, stellten fest, dass "die Wachstumsreaktion stark durch die intrinsische Wachstumsrate und den genetischen Hintergrund der Wirtsart beeinflusst wird, und dass die Einführung von Transgenen für Wachstumshormone in hochgezüchtete Fische nicht notwendigerweise zu einem weiteren Wachstum führt."

Das ist natürlich vorsichtig ausgedrückt. Anders herum gesagt heißt dies, dass Fische, die auf normale Weise gezüchtet werden, gesünder und größer werden als genveränderte Zuchtfische - jedenfalls, was diese Forellen angeht. Aber auch das Wachstum der genveränderten wildlebenden Tiere war nicht höher als das der normalen Zuchtsorte, der an sich bereits drei Mal so schnell wie die wildlebenden Forellen wächst. Allerdings haben die Wissenschaftler bei einer gezüchteten transgenen Lachsart ein noch schnelleres Wachstum ohne negative Auswirkungen beobachten können. Welche Folgen die Einfügung bestimmter Gene hat, kann also von der jeweiligen Art und davon abhängen, ob die gewünschte Eigenschaft bereits durch normale Züchtung verstärkt wurde. Das ist für Gegner wie Befürworter wichtig.

Was die Freilassung von genveränderten Fischen angeht, so betrifft dies in den USA einen von der amerikanischen Firma AF Protein entwickelten Lachs, der in Kanada gezüchtet wird und aufgrund der eingefügten Wachstumsgene vier bis sechs Mal schneller als normaler Lachs. Für die Zucht soll der Lachs sterilisiert werden, Kritiker fürchten jedoch, dass schon eine geringe Fehlerrate bei der Sterilisierung zu einer Verbreitung dieser Art und einer Verdrängung der wildlebenden Arten führen könnte. Bei einer Computersimulation von Wissenschaftlern der Purdue University stellte sich heraus, dass die Gefahr besteht, dass transgene Fische, die größer sind, von den Fischweibchen bevorzugt werden könnten, sich daher schneller ausbreiten und die normale Population verdrängen. Das eingeführte Gen wurde deswegen ein "Trojanisches Gen" genannt (Trojanisches Gen).

Möglicherweise wird in den USA in wenigen Wochen auch das erste genveränderte Insekt im Freilandversuch getestet werden, wie BBC berichtet. Vom Institut für Entomologie der University of California sind als Vorstufe eines Experiments Motten entwickelt worden, die erst nur ein Quallengen als Marker enthalten, so dass die Tiere unter fluoreszierendem Licht grün leuchten. Ziel des Versuches ist, Raupen dieser Mottenart, die schwere Schäden beim Baumwolleanbau bewirken und kaum zu bekämpfen sind, weil sie sehr widerstandfähig sind, mit einem für sie tödlichen Gen auszustatten. Man hofft dadurch, den aus Indien eingeschleppten Baumwollkapselwurm durch die genveränderten Raupen verdrängen und ausrotten zu können. Zunächst aber sollen sie nur mit dem Markergen in einem Käfig innerhalb eines einen Hektar großen Baumwollfeldes ausgesetzt werden. Zur Sicherheit sollen sie auch sterilisiert sein.