"Ich bin /root, ich darf das!"

"Bastard Assistant from Hell" stürmt Platz 1 bei Amazon.de

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Nicht nur Beststeller-Autoren haben im Online-Buchladen eine Chance auf erste Listenplätze. Letzte Woche schob sich der Münchner Autor Florian Schiel mit seiner bösen Uni-Satire "B.A.f.H.", dem "Bastard Assistant from Hell" oder hier, vorbei an Henning Mankell und Günter Grass auf die Nummer 1.

Sein Unwesen treibt der Bastard Assistant from Hell, kurz B.A.f.H., an einem kleinen technischen Institut der Münchner Universität. Datenschutz ist für ihn ein Fremdwort - für seine Opfer ebenfalls. Als Systemadministrator schnüffelt er in den E-Mails von Studenten, Professoren und Angestellten herum - aus reiner Lust an der Neugier, aber auch für diverse Erpressungen von Fall zu Fall. Mit den ausgefallensten Methoden versucht er sich lästige Studenten vom Leibe zu halten. Die Lösung bei einem aufdringlichen Dauerfaxer ist einfach: Im Faxgerät eine Endlosschleife dunklen Papiers zusammenkleben und an die verhaßte Adresse schicken.

Auch seine Einführung von Studienanfängern in IT-Sicherheit hat es in sich: Um den Rechner vor gefährlichem Virenbefall zu schützen, müssen erst einmal alle Mäuse desinfiziert werden... Angeregt von seinem zweimaligen Aufenthalt an der kalifornischen Universität in Berkeley schickte Autor Florian Schiel - selbst auch Assistent - sein böses alter Ego an die amerikanische Westküste. Dieser schröpft erst einmal den Hardware-Etat des Instituts mit einigen ausgefallenen Einkäufen - wie einer Sun Ultra II mit deutscher Tastatur. Um ihn wieder aufzustocken, schreckt der B.A.f.H. sogar vor einer Mautgebühr für die Abnutzung der Mäuse nicht zurück: Für jeden Benutzer werden die mit der Maus zurückgelegten Meilen regisitriert und am Monatsende mit 5 Dollar pro Meile von der Gehaltsrechnung abgezogen.

Die durchschnittliche Bewertung des Amazon-Lesers ist traumhaft. So schreibt ein "Stephan_38@yahoo.com aus Berkeley, CA, USA":

"Wenn mich Seminarteilnehmer fragen, ob all die Sicherheitshysterie gegenüber dem Internet gerechtfertigt ist, empfehle ich ihnen, ein paar Kapitel im "Bastard" zu lesen. Die Gefühlsverwirrung zwischen schallendem Gelächter und klebrigkalten Schweißausbrüchen ist für viele heilsam."

Berühmt wurde der B.A.f.H. über das Internet. Zuerst veröffentlichte Schiel die Kurzgeschichten im Usenet (de.alt.geschichten), entschloß sich dann aber auf eine Mailingliste umzusteigen, "weil ich immer ziemlich blöde Replies im Usenet bekommen habe." 1997 wurde der B.A.f.H. erstmals veröffentlicht, der zweite Band "Bastard Assistant Goes Overseas" 1998, der dritte und letzte Band "The Bastard Ass(i) plots on" ist gerade in Arbeit. Die Leserpost deckt laut Schiel alles ab von "von 'Hyper-geil!!!' bis 'Du Arschloch, jetzt bist du auch schon im Kommerz!!!'"

Zwar ist der B.A.f.H inzwischen schon wieder auf Platz 36 abgefallen, doch mit diesem Buch hält sich erstmals eine Geschichtensammlung aus der deutschen Internetgemeinde wacker in den "Hot 100" von Amazon. Für den bayerischen Kleinstverleger "SCHWARTEN Verlag" ein schöner Beweis, daß "gutes Internet-Marketing bei minimalem Etat konsequent erfolgreich sein kann". Nachahmungstäter gibt es bereits einige, so die "Bastard Azubis from Hell". Auch das BAfH-T-Shirt 'Ich bin /root, ich darf das!' wird bereits fleissig kopiert.