Nazi-Wissenschaftler kamen auch in Australien unter

Ebenso wie die USA, Großbritannien und Russland bediente sich auch die australische Regierung bei den "Spezialkenntnissen" der deutschen Wissenschaftler und Techniker für die eigene Rüstung

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Auch Australien scheint jetzt seinen späten Nazi-Skandal zu erleben. Wie der Sydney Morning Herald am 16.8. berichtete, wurden zwischen 1946 und 1951 insgesamt 127 Wissenschaftler und Techniker von der Regierung während einer Zeit geheim ins Land gebracht, in der Deutsche nicht einwandern durften, um für das australische Militär zu arbeiten.

Unter den Wissenschaftlern waren 31 Parteimitglieder, 12 gehörten anderen NS-Organisationen an und sechs waren Mitglieder der SS. Unter anderem wurden sie zur Entwicklung von Waffen und Raketen in Woomera eingesetzt. Die unter dem Codenamen "Operation Matchbox" laufende Einschleusung brachte auch den Leiter der geheimen Messerschmitt-Abteilung in Peenemünde, wo die V-2 hergestellt wurde, sowie einen Atomphysiker ins Land, der an der Entwicklung der Atombombe für die deutsche Armee beteiligt gewesen sein soll. Wissenschaftler von der I. G. Farben, wo das Gas für die Gaskammern hergestellt wurde, waren ebenso dabei wie ein Angehöriger der Armee, der sich mit chemischen Waffen beschäftigt hatte.

Die Dokumente, die die Zeitschrift aufgespürt hat, widerlegen einen Bericht der australischen Regierung aus dem Jahr 1986, der behauptete, dass Wissenschaftler aus dem Nazi-Deutschland zurückgewiesen worden seien, wenn sie der NS-Partei nahegestanden wären. Aufgrund dieses Berichts wurden weitere Nachforschungen über den Hintergrund der nach Australien gebrachten Wissenschaftler eingestellt.

Das Simon Wiesenthal Zentrum in Israel hat bestätigt, dass sieben der 127 Wissenschaftler mit den Namen von Verdächtigten übereinstimmen, die von der Kommission für Kriegsverbrechen gesucht werden, aber dass man noch nicht sicher sei, ob es sich tatsächlich um die Gesuchten handelt.

Australien wurden von Großbritannien in einem geheimen Telegramm vom 18. September 1945 dazu aufgefordert, deutsche Wissenschaftler auszuwählen, "um auf Kosten Deutschlands das militärische Potential weiter zu entwickeln." Ein Telegramm 13 Monate später gab die Warnung aus, dass Russland sich nicht an das Abkommen halten werde, keine Wissenschaftler mit einem Nazi-Hintergrund anzustellen, und dass deutsche Wissenschaftler entführt würden: "Sowohl die USA als auch Großbritannien planen, diese Verlagerung deutscher Wissenshaftler und Techniker nach Osten zu verhindern, da dies die Kriegsfähigkeit Russlands signifikant verbessern würde." Man müsse schnell handeln und sich die speziellen Kenntnisse der deutschen Wissenschaftler aneignen, bevor die besten in anderen Ländern verschwunden seien.