Vor 25 Jahren wurde die erste Botschaft in den Weltraum gesendet

Aber die Antworten lassen auf sich warten

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Heute vor 25 Jahren, am 16.11.1974, wurde die erste Botschaft vom Arecibo Radioteleskop in den Weltraum geschickt, die mögliche außerirdische intelligente Lebewesen über die Existenz des Menschen informieren sollte. Die Menschheit trug damit gewissermaßen ihr erstes Graffiti in den Weltraum. Bislang allerdings hat sich daraufhin noch niemand gemeldet, auch wenn die UFO- und Alien-Gläubigkeit unter manchen Menschen verbreitet ist (Die UFOs und die CIA).

Begonnen hatte die wissenschaftlich akzeptierte Suche nach außerirdischer Intelligenz wahrscheinlich durch einen Artikel, den Guiseppi Cocconi und Philip Morrison in Nature 1959 veröffentlicht hatten, in dem sie auf die Möglichkeit hinwiesen, dass fremde Zivilisationen mit Radiowellen über eine Entfernung von 15 Lichtjahren hinweg kommunizieren könnten. Aber schon Gueglielmo Marconi, einer der Pioniere der Radiotelegrafie, hatte während einer Atlantiküberquerung von einem Schiff aus versucht, Radiosignale vom Mars zu empfangen, wo man zu dieser Zeit nach der vermeintlichen Entdeckung der "Kanäle" noch immer Leben vermutete.

Sind wir im Weltraum allein?

Ab 1960 versuchte dann Frank Drake, der jetzt Präsident des SETI-Instituts ist und das Projekt Phoenix leitet, erstmals mit einem Radioteleskop in West Virginia interstellare Radiosignale zu entdecken. Er beobachtete zwei unserer Sonne ähnliche Sterne, Tau Ceti und Epsilon Eridani, die möglicherweise Planeten haben könnten. Im Rahmen des Projekts Ozma (nach der Königin des Romanlandes Oz) suchte Drake das Frequenzband um 1420 MHz nach sich wiederholenden Mustern ab, die von intelligenten Wesen stammen könnten, da dies die Frequenz ist, in der Radiowellen von Wasserstoff abgegeben werden. Man nahm an, dass jede Zivilisation, die die Technik zur interstellaren Kommunikation beherrscht, diese Kenntnis haben würde.

Gefunden wurde nichts, dafür aber entwickelt der Astronom Carl Sagan die Drake-Gleichung, um die Wahrscheinlichkeit der Existenz anderer Zivilisationen in der Milchstraße abzuschätzen , die mit uns in Kontakt treten könnten. Anders ausgedrückt heißt die Frage, ob wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Weltraum alleine sind. Hinzufügen muss man freilich, dass zu dieser Zeit noch nicht einmal bekannt war, ob es wirkliche andere Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt, denn deren Existenz kann erst seit 1995 nachgewiesen werden. Man geht im Sinne der Drake-Gleichung davon aus, dass es etwa einen Lai-Kandidaten (Leben ab initio) pro 10000 Sternensystemen geben könnte, die dann jeweils einen durchschnittlichen Abstand von 100 Lichtjahren haben würden. Die Zahl der Planeten, die tatsächlich Leben und dann auch noch intelligentes Leben enthalten könnten, ist dann natürlich weit geringer, je nachdem wie man die Variablen der Drake-Gleichung ansetzt (Leben auch auf anderen Planeten?).

Jedenfalls wurden nach den Bemühungen von Drake eine ganze weiterer Versuche gemacht, wobei man die Antennen auf andere Sonne richtete. Als dann zu Beginn der 70er Jahre der Cyclops-Bericht der NASA vorlag, in dem die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen für eine effiziente Suche nach Signalen dargelegt wurde, begann 1971, zwei Jahre nach der Mondlandung, die Zeit der staatlich geförderten SETI-Projekte (Search for ExtraTerrestrial Intelligence) der NASA, bis 1993 die Mittel vom US-Kongress gestrichen wurden und jetzt das Nachfolgeprojekt Phoenix mit Spenden am SETI-Institut weiter betrieben wird. Doch sowohl Phoenix, das seit 1998 mit dem Arecibo Radioteleskop durchgeführt wird, als auch andere SETI-Projekte wie SERENDIP an der Berkeley Universität oder BETA (Billion Channel ExtraTerrestrial Assay) von der Harvard Universität konnten bislang kein Signal entdecken, das eindeutig und wiederholt als Kommunikation einer außerirdischen Intelligenz zugeschrieben werden könnte.

Die bekannteste Vermutung, dass man ein solches Signal gefunden haben könnte, bezeichnet man denn auch als das "Wow!"-Signal, das Jerry Ehmann 1977 auf dem Computerausdruck der Aufzeichnungen des Radioteleskops der Ohio State University entdeckte. Doch blieb das kurze Signal einmalig, und man konnte auch nicht herausfinden, woher es gekommen war.

1679 Zeichen, die 25000 Lichtjahre reisen müssen

Schon zuvor aber war man von den vergeblichen Anstrengungen frustriert, ein Signal zu finden, obgleich man ja nur eine verschwindend kurze Zeit den Weltraum abgehört hatte. Daher schlug man am 16. 11. 1969 den umgekehrten Weg ein und schickte also mit dem größten Radioteleskop der Welt eine erste gezielt gerichtete Nachricht um 18 Uhr MEZ auf der Frequenz 2380 MHz mit 30 Millionen Watt über 169 Sekunden 1679 digitale Zeichen in die Richtung des Sternhaufens Hercules. Eine Antwort konnte man wohl realistischerweise nicht erwarten, denn die angepeilten Sterne sind 25000 Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass die Nachricht 25000 Jahre braucht, um dort anzukommen. Eine Rückantwort würde dementsprechend insgesamt 50000 Jahre dauern. Da wird denn auf der Erde die Sternenmail wahrscheinlich bereits vergessen worden sein, wenn es denn zu dieser Zeit noch Menschen geben sollte.

Die Nullen und Einsen der digital verschlüsselten Nachricht wurden durch zwei benachbarte Radiofrequenzen codiert. Und stellt man die beiden Ziffern als weiße und schwarze Bildpunkte dar, so ergibt sich eine Art Bild. Enthalten in der Botschaft waren Informationen über chemische Moleküle, Proteine und die DNA, also die Grundlagen des Lebens, über den Menschen, die Position und Größe der Erde im Sonnensystem und das Radioteleskop. Allerdings kamen schon gleich zu diesem Beginn der Kontaktaufnahme auch Ängste auf, dass möglicherweise feindlich gesinnte außerirdische Zivilisationen dadurch einen Hinweis auf die Existenz der Menschen auf der Erde erhalten könnten, und seitdem arbeitete man auch ein Szenario aus, wie man Besuchern oder Kontaktaufnahmen gegenübertreten soll.

Schallplatte mit Abspielnadel

Schon 1972 versuchte man es dann noch mit anderen Mitteln. Pioneer 10 und 11 hatten an ihrer Außenwand auf Betreiben des Astronomen Carl Sagan eine vergoldete Aluminiumplatte, auf der bildhafte Nachrichten über die Menschen, das Sonnensystem, die Erde und die Sonden eingraviert waren. Jetzt sind beide ungefähr doppelt so weit von der Erde entfernt wie der Planet Pluto. Das kann also noch lange dauern. Schließlich folgten Voyager 1 und 2, die eine Schallplatte samt Tonabnehmer und Nadel mit sich führen, auf der sich Bilder, Begrüßungen in vielen Sprachen, irdische Töne unterschiedlichster Herkunft vom Walgesang über einen LKW bis zu einem Kuss und Musikstücke etwa von Bach oder Chuck Berry befinden. Seitdem ist die Aussendung von Informationen immer beliebter geworden und hat ein demokratisches Gesicht bekommen. Jeder darf prinzipiell sagen, er ist hier.

ENCOUNTER 2001, the Millennial Voyage, is the first interstellar mission for everyone who believes that intelligent life exists beyond our solar system. Encounter 2001 is another of humanity's early efforts to accomplish perhaps its greatest social, technological and spiritual imperative: FIRST CONTACT.

Im Mai 1999 wurde die zweite und bislang letzte Radiobotschaft Cosmic Call - ein Warenzeichen! - von einem Radioteleskop in der Ukraine für 35000 Dollar drei Tage lang in den Weltraum in Richtung auf vier Sonnen geschickt, die dieses Mal "nur" 60 Lichtjahre entfernt sind. Kanadische Astronomen kodierten - allerdings mit Fehlern - wiederum ein digitales Bild, das das Sonnensystem, das Leben auf der Erde und mathematische Gleichungen beschreibt. Mitgeschickt wurde auch noch einmal die erste Botschaft sowie Botschaften von Menschen, die dafür jeweils 15 Dollar bezahlten mussten.

"Cosmic Call" - die Botschaft soll 2000 und 2001 noch einmal wiederholt werden - ist gewissermaßen als Auftakt für ein kommerzielles Unternehmen namens Encounter 2001 gedacht, bei dem eine Raumsonde, angeblich mit einer Ariane 5, gegen Gebühr Fotos, Haare, DNA und andere persönliche Dinge wie Texte, Musik oder Zeichnungen in den Weltraum bringen soll. Da werden die Aliens dann auch mit der Informationsflut konfrontiert. Unter den Mitbetreibern ist auch Celestis, die 1997 erstmals eine Sonde mit den sterblichen Überresten etwa von Timothy Leary in eine Umlaufbahn um die Erde geschossen haben. Der nächste Flug, "The Millennial Flight", für die Bestattungen im Weltraum ist übrigens für den 19. Dezember 1999 geplant.

Und auch die Suche nach möglichen Signalen außerirdischer Intelligenzen wurde etwa durch das Projekt Seti@home demokratisiert, bei dem jeder, der will, Rechenzeit seines Computers zur Analyse von Signalen zur Verfügung stellen kann, die aus dem Arecibo Radioteleskop stammen. Bislang haben 1424675 Mitarbeiter in einer Gesamtzeit von 113693 Rechenjahren nichts gefunden.