Wärme aus der Erde heizt ein

Erneuerbare Energien sind das heißeste Stichwort in der Energiepolitik

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Von Sonnenenergie und Windkraft wird viel gesprochen, aber bisher weit gehend unbekannt ist die Geothermie, die Gewinnung von Energie aus Erdwärme.

Der Benzinpreis ist eines der meist diskutierten Themen der letzten Zeit in Deutschland, das Öl ist teurer geworden und das ist die beste Chance für erneuerbare Energien, sich ins rechte Licht zu rücken. Bei einer Wissenschafts-Pressekonferenz, die live im Internet übertragen wurde, waren sich alle Experten einig, dass die alternativen Energien auf jeden Fall im Verhältnis noch sehr teuer sind und weitere öffentliche Unterstützung brauchen, um sich durchzusetzen. Der Umbau der Energiewirtschaft ist bereits in vollem Gang, aber Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Erst müssen die neuen Energiequellen erschlossen werden, die Forschung und die Entwicklung bis zur Serienreife kostet Geld. Aber inzwischen ist klar, dass wir das gigantische Feuerwerk fossiler Brennstoffe nicht endlos fortsetzen können, Alternativen müssen her. Neben Energieeinsparung bedeutet das vor allem die vermehrte Erschließung erneuerbarer Energien.

Energiegewinnung aus Wasserkraft (Infosite Wasserkraft ist in Deutschland schon etabliert, Windkraft (Infosite Windkraft ist zurzeit der dynamischste Bereich, die Solarenergie, hinkt noch etwas hinterher, obwohl die Kosten für Photovoltaik-Anlagen sich in den letzten 10 Jahren halbiert haben. Energie aus Biomasse erlebt durch die vom Bundesrat gerade verabschiedete Verordnung einen Anschub (Infosite Biomasse

Der bisher am meisten vernachlässigte Bereich ist die Geothermie, die Energiegewinnung aus Erdwärme. Wie Claudia Holl-Hagemeier vom Geologischen Dienst NRW auf der Pressekonferenz sagte: "Geothermie ist ein riesiges Potenzial von Energie in der Erde. Diese Energie steht jederzeit zur Verfügung, sie ist unermesslich und es ist überall möglich, sie zu nutzen."

Geothermie nutzt die natürliche, unterhalb der festen Oberfläche der Erde gespeicherte Wärme zur Energiegewinnung. Die Erdwärme ist unerschöpflich und neue Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Technologien zur Nutzung sich praktisch an jede geologischen Verhältnisse anpassen lassen. Island, das Land aus Feuer und Eis, war Vorreiter bei der Geothermie-Energiegewinnung (Iceland National Energy Authority).

90% unseres Planeten sind heißer als 1000°C, der Erdkern brodelt mit mindestens 5000-6000°C. Schon nahe unter der Erdoberfläche beträgt die Temperatur 10-15°C. In Mitteleuropa nimmt die Temperatur unter der Erdoberfläche um etwa 3 °C pro 100 Metern Tiefe zu. Ab ca. 400m Tiefe kann mit Sonden und Pumpen günstig Wärme abgeschöpft werden, d.h. es ist auch möglich oberflächennah für einzelne Häuser oder Siedlungen direkt Heizanlagen, meist mit Wärmepumpen, anzuschließen. Großanlagen können bis zu 3000m tief gehen. So genannte Hot-Dry-Rock-Kraftwerke könnten Strom und Wärme auch aus heißem, trockenen Gestein produzieren, bisher sind allerdings nur die Grundlagen der Technologie entwickelt. Das Europäische Forschungsprojekt in Soultz-sous-Forêts plant ein Pilotkraftwerk.

In ehemaligen Bergbaugebieten gibt es darüber hinaus die Möglichkeit mit dem 50-60° C warmen Grubenwasser aus stillgelegten Bergwerken zu heizen, ähnliches ist auch mit Thermalwasserquellen denkbar.Der entschiedenste Vorteil von Geothermie ist ihre direkte Verfügbarkeit jeweils vor Ort, das ist auch einer der Gründe, warum sie kostengünstig realisierbar ist.

Das Energiereservoir ist riesig: Aus dem Innern der Erde steigt ein gigantischer Strom an Energie bis an die Oberfläche. Die Erde strahlt täglich etwa viermal mehr Energie in den sie umgebenden Weltraum ab, als derzeit weltweit an Energie verbraucht wird. In Deutschland sind nach Angaben von Geothermal Networks knapp 400 MWth in geothermischen Anlagen installiert. Die Experten dieser Vereinigung zeichnen ein extrem positives Bild der weiteren Aussichten:

Mit den heute bekannten Ressourcen der hydrothermalen Geothermie könnten etwa 29% des deutschen Wärmebedarfs, mit denen der oberflächennahen Geothermie noch einmal etwa 28% gedeckt werden. Im Tiefenbereich zwischen 3000 - 7000 m steht zur Nutzung für das Hot-Dry-Rock-Verfahren unter der Fläche der Bundesrepublik so viel Energie zur Verfügung, dass wir uns damit für ca. 10 000 Jahre komplett mit Strom und Wärme versorgen könnten.