Fledermäuse weltweit vom Aussterben bedroht

Sie haben ihren schlechten Ruf völlig zu Unrecht

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""Keine Angst vor Blutsaugern - Von Fledermäusen, Vampiren und Untoten" - so lautete das Thema der ersten Mitternachtspressekonferenz der Wissenschaftspressekonferenz, die im Rahmen der Berliner "Langen Nacht der Wissenschaften" im Nachttierhaus des Berliner Zoos zelebriert wurde.

Trotz der bewusst gewählten "gespenstigen" Uhrzeit und des gruseligen Ambientes hatte die WPK-Veranstaltung einen durchaus wissenschaftlich-ernsten Hintergrund - wie der Kurator des Nachttierhauses Heiner Klös gleich zu Anfang verdeutlichte: "Fledermäuse haben zwar kaum natürliche Feinde, sind aber dennoch vom Aussterben bedroht. Verantwortlich hierfür ist die intensive Land- und Forstwirtschaft und die Vernichtung natürlicher Lebensräume durch den Menschen."

Tatsächlich weisen die nackten Zahlen auf eine dramatische Entwicklung hin. Weltweit existieren etwa 900 Fledermausarten, wovon das Gros vom Aussterben bedroht ist. Allein in Deutschland sind alle 22 lebenden Fledermausarten, die seit 1936 gesetzlich geschützt sind, in ihrem Bestand gefährdet.

Um dieser Entwicklung auf europäischer Ebene Einhalt zu gebieten, unterzeichneten bereits vor zehn Jahren sechs Nationen das "Abkommen zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa" (UNEP/EUROBATS), dem heute 24 Staaten angehören. Dass diese nunmehr anlässlich des zehnjährigen UNEP-Jubiläums das Jahr 2001 zum "Internationalen Jahr der Fledermaus" erklärt haben, hat sowohl einen symbolischen als auch einen praktischen Hintergrund. Denn mit Hilfe einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne soll europaweit auf die Misere der Fledermausarten aufmerksam gemacht und zugleich deren Schutzstatus verbessert werden. Dabei gilt es vor allem, den völlig unberechtigten schlechten Ruf der gemeinhin als Blutsauger bekannten nachtaktiven Fledermaus zu korrigieren.

"Unter den zahlreichen Fledermausarten kommen nur in Mittel- und Südamerika drei Arten vor, die sich von Blut ernähren. Und selbst diese saugen kein Menschenblut, sondern begnügen sich mit ein Paar Tropfen Blut, die von Vögeln stammen", nimmt Diplom-Biologe Klös das insektenfressende Säugetier in Schutz.

Anders sieht dies offensichtlich bei einigen Vertretern des Homo sapiens sapiens aus. Wie der Kriminalbiologe Mark Benecke in einem Diavortrag erläuterte, gibt es beispielsweise in der New Yorker Gruftie-Szene tatsächlich Menschen, die den kostbaren Lebenssaft aus rituellen Gründen trinken. "Allerdings geschieht dies nur in gegenseitigem Einverständnis", klärt Benecke auf, der auch einige medizinhistorische Fallbeispiele für Vampirismus vorstellte: "Menschen haben schon früher oft Leichen studiert und dabei geglaubt, Merkmale gesehen zu haben, die vampiristisch waren", erklärt der Kölner Forscher.

Echte Vampire habe es nie gegeben, bekräftigt auch der Frankfurter Vampir- und Mythenforscher Hans Meurer, der dem klassischen Draculamotiv und der mythischen Dimension des Vampirismus schon seit langem der auf der Spur ist und hierzu jüngst ein lesenswertes Buch geschrieben hat (Vampire - Die Engel der Finsternis. Der dunkle Mythos von Blut, Lust und Tod). Sein Fazit ist unmissverständlich: "Vampire erscheinen in nahezu allen Kulturen. Sie sind die gelungenste Projektion unserer Urängste, ein theologisches Wesen mit gewaltigem philosophischen und psychologischen Tiefgang."

Wenngleich kein Fazit, so hat doch Heiner Klös vom Berliner Zoo einen ungewöhnlichen Tipp parat: "Wer in einem größerem Haus wohnt, sollte ruhig zum Beispiel auf dem Dachboden Fledermausketten aufhängen. Grundsätzlich sollte man Fledermäuse nicht gleich vertreiben, sondern ihnen ein Quartier beschaffen - ob im Garten oder in einer alten Scheune."