Negativzinsen für Sparer kommen

Die Schweizer PostFinance verlangt im kommenden Jahr von reichen Sparern eine "Guthabengebühr" von 1%

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In Deutschland hatte die Raiffeisenbank aus Gmund in Oberbayern im vergangenen Juni Privatkunden angeschrieben, die mehr als 100.000 auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto gelagert hatten: Sie sollten ihr Geld entweder in Anlageprodukte stecken oder müssten für die Negativzinsen von 0,4% aufkommen, wurde ihnen erklärt. Die Alternative Bank Schweiz (ABS) ging einen deutlichen Schritt weiter. Alle Sparer müssen bei dem Institut schon vom ersten Euro an bezahlen, um das Geld bei der kleinen Bank mit 30.000 Kunden zu lagern. Je nach Höhe der Einlage können es bis zu 0,75% werden, womit diese Bank offiziell den Tabubrecher gab.

Nun zieht mit der PostFinance auch eine große Bank in der Schweiz nach. Sie hat fast drei Millionen Kunden. Traf es zunächst institutionelle Anleger, müssen nun auch Privatpersonen für Beträge über einer Million Schweizer Franken ab dem 1. Februar 2017 eine Gebühr von 1% bezahlen. "PostFinance passt Zinsen und Gebühren an“, schreibt die Bank und spricht davon, dass die Zinsen an den nationalen und internationalen Finanzmärkten "weiterhin auf einem historischen Tiefstand" und "größtenteils sogar negativ" seien, weshalb es für die PostFinance immer schwieriger werde, "die ihr anvertrauten Kundengelder noch gewinnbringend anzulegen".

Jahr für Jahr würden Erträge im hohen zweistelligen Millionenbereich wegbrechen, erklärt die Bank. Deshalb werde die "Guthabengebühr" eingeführt, die sie "bei vermögenden Privatkunden bis auf Weiteres auf jenem Teil des Kontoguthabens, der eine Million Franken übersteigt", erhebt.

Es ist ganz offensichtlich, dass die Einschläge immer näher kommen und der Dammbruch längst geschehen ist. Auf allen Ebenen kann auch in Deutschland beobachtet werden, wie Banken und Sparkassen neue Gebühren einführen oder zum Teil massiv erhöhen.

Sollte die Europäische Zentralbank an der Nullzinspolitik und der Geldschwemme festhalten, die zudem ständig ausgeweitet wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auf Spareinlagen auf breiter Front schleichend Negativzinsen eingeführt werden, wie es beim Schweizer Nachbarn nun schon sehr deutlich zu sehen ist.

Ohnehin läuft auch die schleichende Enteignung längst, wenn sogar die offizielle Inflation bei 0,5% liegt, man aber praktisch keinerlei Zinsen mehr auf Spareinlagen erhält. Längst geht man bei der Zentralbank in Frankfurt Schritte mit der Abschaffung der 500-Euro-Scheine, um es in Zukunft schwieriger zu machen, den Negativzinsen zu entgehen, indem man sein Geld zu Hause unter der Matratze lagert.