Trump als verlängerter Arm von Goldman Sachs?

Zentrale von Goldman Sachs. Bild: Quantumquark/CC BY-SA-3.0

Der angebliche Außenseiter und Wall-Street-Kritiker zeigt allmählich seine Verflochtenheit in Kapital und Macht, allerdings auf spezifische Weise

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Hillary Clinton galt ganz zu Recht als Politikerin, die eng mit Großkonzernen und der Wall Street verbunden war und ist (Die Präsidentschaftskandidatin der Wall Street). Davon hat Donald Trump profitiert, der sich als amerikanischer Oligarch seltsamerweise als Außenseiter verkaufen konnte. Das konnte er vornehmlich durch sein provozierendes Verhalten und seine anstößigen Äußerungen, was offenbar vielen Menschen auch aus den unteren Schichten gefiel. Aber auch parallel etwa zu Poroschenko in der Ukraine, weil unterstellt wird, dass Reichtum nicht mehr zur Korruption verlocke und eine Garantie dafür sei, wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Eigenartig war dann schon, dass nach seinem Wahlsieg der Dow Jones in die Höhe ging, was auch suggerierte, dass die Wall Street eher Vorteile von ihm erhoffte. Noch ist weitgehend unklar, mit welchen Leuten sich Trump umgibt, der aber eine Schwäche für hohe Militärs verrät und bereits einige Zugeständnisse an den Mainstream machte. So könnte der Milliardär und Spekulant Wilbur Ross Handelsminister werden. Jonathan Gray, der Leiter der Immobilienabteilung der mächtigen Investmentfirma Blackstone, ist als Finanzminister im Gespräch. David McCormick vom Hedgefonds Bridgewater Associates wird auch als Kandidat genannt. Alles keine Außenseiter, sondern Mitglieder der Finanz- und Machtelite, was letztlich ja auch Trump selbst ist.

Trumps Vize ist ein Kreationist, Schwulengegner und Abtreibungsgegner, sein Umweltminister ist der Überzeugung, dass es keine Klimaerwärmung gibt, was auch Trumps Überzeugung ist, der mögliche Erziehungsminister und Generalstaatsanwalt sind ebenfalls erklärte Gegner der sexuellen Vielfalt und schätzen die "Konversionstherapie" für Schwule. Das ist offenbar auch die Haltung vom stramm rechten Chefstrategen Steve Bannon, der sein Geld an der Wall Street machte. Trump selbst gilt nicht als Schwulenfeind.

Clinton oder Trump, Wall Street hat das Sagen?

Trotz alledem lässt sich noch nicht viel ausmachen, wie seine Mannschaft aufgestellt sein wird. Jetzt macht aber die Nachricht die Runde, dass Trump sich mit Gary Cohn, dem Präsidenten von Goldman Sachs am Dienstag getroffen hat. Offenbar sollten die Gespräche mit ihm um einen möglichen Job für den Banker gehen, der dann die Wall Street mitten in Trumps Team bringen würde. Interessant ist, dass EZB-Präsident Draghi von Goldman Sachs kommt, während Ex-Kommissionspräsident Barroso zu der Bank gewechselt ist.

Natürlich regt das Gerüchte an, noch ist überhaupt nichts klar, aber spekuliert wird, dass der Mann von Goldman Sachs möglicherweise Finanzminister oder auch Leiter der Federal Reserve werden könnte. Sollte er überhaupt einen Job und noch dazu einen hohen erhalten, würde das Image von Trump einen weiteren Riss erhalten. Offenbar ist Cohn ein Bekannter von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, der eine zentrale Figur in Trumps Mannschaft werden dürfte. Cohn ist nicht nur einer der mächtigsten Banker, sondern eigentlich auch ein Demokrat, der den Wahlkampf von Obama und Clinton mit Spenden unterstützt hat, aber sicherheitshalber auch die Republikaner. Man weiß ja nie.

Allerdings gibt es Konkurrenz, aber auch nur zu Vertretern von Goldman Sachs. Stephen Bannon kommt von Goldman Sachs, Steven Mnuchin, der im Wahlkampfteam für die Finanzen zuständig war und auch Aussichten auf den Posten des Finanzministers haben, war ebenso bei Goldman Sachs wie Anthony Scaramucci, der im Übergangsteam von Trump ist. Schon bei Barack Obama wurde gemutmaßt, dass sein Kabinett eine Folge des Ratschlags der Wall Street war, nicht von Goldman Sachs, aber möglicherweise der Citigroup (Wikileaks-Enthüllung räumt letzte Zweifel aus). Der kleine Mann zieht womöglich immer den Kürzeren, auch wenn er den Außenseiter wählt.