Gniffke: "Bei der Quantität der Zuschauerkritik sind wir Marktführer"

Screenshot von tagesschau.de

Tagesschau und Tagesthemen setzen ab 2017 auf Qualitätsmanagement

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Viel Wirbel um die großen Nachrichtenformate der ARD: Hätten Tagesschau und Tagesthemen über den Mordfall an einer Freiburger Studentin frühzeitig berichten müssen? An diesen Fragen entzündet sich derzeit eine Diskussion, die kaum überraschend kommt.

Im Kern führt die Debatte erneut zu jenem Kritikpunkt, der seit geraumer Zeit immer wieder im Zentrum einer mehr oder weniger fundierten Medienkritik steht. Wie gewichten die großen Redaktionen Nachrichten? Nach welchen Gesichtspunkten selektieren sie die Flut an Informationen, die jeden Tag von Ihnen beobachtet und durchsiebt werden muss?

Anders gesagt: Auch die aktuelle Diskussion um die Entscheidung von ARD-Aktuell, das heißt, zunächst nicht und dann doch über den Mordfall zu berichten, zielt auf eine der Kernkompetenzen journalistischer Arbeit.

Im Idealfall verfügen Journalisten durch ihre Ausbildung, ihr Wissen, aber auch durch ihre Erfahrung über die Fähigkeit, Nachrichten und Sachverhalte nach strengen journalistischen Maßstäben - man kann auch von Qualitätskriterien sprechen - auszuwerten und schließlich eine Auswahl zu treffen. Eines der zentralen Qualitätskriterien ist: Objektivität.

Man muss an dieser Stelle keine erkenntnistheoretische Diskussion um den Begriff Objektivität führen, denn auch so dürfte klar sein, dass Objektivität zwar ein Begriff ist, bei dem jeder so seine Vorstellungen hat, aber: In der täglichen praktischen journalistischen Anwendung ist das, was gerade führende Vertreter der großen Medien so hochhalten, nämlich eben der "objektiven Auswahlprozess", alles andere als frei von Problemen.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Cornelia Mothes hat sich im Rahmen einer Studie intensiv mit dem Problemfeld Journalismus und Objektivität auseinandergesetzt.Im Interview mit Telepolis sagte sie:

Vergleicht man ... das Verhalten von Journalisten und Nicht-Journalisten, so fällt auf, dass Journalisten sogar eine stärkere Tendenz dazu hatten, einstellungs-konforme Inhalte als "informativer" und "faktenreicher" zu bewerten. Dies deutet darauf hin, dass Journalisten nicht in erster Linie Opfer ihrer Subjektivität sind ... , sondern Informationen zugunsten ihrer Subjektivität instrumentalisieren können.

Cornelia Mothes (gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion empfiehlt es sich, das gesamte Interview durchzulesen).

Mothes betonte zwar, dass für professionelle Journalisten das Kriterium Objektivität als handlungsleitende Norm durchaus eine wichtige Rolle spiele und auch Beachtung finde, allerdings verdeutlichte sie, dass es ein "Objektivitätsproblem" im Journalismus gibt.

Dass nun gerade die Nachrichtenflaggschiffe der ARD in den Strudel der Kritik geraden, kommt, wie bereits angedeutet, kaum von ungefähr. Die Redaktion von ARD-Aktuell gestaltet die zentralen journalistischen Formate in Deutschland. Der Zuschaueranteil der Tagesschau ist hoch, die Sendung genießt, wenn man Umfragen Glauben schenkt, ein hohes Ansehen bzw. eine hohe Glaubwürdigkeit. Oder, wie der Bayerische Rundfunk es formuliert:

Medienforschungen belegen: Die meisten Bundesbürger orientieren sich an dem, was die Tagesschau meldet. Die hohe Glaubwürdigkeit der Meldungen muss durch Genauigkeit, Objektivität und hohe Verständlichkeit ständig neu verdient werden. Bayerischer Rundfunk

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