Mehr radioaktive Emissionen

AKW Gundremmingen: Block A (links vorn), Blöcke B und C (rechts). Foto: Felix König / CC BY-SA 3.0

Die Energie- und Klimawochenschau: Von Steuer sparenden Atomkonzernen, großzügigen Berliner Koalitionären, Transportproblemen des Weihnachtsmanns und von nervenden Mini-Fahrern

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Man spart ja, wo man kann. Für gewöhnlich werden Atomkraftwerke einmal Jahr im Rahmen der regelmäßigen Revision mit neuen Brennstäben beladen. Dann stehen die Reaktoren eine Weile still und der Druckbehälter wird geöffnet und allerlei Überwachungs- und Reparaturarbeiten erledigt.

Doch in diesem Jahr hat man sich etwa anderes einfallen lassen. Um möglichst wenig Brennelementesteuer zahlen zu müssen, haben die AKW-Betreiber ihre Reaktoren bei den letzten Revisionen gar nicht oder nur mit so vielen Brennelementen bestückt, dass diese bis zum Jahresende reichen. Dann läuft nämlich nach bisherigem Stand die Steuer aus.

Die Anti-Atom-Kampagne .ausgestrahlt weist darauf hin, dass die AKW-Betreiber auf diese Art Geld sparen wollen und daher nun um die Jahreswende die Reaktordruckbehälter noch einmal zum Nachladen öffnen.

Das sei "eine (…) völlig unnötige zusätzliche Strahlenbelastung der Bevölkerung und ihrer Beschäftigten in Kauf" genommen werde. Damit werde das im Strahlenschutz geltende Minimierungsgebot verletzt, heißt es bei .ausgestrahlt. Man habe deshalb am Montag bei verschiedenen Staatsanwaltschaften Strafanzeige eingereicht.

Bei jedem Öffnen des Reaktordeckels steigen die radioaktiven Emissionen des AKW auf ein Vielhundertfaches des sonst üblichen Wertes an. Diese Emissionsspitzen stehen im Verdacht, für die erhöhten Kinderkrebsraten in der Umgebung von Atomkraftwerken verantwortlich zu sein. (...)

Die AKW-Betreiber setzen Wirtschaftlichkeit vor Gesundheitsschutz. Die Aufsichtsbehörden decken diese Prioritätensetzung auch noch. Das ist nicht hinnehmbar. Deswegen haben wir heute bei den Staatsanwaltschaften Karlsruhe, Hannover und Essen Strafanzeige wegen des Verstoßes unter anderem gegen die Strahlenschutzverordnung erstattet.

Armin Simon, .ausgestrahlt

Koalition verzichtet auf Steuer

RWE hat bisher nicht auf eine E-Mail-Anfrage von Telepolis zum Thema geantwortet, hat den Vorgang aber schon vor zwei Wochen in Bezug auf das AKW Gundremmingen C gegenüber der Südwestpresse bestätigt.

In Gundremmingen C soll am 28.12. nachgeladen werden. Der fast 32 Jahre laufende Reaktor hat seine genehmigte Reststrommenge eigentlich nahezu aufgebraucht, bekommt jedoch eine Laufzeitverlängerung von mehreren Jahren durch die Übertragung von Strommengen anderer AKW. Gundremmingen B muss hingegen definitiv zum Jahresende 2017 stillgelegt werden.

E.on hat auf die Telepolis-Anfrage mit einer verklausulierten Bestätigung reagiert. Man habe den "Brennstoffeinsatz mit Blick auf die hohe Belastung durch die für neue Brennelemente zu entrichtende Kernbrennstoffsteuer optimiert". Das Unternehmen betreibe seine Anlagen nach Recht und Gesetz. Von einer Strafanzeige habe man keine Kenntnis.

Bei der Linksfraktion im Bundestag heißt es, dass der Fiskus 2016 statt der erwarteten 1,6 Milliarden Euro an Brennelementesteuer nur 500 Millionen eingenommen habe. Ein Antrag der Fraktion auf Verlängerung der Steuer war bereits im Oktober abgelehnt worden; ein weiterer, ähnlich lautender Antrag von Bündnis 90/Die Grünen wird aller Voraussicht nach am Donnerstag an der großen Koalition scheitern.

Rudolph allein zu Hause

Die AKW-Betreiber haben ihre Weihnachtsgeschenke also schon bekommen - wie berichtet hatte auch das Bundesverfassungsgericht ein bisschen was unter den Baum gelegt - doch was ist mit dem Rest der Menschheit? Dem drohen demnächst Lieferschwierigkeiten, denn dem Weihnachtsmann könnten die Zugtiere für seinen Schlitten ausgehen.

Wie der World Wide Fund for Nature (WWF) berichtet, hat in Nordamerika der Bestand an Rentieren - dort Karibu genannt - dramatisch abgenommen. In Kanada würden sie nun als bedrohte Art gelten. Einige Herden seien um bis zu 98 Prozent dezimiert.

Den Tieren macht der Klimawandel zu schaffen. Zum einen werden sie auf ihren Wanderungen zu ihren Weidegründen eingeschränkt, weil die Zeit, in denen die Gewässer mit Eis bedeckt sind kürzer geworden ist. Zum anderen wird ihre Futtersuche erschwert, weil mildere Temperaturen mehr Schnee und auch Regen bedeutet.

Schlimmstenfalls gefriert der Regen auf Gras, Flechten und Moos, so dass die Tiere nicht an sie heran kommen. Außerdem setzen ihnen im Sommer auch vermehrt Stechmücken zu, die sich aufgrund der höheren Temperaturen ausbreiten. Schließlich wird ihr Lebensraum auch durch den Bergbau weiter eingeschränkt.