Putintrolle kommen als Weihnachtsmann

Bild: Onderwijsgek/CC BY-SA-3.0

Manipulieren die Russen außer den Wahlen jetzt auch noch Weihnachten?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wenn in diesen Tagen überall rundliche Männer in roten Mänteln mit weißem Pelzbesatz auftauchen, wissen alle Kinder, dass bald Weihnachten ist. Die Erwachsenen erzählen ihnen die Geschichte, dass der Weihnachtsmann im Rentier-Schlitten über den Himmel gezogen wird und überall Geschenke verteilt. Die liefert er, indem er mit seinem Sack durch den Kamin hinabsteigt und sie unter dem grünen Baum ablegt, den die Menschen zu Weihnachten in ihren Häusern aufstellen. Um sodann mit einem fröhlichen "HoHoHo" auf seinem magischen Schlitten wieder zu verschwinden.

Soweit der alte Mythos, oder wie es neuerdings heißt, die "Fake News", der sich die allgemeine Beliebtheit des Weihnachtsmanns verdankt. Klopft man diese nun auf ihren Realitätsgehalt ab - wie es neuerdings Großmedien und Regierungen tun, um die merkwürdige Beliebtheit des Präsidenten mit der Eichhörnchenfrisur zu entschlüsseln -, kommt man in Sachen Weihnachtsmann erstaunlicher Weise zu demselben Ergebnis wie die "Washington Post" in Sachen Trump: Die Russen stecken dahinter!

Der Mann, der uns mit roten Backen, weißem Bart und rot-weißem Mantel von jedem Werbeplakat und jeder Schoko-Verpackung anlacht, ist tatsächlich Russe. Er stammt aus Sibirien. Bevor er als "Nikolaus" oder "Santa Claus" weltweit bekannt und zu einer mythischen Figur wurde, arbeitete er als Schamane bei den halb-nomadischen Stämmen, die im Nordosten der sibirischen Tundra in symbiotischer Gemeinschaft mit ihren Rentier-Herden lebten. Diese Tiere sicherten ihnen in den eisigen Wintern nicht nur ihre Existenz, sie teilten mit ihren Hirten auch die Vorliebe für das Sakrament, das im Zentrum der schamanischen Kultur Sibiriens stand: Amanita muscaria, der Fliegenpilz.

Als der Wall Street-Banker Gordon Wasson mit seiner russischstämmigen Frau Valentina Anfang der 50er Jahre ein Buch über die historische russische Küche verfasste, ahnte er noch nicht, dass er bald darauf neben der Herkunft des Weihnachtsmanns einen kultur,- und religionsgeschichtlichen Meilenstein aufdecken sollte: die zentrale Rolle bewusstseinsverändernder Pflanzen und magischer Pilze für die menschliche Kultur.

Wassons spektakulärer Bericht über die Pilz-Rituale mexikanischer Schamanen, der 1958 im "Life"-Magazin erschien, gilt heute nicht nur als Startsignal der Hippie-Bewegung, seine damals aufsehenerregende These, dass es sich bei dem in den uralten Hymnen des indischen Rig Veda besungenen "Soma", dem heiligen Trank göttlicher Visionen, um den Fliegenpilz handelte, ist in der Forschung weitgehend anerkannt. Erstmals auf die Bedeutung des heiligen Pilzes gestoßen war Wasson bei den Rentierhirten in Sibirien, die den Winter in ihren aus Holz und Rentierhäuten gebauten Jurten verbringen. Bei hohem Schnee verlassen sie ihre Behausung nach oben durch den Kamin, und dort steigt auch der Schamane ein und bringt die rot-weißen Pilzgeschenke, die er im Wald gesammelt hat.