Waffenfabriken des Islamischen Staats in Mossul

IS-Bild von zerstörten Militärfahrzeugen angeblich aus Mossul.

Die Wahrnehmung der Kämpfe in Aleppo und Mossul unterscheidet sich deutlich in der westlichen Öffentlichkeit

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Seit ziemlich genau zwei Monaten läuft die Offensive der irakischen Armee, mit der der Islamische Staat (IS) aus Mossul vertrieben werden soll. Das Ziel ist längst nicht erreicht, aber Teile der Stadt sind bereits zurückerobert. Das ermöglicht Einblicke in die Funktionsweise des Dschihadisten-Regimes: Waffenexperten haben jetzt Fabriken untersucht, die den Gotteskriegern zur Rüstungsproduktion dienten. Ihr Befund, veröffentlicht in einem Report der Gruppe Conflict Armament Research (CAR), zeigt: Die Islamisten haben Mörser, Raketen etc. in industriellem Stil hergestellt.

Recherche im ehemaligen Kalifatsgebiet

Vom 11. bis zum 16. November 2016 war ein CAR-Team mit der irakischen Armee im Osten Mossuls unterwegs. Eigentlich sollten die Experten anhand von verschossener Munition und anderem untersuchen, welche Waffen die Islamisten verwenden. Doch dann stieß die Gruppe auf sechs Waffenfabriken. Was sie dort vorfanden, war ihrer Einschätzung nach eine industrielle, komplexe und zentral organisierte Produktion.

Das war für die CAR-Experten neu, hatten sie doch in ihren bisherigen Untersuchungen nur von "semi-industrieller" Waffenproduktion beim Islamischen Staat gesprochen. Bisher hatten sie die IS-Forschung mit Drohnen in Ramadi und eine Waffenfabrik in Falludscha untersucht.

Waffenfabriken in Mossul

Zur IS-Waffenproduktion gehören demnach zentrale Pläne und Qualitätsvorgaben, arbeitsteilige Produktion in verschiedenen Fabriken sowie eine Kontrollinstanz, die den Produktionsprozess überwacht: die Central Organisation for Standardisation and Quality Control (COSQC). Diese untersteht dem Soldiers' Bureau, Committee for Military Development and Production. Durch die straffe Organisation habe der IS Effizienz und Schnelligkeit erreicht: Noch im Oktober 2016 seien Mörsergeschosse produziert worden, wie die Kennzeichnung beweise. Doch die Art der Waffenproduktion habe nicht nur militärisch-ökonomische Gründe, schreiben die CAR-Experten:

Auch wenn die Befunde technischer Natur sind, müssen sie auch im Kontext der politischen Ambitionen des IS gesehen werden. Die Gruppierung will Vertrauen bei ihren Kämpfern wecken, dass sie eine "Staats"-Verwaltung aufgebaut haben. Einheitliche Farben, Namensgebung und Nummerierung von Waffen und Munition sind dafür entscheidend.

CAR

Der IS legt nach den Erkenntnissen der CAR-Experten Wert auf eine einheitliche Qualität der verwendeten Ausgangsmaterialien. Das sollte einheitliche Ergebnisse, also einen gleichbleibenden Standard der produzierten Waffen, garantieren. Der türkische Inlandsmarkt sei dabei die Hauptquelle, die Versorgung laufe von der Türkei über syrisches Gebiet nach Mossul. Sichergestellt wurden verschiedene Säcke und Behälter, etwa für Kaliumnitrat, Zucker oder Schmierfett, die türkische Warenbezeichnungen und Herstellerangaben hatten:

Neben dem lokal verfügbaren Material wie Stahl bezieht der IS die meisten seiner Produkte zur Herstellung explosiver Waffen aus der Türkei. Das zeigt, dass die Organisation in der Türkei ein größeres Einkaufsnetzwerk hat und dass es zweitens eine Versorgungsroute von der Türkei durch Syrien in den Irak gibt.

CAR