Erneuerbare liefern rund ein Drittel der Nettostromerzeugung

Stromproduktion im Dezember. Quelle Fraunhofer ISE

Die Energie- und Klimawochenschau: Von stagnierender Solarenergie, Billigstrom aus dem Sonnengürtel und chinesischen Engpässen

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Auch diesesmal wurde die Weihnachtsgans hauptsächlich durch Windstrom gebraten. Wie die vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) zusammengetragenen Verbrauchsdaten zeigen, deckten Windkraftanlagen am 24. Dezember etwas über 50 Prozent des inländischen Strombedarfs. Da die Nachfrage etwas unter dem an normalen Werktagen üblichen lag und auch im Ausland der Bedarf nach deutschem Billigstrom eher gering war, dürften die schwerfälligen Atom- und Braunkohlekraftwerke ein Problem gehabt haben.

Auch sonst gab es im zurückliegenden Dezember viel Windstrom, wenn auch nicht ganz so viel wie im Dezember 2015, der ausgesprochen windig gewesen war. Die installierte Leistung hat nach den vorläufigen Zahlen des ISE in der gleichen Zeit um rund 3,6 Gigawatt (GW) an Land und um 0,7 GW auf See zugenommen. Bei den Solaranlagen betrug der Zuwachs hingegen nur 1,1 GW, was das seit vielen Jahren kleinste Plus war.

Derweil nahm die Nettoausfuhr von Strom weiter zu. 2016 betrug sie 49,29 Milliarden Kilowattstunden, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr und einen erneuten Exportrekord darstellte. Rein rechnerisch wurde damit 2016 rund 62 Prozent der Stromproduktion der deutschen Atomkraftwerke exportiert. Mit 80,04 Milliarden Kilowattstunde war diese im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht zurückgegangen.

Die erneuerbaren Energieträger haben hingegen mit 186,1 Milliarden Kilowattstunden etwas mehr als im Vorjahr geliefert und ihren Anteil an der Nettostromerzeugung von 33,6 auf 34,2 Prozent erhöht (siehe hier beim ISE).

Dabei ist der Solarstrom erstmals in der Geschichte der Solarenergienutzung etwas zurückgegangen. Das gleiche gilt für den Windstrom, der allerdings stärker von Jahr zu Jahr fluktuiert, weshalb ein Rückgang nicht ganz so ungewöhnlich ist. Allein der Strom aus Biomasse hat weiter expandiert und das Minus in den anderen Bereichen wett gemacht.

Solarenergie ist billiger als Kohle

Andernorts geht es hingegen stürmisch voran. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet von Solarparks in Chile und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die den Zuschlag bei einem Lieferpreis von weniger als drei US-Cent pro Kilowattstunde bekommen haben.

Andere Staaten im Sonnengürtel der Erde würden dieses Jahr mit noch niedrigeren Preisen folgen. Solar sei dort inzwischen eindeutig billiger als Kohlestrom. Bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts werde das der Normalzustand sein.

Der gegenwärtige Preisverfall der Solarmodule scheint dabei nur ein Teil der Entwicklung zu sein. Steigende Absatzzahlen führten zu einer "Walmartisierung" des Marktes. Große Stückzahlen lassen in allen Bereichen die Kosten fallen.

Die Agentur zitiert Schätzungen der internationalen Renewable Energy Agency wonach Solaranlagen sich bis 2025 um weitere 43 bis 65 Prozent verbilligen werden. Damit würde ihr durchschnittlicher Preis im Vergleich zum Jahre 2009 um fünf Sechstel fallen.

Erheblichen Anteil sowohl am globalen Markt für Solaranlagen als auch für Windkraftanlagen hatte im vergangenen Jahr die Volksrepublik China. Jeweils rund die Hälfte der 2016 weltweit errichtetet Anlagen gingen dort ans Netz. Die große Frage ist, wie es weiter geht. Im Oktober warnten Windenergie-Branchenvertreter auf einer Konferenz, dass ab 2018 für die Hersteller schwere Zeiten anbrechen könnten.

Dann würden die Einspeisevergütungen weiter gekürzt, und einige Beobachter meinen sogar, sie könnten ganz wegfallen. Dadurch wäre künftig die Rentabilität von Neuanlagen schwerer zu kalkulieren, weil die erzielten Strompreise dann vom Markt abhingen und daher schwankend wären. Auch Netzengpässe drücken weiter auf die Erträge der Windanlagen, weil zu wenig Übertragungskapazitäten zur Verfügung stehen und das Netz zu unflexibel gefahren wird.

China: Zu geringe Auslastung für Windparks

Aber Netzengpässe sind nicht der einzige Grund, der Chinas Windräder oft stehen lässt. Ein anderer ist die starke Konkurrenz von vielen Kohlekraftwerken, insbesondere da deren Betreiber ebenfalls unter zur geringen Auslastung leiden. Die Regierung hatte vor einem Jahr Maßnahmen angekündigt, um den besseren Zugang von Windstrom zum Netz durchzusetzen.

Allerdings scheint es mit der Umsetzung zu hapern. Die South China Morning Post zitiert in ihrem oben verlinkten Bericht den stellvertretenden Chef von Datang Corporation Renewable Power, einem an der Hongkonger Börse gelisteten Projektentwickler für Windparks. Hu berichtet, dass viele lokalen Behörden die neuen Vorgaben für Mindest-Laufzeiten von Windkraftanlagen noch nicht einhalten.

Im letzten Jahr, so Hu, hätte die Anlagen seines Unternehmens im Schnitt 1700 Volllaststunden gehabt. Das habe gerade gereicht, um keine Verluste zu machen. Um Gewinn zu machen, müssten die Anlagen 1800 oder 2000 Stunden im Jahr laufen, was eigentlich möglich sein müsste.

Doch im ersten Halbjahr 2016, so die in Hongkong erscheinende South China Morning Post haben Datangs Windparks im Norden des Landes 24 Prozent der potenziell verfügbaren elektrischen Energie nicht einspeisen können. Landesweit habe der Durchschnitt bei 21 Prozent gelegen. 2015 seien es nur 15 Prozent gewesen.

Allerdings ist es für die Volksrepublik nicht ungewöhnlich, dass neue Gesetze und Vorschriften in den Provinzen zunächst auf Widerstände stoßen, insbesondere, wenn sie die Interessen der örtlichen Behörden berühren. Und in deren Hand sind nun mal viele der Kohlekraftwerke, von denen ohnehin zu viele gebaut wurden, und die nun auch noch durch die rasch expandierenden erneuerbaren Energieträger unter Druck geraten.

Da es aber der Führung in Beijing ziemlich ernst mit dem Abbau der Abhängigkeit von der Kohle zu sein scheint, wird sie sicherlich in nächster Zeit verstärkt auf die Umsetzung der Bestimmungen zum Schutz der Windkraftanlagen drängen.

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