Der Mafia-Don

Bild: Weißes Haus

Real Game of Thrones

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Auch wenn die geographischen Zuschreibungen in der 2.0 Version dieses Kampfs innerhalb der Machteliten nur sehr holzschnittartig passen und König Donald als von der Ostküste stammender, polternder Yankee par excellence erscheint: Den Thron gewann er im Cowboy-Stil und nicht nur im Süden, sondern wider Erwarten auch im rust belt des Nordens.

Schaut man sich noch einmal seine Wahlspots an, sind die Gegner in Bild und Ton eindeutig definiert: die Clintons, der Oligarch Soros, die "Globalisten", das "Establishment", die Yankees eben. Wenn "Cowboy" Donald gegen diese Fraktion wirklich antritt - und etwa wie angekündigt die Bankenregulierung wieder einführt (den Glass Steagall-Act, den der weise König Roosevelt einst als Antwort auf den "Schwarzen Freitag" initiierte und der "Finanzkrisen" wirksam verhindert hatte, bis er unter Clinton abgeschafft wurde und so den gewaltigen Crash ermöglichte, der 12 Jahre später die ganze Welt erschütterte) - wenn er also dem System ernsthaft ans Eingemachte geht, dann lebt er gefährlich.

Aber das wird er wahrscheinlich nicht, denn Donald ist kein wirklicher Außenseiter der Elite-Liga, sondern nur aus einem anderen Club - und ebenso connected wie die Bushs und die Clintons, sowohl mit der Unterwelt wie auch mit den Ultrareichen.

Während Hillary sich noch vor Kurzem mit einem Mitglied des Gambino-Clans traf und die "Yankees" es seit der Eroberung Siziliens im letzten Weltenkrieg eher mit dem Mob halten, der als "Cosa Nostra" bekannt sind, ist König Donald seit je mit deren Mitbewerbern auf dem Gebiet der organisierten Kriminalität verbunden, die wegen ihrer Speisevorschriften auch "Kosher Nostra" genannt werden. Donalds einstiger Mentor auf dem Gebiet der Politik und der Geschäfte, Roy Cohn, der zuvor für den paranoiden Kammerjäger McCarthy überall im Land "Kommunisten" gejagt hatte, war ein Advokat dieser Bande und ließ die Bosse sogar in seiner Kanzlei tagen, damit sie von den Lauschern der Polizei nicht abgehört werden konnten.

Folgerichtig übernahm Donald, als er neben dem Baugeschäft auch noch in das Vergnügungs- und Casinogewerbe einsteigen wollte, auf der fernen Insel Bahamas das Unternehmen "Resorts International", das einst als Geldwaschsalon und Verschiebestation für Waffen und Rauschgift von Freunden seines Mentors gegründet worden war, dem Boss der "Kosher Nostra"-Bande, Meyer Lanski und einem Strohmann der Meister der Intelligence. Dabei war auch Baron Edmund, ein Spross des ultrareichen Rothschild-Clans, was insofern passt, als Donalds großartige Bau- und Casinoprojekte gerne mal in die dicke Hose gingen und er des Öfteren mit viel Geld vor der Pleite gerettet werden musste. Dies kam dann stets aus deren unermesslichen Schatzkammern, so dass man zu all den Türmen und Schlössern, auf denen seine Name prangte, sagen konnte: Wo Donald drauf steht, ist Rothschild drin.

Auf dem Thron sitzt jetzt ein echter Barbar

Nun sind sich Ultrareiche wie die Clans der Rockefellers und der Rothschilds ja eigentlich stets und seit Jahrhunderten sehr einig, dass es bei "Politik" nur darum geht, ihren Ultrareichtum zu vermehren, weshalb sie in der Regel an einem Strang ziehen. Bisweilen und in Nuancen unterscheiden sich ihre Interessen aber auch, und Donalds Überraschungssieg könnte als Ausdruck eines solchen unterirdischen Bebens in den Tiefen des Staats und den unermesslichen Schatzkammern der Ultrareichen gesehen werden.

Den steinreichen Zocker und Oligarchen Soros, der einer von Donalds bevorzugten Zielscheiben im Wahlkampf wurde, würde man ja eher im Rothschild-Lager vermuten, aber seit ein von ihm geförderter Verein die sogenannten "Panama Papers" veröffentlichte und dort fast ausschließlich Rothschild-Klienten als Steuersünder und Geldwäscher "geleakt" wurden, wird Soros den "Yankees", dem Rockefeller-Lager, zugeschlagen. Seine Stiftungen fungierten ja weltweit als "zivilgesellschaftlicher" Arm der bisherigen Außenpolitik und inszenierten in anderen Ländern nicht nur fröhliche "colour revolutions", sondern auch gewalttätige "regime changes".

Eine Strategie, der Donald eine Absage erteilt hat, weshalb es nicht wundert, dass jetzt Soros' "progressive" Organisationen die Mobilisierung der Anti-Donald-Demonstrationen anführen. Aber wie es scheint, hat der große Spieler Soros sich verzockt. Denn auch wenn am Wochenende nach der Inthronisierung Millionen auf der Straße waren und protestierten - es kann nichts Revolutionäres werden aus einer Bewegung, die wegen Donalds Sprüchen über Frauen, über Ausländer und überhaupt massenhaft demonstriert, der aber Obamas Bomben auf Frauen, Ausländer und überhaupt völlig egal waren.

Dass Donald diese Barbarei seines Vorgängers fortsetzen wird, ist ebenso absehbar wie die Tatsache, dass er keinen Friedensnobelpreis dafür bekommt. Was sich geändert hat im exzeptionalistischen Königreich ist eigentlich nur, dass die Fassade des politisch korrekten Gefasels von "Werten" und "Menschenrechten", hinter der sich der alte Imperialismus in neo-liberalem Gewand tarnte, verschwunden ist: Auf dem Thron sitzt jetzt ein echter Barbar. Und er twittert die Mördergrube seines Herzens in alle Welt.