Der Albtraum vom Kapitalismus ist wahr geworden

Bild: Darya Mead/CC BY-2.0

Acht Milliardäre sind so reich wie die Hälfte der Weltbevölkerung

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Das Bekannte ist nicht erkannt. So sprach Hegel. Es ist nicht erkannt, weil wir es, dank der Massenablenkung, die auf allen Breitengraden vorherrscht, für selbstverständlich halten oder weil wir aufgeben, ruhig darüber nachzudenken. Wir wissen dies seit Jahren. Noch bevor Thomas Piketty uns in seiner Studie über den Kapitalismus im 21. Jahrhundert daran erinnert hat.

Die Welt nach 1989 ist nicht die Welt der Freiheit, wie ihre dithyrambischen Lobsänger immer wieder behaupten: Es sei denn, man versteht unter Freiheit, die des Kapitals und seiner Agenten. Für 99% der Weltbevölkerung ist und bleibt die Zeit nach dem Jahr 1989 ein Alptraum: ein Alptraum von Ungleichheit und Armut.

Vor kurzem hat Forbes, die Bibel der Priester des Monotheismus des deregulierten Marktes, daran erinnert. Acht Super-Milliardäre - sorgfältig von Forbes gezählt und registriert - verfügen über das gleiche Vermögen, das die Hälfte der ärmsten Bevölkerungen der Welt anhäufen konnte: 3,6 Milliarden Menschen. 1% hat im Jahr 2016 ebenso viel angehäuft, wie in den Taschen der restlichen 99% bleibt.

Kurzum, zum Wohle derer, die es nicht bemerkt haben sollten oder einfach hartnäckig vorgeben, es nicht zu bemerken, sei uns gewährt daran zu erinnern: Immer deutlicher wird ersichtlich, dass die Welt gezweiteilt ist in eine riesige Masse von Verdammten - den von der Globalisierung Betroffenen - und eine sehr begrenzte Gruppe staatenloser Herrschaften aus der transnationalen, postmodernen, post-bürgerlichen und post-proletarischen Finanzoligarchie.

Der traditionelle Konflikt zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat im Rahmen des souveränen Nationalstaates besteht nicht mehr: Der Konflikt - oder besser gesagt, das einseitige Massaker - verläuft heute zwischen der neuen prekarisierten, globalen Masse und der neuen kosmopolitischen und liberal-libertären "Finanzaristokratie" (Marx), dem erklärten Feind der sozialen Rechte sowie der wirtschaftlichen und politischen Souveränität.

Die Masse der Globalisierungsverlierer besteht aus dem ehemaligen Proletariat und dem ehemaligen Bürgertum: die ehemalige Arbeiterklasse ist eine Masse von Anbietern unterbezahlter, extrem ausgenutzter und abrufbarer Arbeitskraft ohne Bewusstsein geworden.

Das ehemalige Bürgertum der kleinen Geschäftsleute ist ebenfalls durch Finanzdiebstähle, Bankbetrug und transnationale Konkurrenz von der Finanzoligarchie pauperisiert worden. Die immer kleiner werdende Oligarchie regiert die Welt nach der exklusiven Logik des unbegrenzten Wachstums ihres individuellen Gewinns, was zu Lasten der restlichen 99% der leidenden Menschheit geht.

Übersetzung: Jenny Perelli

Diego Fusaro, 1983 in Turin geboren, lehrt Philosophie an der Mailänder Universität. Als unabhängiger Freidenker, intellektueller Dissident, der politisch weder rechts noch links anzusetzen ist, verblüfft er seit geraumer Zeit ganz Italien mit seiner eigenwilligen, neoidealistischen Auslegung des Marxschen Gedanken. In seinen Büchern beschreibt er die Widersprüche des Systems und des Lebens des postmodernen Menschen. Fusaro betreibt die Website filosofico.net.