Erster US-Soldat im Jemen nach Amtsantritt von Trump getötet

Reaper-Drohne. Bild: DoD

Bei einem Angriff von US-Spezialeinheiten kamen 30 Menschen, darunter auch die Tochter von al-Awlaki, ums Leben, das Pentagon spricht nur von 14 getöteten al-Qaida-Kämpfern

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Bereits in den ersten Tagen seiner Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump mehrere Todesopfer auf seinem Konto. Laut Pentagon fanden zwischen den 20. und dem 22. Januar drei Drohnen-Angriffe in der jemenitischen Provinz Baydah statt. Mindestens fünf Menschen, allesamt "mutmaßliche Al-Qaida-Kämpfer", sollen dabei getötet worden sein.

Der erste Angriff wurde noch von der Obama-Administration abgesegnet, die restlichen zwei von deren Nachfolger. Die Identitäten der Opfer sind weiterhin unklar. Dass alle Opfer von Drohnen-Angriffen erst einmal zu militanten Kämpfern und extremistischen Fanatikern degradiert werden, ist zu einem alltäglichen Prozedere im Weißen Haus geworden, was sich unter Trump nicht ändern wird.

Eine weitere US-Operation im Jemen fand in der Nacht zum 29. Januar statt. Ebenfalls in der Provinz Baydah wurden bei dem nächtlichen Einsatz über dreißig Menschen getötet, unter ihnen befanden sich zahlreiche Zivilisten. Die US-Regierung spricht lediglich von vierzehn getöteten Al-Qaida-Kämpfern. Außerdem wurde ein US-Soldat getötet, zwei weitere wurden verletzt. Sowohl bewaffnete Drohnen als auch Spezialtruppen der Navy SEALs am Boden kamen bei der Operation zum Einsatz.

US-Offiziellen zufolge wurde Abdul Rauf al-Dhahab, eine führende Figur von Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP), bei dem Angriff getötet. In einer Nachricht, die über den Instant-Messaging-Dienst Telegram verbreitet wurde, klagte Al-Qaida über den Verlust al-Dhahabs und bezeichnete ihn und weitere militante Kämpfer als "heilige Krieger". Die Nachricht dürfte authentisch sein, da sie vom offiziellen Telegram-Profil der Gruppierung verbreitet wurde.

Einige Stunden nach dem Angriff zirkulierten die ersten Bilder von Opfern, darunter auch Frauen und Kinder, im Netz. Berichten zufolge wurden mindestens acht Frauen sowie acht Kinder beim Angriff getötet.

Tragödie einer Familie

Schnell wurde auch bekannt, dass sich unter den Toten die achtjährige Nawaar al-Awlaki befand. Ihr Vater Anwar al-Awlaki, ein bekannter amerikanisch-jemenitischer Prediger, der sich später radikalisierte und sich Al-Qaida im Jemen anschloss, wurde im September 2011 durch einen gezielten Drohnen-Angriff der CIA im Jemen getötet. Al-Awlaki soll für al-Qaida Mitglieder rekrutiert haben. Noch zu Beginn der 2000er-Jahre unterstützte al-Awlaki George W. Bushs "War on Terror" und dessen Afghanistan-Einsatz (s.a. hier).

Wenige Tage später wurde auch al-Awlakis Sohn, der damals sechzehnjährige Abdul Rahman, Opfer eines Drohnen-Angriffs. Sowohl Anwar als auch Abdul Rahman waren US-amerikanische Staatsbürger. Vor allem die Tötung des Jugendlichen, der keine Kontakte zu extremistischen Gruppierungen hatte und lediglich in der Nähe seines Vaters sein wollte, löste seitens Menschenrechtsgruppierungen scharfe Kritik an der Obama-Administration aus (Die USA haben "das Recht und die Pflicht", Terrorverdächtige weltweit zu jagen und zu töten).

In den letzten Tagen der Präsidentschaft Barack Obamas wurde bekannt, dass Ibrahim al-Banna, jener Extremist, den der damalige Drohnen-Angriff angeblich eigentlich galt, immer noch am Leben ist. Seit 2002 gehören amerikanische Drohnen-Angriffe zum Alltag im Jemen. Laut UN wurden zwischen 2014 und 2015 mehr Zivilisten im Jemen durch Drohnen als durch Anschläge von Al-Qaida getötet.

Zum gleichen Zeitpunkt dienen die Angriffe als perfektes Rekrutierungsinstrument für die Extremisten. Selbiges gilt auch für die zahlreichen, im Schatten stattfindenden Einsätze von US-Spezialkräften, bei denen es ebenfalls immer wieder zu zivilen Opfern kam.

Dass nun ein weiteres Kind aus der Familie al-Awlaki durch eine US-Operation in einem Land, in dem Washington offiziell keinen Krieg führt, getötet wurde, gleicht einer Tragödie, die ihresgleichen sucht. Der Tod Nawaar al-Awlakis wurde bereits seitens ihres Großvaters, Nasser al-Awlaki, der gegenwärtig in der Hauptstadt Sanaa lebt und einst als Agrarminister Jemens diente, bestätigt.

Laut al-Awlaki schoss ein US-Soldat seiner Enkelin ins Genick. Zwei Stunden später verstarb das achtjährige Mädchen. Zum gleichen Zeitpunkt wurde seitens Washingtons lediglich der Tod des US-Soldaten beklagt. Vizepräsident Pence twitterte über den Verlust eines "Helden", der im Kampf gegen den "radikalislamischen Terror" fiel. Die Operation war der erste Spezialeinsatz, der von US-Präsident Trump genehmigt wurde.