Trump-Berater: "80 Prozent des Kriegs werden im Medienbereich ausgefochten"

Cover des ICSR-Berichts

Medien- und Kulturkrieg: Im Weißen Haus sieht man den Krieg gegen den islamistischen Terrorismus ähnlich wie der Islamische Staat den seinen gegen die Ungläubigen darstellt

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Donald Trump ist im Wahlkampf mit der Haltung aufgetreten, Barack Obama sei zu weich mit dem Islamischen Staat umgegangen. Er versprach: "bomb the s--t out of them". Und er kündigte an, dass er dem Pentagon 30 Tage geben werde, um einen Plan zur Vernichtung des IS auszuarbeiten. Das hat er getan, Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Sollte Trump glauben, den IS wirklich auslöschen zu können, wäre das naiv, im Pentagon dürfte man eine solche Vorstellung nicht hegen, zumal es neben dem IS al-Qaida und weitere islamistische Terrororganisationen gibt.

Angeblich ist das via Dekret verhängte Einreiseverbot als Maßnahme gedacht gewesen zu verhindern, dass nach einer Zerschlagung des IS die überlebenden Kämpfer in die USA flüchten können. Sebastian Gorka, auch einer der Berater von Donald Trump aus dem Breitbart-Umkreis von Steve Bannon, ein Militärexperte und Autor von "Defeating Jihad", ist der Überzeugung, dass der Krieg gegen den Terror nicht primär militärisch erfolgen könne, sondern es vor allem ein Kampf um die ideologische Vorherrschaft in den Köpfen der Menschen geht, womit Samuel Huntingtons "Kampf der Kulturen" (Clash of Civilizations) aus dem Jahr 1992, als Buch 1996 erschienen (Szenario einer angeblich postideologischen multipolaren Welt), zur Doktrin der Trump-Regierung zu werden scheint:

Wir müssen verstehen, dass 80 Prozent des Kriegs im Kopf ausgefochten werden und dass 80 Prozent unseres Konflikts im Medienbereich ausgefochten werden.

Sebastian Gorka

Gorka, der sich als Antiislamist in rechten Kreisen zusammen mit seiner Frau einen Namen machte, gehört zum engeren Kreis um Bannon, unter dem er als Redakteur für Nationale Sicherheit bei Breitbart.com wirkte, und ist Mitglied in dessen Strategic Initiatives Group. Manche vermuten, dass es hier Rivalitäten zum Nationalen Sicherheitsrat gibt, aus dem Trump vermutlich auf Bannons Drängen schon einmal den obersten Geheimdienstchef DNI und den Generalstabsvorsitzenden entfernen ließ.

Eingeladen von der rechten Heritage-Stiftung erklärte er, dass es dabei auch um die Religion gehe, die IS-Mitglieder würden sich eben auch als "heilige Krieger" verstehen. Für sie gehe es "nicht nur um ein Kalifat auf dem Boden, sondern auch ein Kalifat im Kopf". Man werde nicht alle "Dschihadisten" fangen und töten können: "Sie werden wandern. Sie können in den Norden, sie können in den Westen, sie können über den Atlantik kommen. Wir müssen verstehen, dass das Schlachtfeld des IS dort anfängt, wo man sein Haus am Morgen verlässt. Es gibt keine Front wie im Ersten oder im Zweiten Weltkrieg, es gibt keine Schützengräben." Und um zu verhindern, dass so etwas wie in Berlin, Nizza oder Paris in den USA geschieht, habe man das Reiseverbot über die Länder verhängt, wo sich der IS und al-Qaida befinden.

Man muss davon ausgehen, dass die IS-Führung, die nicht nur aus fanatischen Islamisten, sondern auch aus Ex-Mitgliedern des Hussein-Regimes (Militär, Polizei, Geheimdienste …) besteht, sich schon lange überlegt, was zu tun wäre, wenn man die Kerngebiete des "Kalifats" verliert und auch in den Ablegern in anderen Ländern wie dem Jemen, Afghanistan oder Libyen keine Gebiete oder Städte kontrollieren kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Image, das der IS von sich aufgebaut hat, nämlich letztlich als endzeitliche Macht, die ausgehend vom "Kalifat" in Syrien und im Irak die Welt erobert, von Gegnern säubert und zu einem Endkampf mit den "Kreuzfahrern" antritt.

Die Führung des IS hat sich bis auf den kurzen Auftritt von al-Bagdadi bei der Ausrufung des Kalifats in Mosul 2014 im Untergrund gehalten. Wo er sich aufhält, ist unbekannt, es gehen immer wieder Gerüchte um, er sei hier und dort, er sei verletzt oder getötet worden, aber er wurde zu einem Phantom. Al-Bagdadi hatte bereits dem al-Qaida-Zweig im Irak unter al-Sarkawi angehört, der weiterhin als Vorbild dient. Als dieser vom US-Militär getötet wurde, ging die Gruppe in den Untergrund und organisierte sich neu, vermutlich kam es zu Allianzen mit sunnitischen Stämmen und vor allem mit von den USA in der Massensäuberung entlassenen Angehörigen der Baath-Regierung unter Saddam Hussein. Erst mit der Repression der Sunniten durch die schiitische Regierung in Bagdad und dann durch den Arabischen Frühling in Syrien tauchte die Gruppe wieder auf, zuerst in Falludscha und zunehmend in Syrien, wo es dann zum Bruch mit al-Qaida und der Etablierung des Islamischen Staats kam. Abtauchen und abwarten dürfte auch die Strategie sein, wenn das Gebiet des "Kalifats", gewissermaßen das Territorium des IS-Staats, verloren geht.

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