Toshiba kämpft wegen Atomkraft-Verluste ums Überleben

Nachdem sich der japanische Konzern im Atomgeschäft verheddert und Milliarden verloren hat, tritt der Konzernpräsident ab

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Es war wahrlich keine Überraschung mehr, dass der japanische Elektronikkonzern Toshiba wegen seiner desaströser Atomgeschäfte in den USA einen Milliardenverlust verbuchen würde. Im laufenden Geschäftsjahr wird ein Verlust von 3,2 Milliarden Euro gerechnet, erklärte Toshiba heute. Damit summieren sich die Verluste in nur zwei Jahren auf 7Milliarden Euro, da der Konzern schon im Vorjahr 3,8 Milliarden Euro an Verlusten eingefahren hat. In diesem Jahr kommt es zwar nicht ganz so schlimm, wie mit vier Milliarden Euro prognostiziert wurde.

Doch der Verlust reicht, damit der Präsident des Verwaltungsrats, Shigenori Shiga, nun seinen Hut nehmen und der der Konzernpräsident Satoshi Tsunakawa auf 90% Prozent seines Gehalts verzichten musste. "Ich entschuldige sich zutiefst bei den Aktionären und Investoren. Wir übernehmen die volle Verantwortung", erklärte Tsunakawa. Doch das geschah erst, nachdem man zunächst damit gescheitert war, die Zahlen zu verschweigen. Denn die Veröffentlichung des Geschäftsberichts sollte eigentlich um einen Monat verschoben werden. Doch ein Whistleblower machte dem einen Strich durch die Rechnung.

Der Grund für die tiefroten Zahlen sind wie erwartet die Westinghouse-Abschreibungen, womit der Konzern nun insgesamt fast 6 Milliarden Euro in den Wind schreiben muss. Toshiba hatte Chicago Bridge & Iron (CB&I) vom früheren US-Konzern Westinghouse für schlappe 229 Millionen US-Dollar übernommen, der zu seiner Rettung wie die EDF und Areva in Frankreich von einer Wiedergeburt der Atomenergie zu ihrer Rettung geträumt hatte. CB&I ist auf den Bau und Rückbau von Atomkraftwerken spezialisiert. Nun steht auch ein britisches Atomprojekt in den Sternen, das von Toshiba gebaut werden sollte.

Statt der erwarteten Gewinne hat sich wieder gezeigt, welche Milliardenrisiken in den Projekten stecken, weshalb die deutschen Atomkraftwerksbetreiber den Rückbau und die nicht schätzbaren Endlagerkosten trickreich auf den Steuerzahler abwälzen. Für CB&I sind laufende Projekte deutlich teurer geworden als geplant. Der Konzern hat sich durch den erratischen Atomkurs selbst in Gefahr gebracht. So hatte die Wirtschaftszeitung "Nikkei" mit einem Bericht für Aufregung gesorgt, Toshiba werde sein Anleger sogar warnen, dass das Überleben in Gefahr sei.

Nun wird also die Atomkraftsparte komplett abgeschrieben, der Konzern steigt also aus dem Verlustgeschäft komplett aus. Damit versucht er im Überlebenskampf zu bestehen. Um Geld in die leeren Kassen zu spülen und die Verluste zu mildern, denkt Toshiba darüber nach, die lukrative Chip-Sparte teilweise zu verkaufen. Erst kürzlich hatte Toshiba die Auslagerung der Speicherchipherstellung in ein eigenständiges Unternehmen angekündigt.