Minidrohnen verbreiten Angst

Täglich verbreitet der IS Bilder von Drohnenkameras, die zeigen sollen, wie mit bewaffneten Drohnen gezielt Angriffe ausgeführt werden können.

Pentagon rüstet mit israelischer Antidrohnenwaffe auf, die auch gegen Schwärme einsetzbar sein soll

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Der Islamische Staat scheint in Mosul zwar auf verlorenem Posten zu stehen, da die irakischen Truppen und Milizen weiter vorrücken. Doch der IS hat seit einigen Wochen eine Waffe entwickelt, mit der weiter die schon befreiten Gebiete in Ost-Mosul terrorisiert. Massenhaft werden Drohnen, ausgerüstet mit Sprengstoff oder kleinen Bomben, ausgeschickt, mit denen Menschen, Fahrzeuge und Gebäude gezielt angegriffen werden können. Zwar werden viele der Drohnen abgeschossen, aber der Aufenthalt im öffentlichen Raum in Reichweite der von West-Mosul ausgeschickten Angriffsdrohnen ist vor allem für Zivilisten riskant (Der Islamische Staat steigt auf bewaffnete Drohnen um).

Zwar sind die Drohnen klein und damit auch die Bomben, die Genauigkeit ist auch nicht sehr groß, aber sie fliegen so hoch, dass sie kaum zu sehen und zu hören sind. Menschen werden nur selten damit getötet, aber täglich werden nach Berichten ein Dutzend Menschen verletzt, in der Regel handelt es sich um Schrapnellwunden an den Beinen, wenn die Bomben auf den Boden auftreffend explodieren (Der Tod von oben). Angriffe gab es auch in Syrien, es ist anzunehmen, dass auch IS-Zellen in anderen Ländern solche bewaffneten Drohnen bauen und einsetzen. Dafür wurde schon eine detaillierte Bauanleitung gefunden.

Das Pentagon soll Drohnenabwehrsysteme vor Ort zum Schutz der US-Soldaten haben. Als im Oktober des letzten Jahres der IS erstmals mit Sprengstoff beladenen Drohnen experimentierte, hieß es, die bei Mosul stationierten US-Bodentruppen seien mit dem DroneDefender, einem Antidrohnen-Gewehr von Batelle, ausgerüstet, die Drohnen durch Jammen der Fernsteuerung vom Himmel holen können oder sollen. Aber die irakischen und kurdischen Kampfeinheiten seien noch kaum mit diesen neuen Mitteln (sophisticated devices) ausgestattet (Der IS rüstet Drohnen mit Sprengsätzen aus).

Am Dienstag hat das Pentagon einen Auftrag über 15,6 Millionen US-Dollar für die US Air Force erteilt, die dafür 21 in Israel produzierte, aber nicht näher beschriebene tragbare Luftabwehrsysteme von der amerikanischen Niederlassung der israelischen Rüstungsfirma ELTA kaufen will. ELTA gehört zu IAI. Es scheint eilig zu sein, geliefert nach Kontinentaleuropa werden soll bis 28. Juli, dort soll bis dahin auch die Ausbildung der US-Soldaten abgeschlossen sein. Der Kauf war nicht ausgeschrieben worden, weswegen solche Systeme wohl für einen schnellen Einsatz benötigt werden. Vermutlich nicht mehr für Mosul, sondern vielleicht für Raqqa. Der Kauf zeigt aber auch, dass der DroneDefender nicht auszureichen scheint.

Sehr wahrscheinlich handelt es sich nicht um traditionelle MANPADS, da die Bestellung über das Air Force Life Cycle Management Center auf der Hanscom Air Force Base läuft, die für den Kauf von Kommunikationstechnik und elektronischen Systemen zuständig ist. Defense News geht davon aus, dass es daher um Systeme zur Drohnenabwehr gehen müsste.

ELTA hat beispielsweise den ELK-7020 Compact Tactical Communication Jammer. Das ist mit einer Länge von 20 cm und einer Breite von fast 9 cm kleiner, nur 1 kg schwerer Jammer für Anwendungen in der Luft, auf dem Boden oder auf dem Meer, um "wirksam feindliche Funkwellen und Kommunikation in einem bestimmten Bereich mit minimaler oder keiner Interferenz eigener Kommunikation und COMINT-Aktivitäten" zu stören. Ausgerüstet werden könnten damit auch Drohnen oder unbemannte Bodenfahrzeuge, gesteuert werden kann er aus der Ferne. Aber das kann nicht gemeint sein.

IAI präsentiert jedoch seit Ende 2015 auf Waffenmessen ein Drohnenabwehrsystem mit dem Namen Drone Guard, das mit Radar und elektrooptischen Sensoren kleine Drohnen bis auf eine Entfernung von 20 km entdecken und identifizieren soll. Zudem verfügt es integriert damit oder als eigenes Sytem einsetzbar über ein Jamming-System für Elektronische Angriffe. Geeignet sei es auch zur Abwehr von Schwärmen, wodurch sich auch der hohe Preis erklären könnte. Seit letztem Jahr ist es auf dem Markt, gedacht ist es auch für zivile Anwendungen.

Gerade haben im Jemen die Houthi-Rebellen einige angeblich selbstgebaute Drohnen vorgestellt.

Ann Stefanek, Sprecherin der Luftwaffe, wollte dazu nichts Näheres sagen und erklärte, man verfolge mehrere Projekte, um kleine Drohnen abzuwehren. Interessiert sei man vor allem an "nichtkinetischen Systemen" in allen Größen, aber es würden auch "kinetische Optionen" getestet, also Waffen, um Drohnen abzuschießen. Die Bedrohung wird als ernsthaft erachtet, bis zum Ende des Haushaltsjahrs 2018 soll es ein größeres Programm zur Abwehr von Drohnen geben.

Nachdem die Verbreitung von kleinen Drohnen für den Verbrauchermarkt boomte, ist nun die Drohnenabwehr am Zug, da nun klar ist, dass kleine Drohnen nicht nur zum Ausspähen, sondern auch zum Angriff verwendet werden können (BKA und Bundespolizei starten Forschungsprojekt zur Abwehr unbemannter Flugobjekte). Mangels geeigneter Technik und einer vermuteten Gefährdung wurde in Teheran gleich über dem gesamten Stadtgebiet ein Drohnenflugverbot verhängt, das freilich gegen mögliche Gegner oder Terroristen nichts nützt, wenn man die Drohnen nicht rechtzeitig entdecken und vom Himmel holen kann. Das Problem bleibt aber auch dann, dass abgeschossene oder gejammte Drohnen mitsamt Sprengstoff oder chemischen, biologischen oder nuklearen (schmutzigen) Waffen unkontrolliert zu Boden stürzen und auch dort Schäden anrichten können.