Energiebilanz: Stromexport auf Rekordniveau

Stromproduktion und Export haben weiter zugelegt, die Erneuerbaren sind nur geringfügig gewachsen, Gas legt auf Kosten der Kohle zu

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Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) hat ihre Bilanz für 2016 vorgelegt. Interessant ist an ihr unter anderem, dass der Anteil des Atomstroms auf dem niedrigsten Stand seit vielen Jahren gesunken ist, obwohl im vergangenen Jahr die Zahl der am Netz befindlichen AKW konstant blieb.

2016 trugen die Atommeiler nur noch 13,1 Prozentpunkte zum inländischen Bruttostromverbrauch bei, 1,1 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Den Höchststand hatte der Atomstromanteil 1997 mit 30,7 Prozent erreicht. Zur Zeit laufen noch acht AKW. Der nächste Reaktor (Gundremmingen B) wird in diesem Jahr vom Netz gehen.

Der Bruttostromverbrauch schließt auch den Eigenbedarf der Kraftwerke mit ein. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme schätzt diesen bei AKW auf 5,5 Prozent der Bruttoproduktion, bei Braunkohlekraftwerken auf 7,1 Prozent, bei Steinkohlekraftwerken auf 8,3 Prozent und bei Gaskraftwerken auf 3,4 Prozent.

Die Produktion der erneuerbaren Energieträger wuchs 2016 nur geringfügig von 187,4 auf 188,3 Milliarden Kilowattstunden. (Die Statistiker und die Branche spricht für gewöhnlich von Terawattstunden, aber dem Verbraucher dürfte die Einheit Kilowattstunde von seiner Stromrechnung geläufiger sein.) Entsprechend stieg der Grünstromanteil am Bruttoinlandsverbrauch nur minimal auf 31,7 Prozent.

Diese Abschwächung des Wachstums liegt zum einen daran, dass nur noch sehr wenige Solaranlagen zugebaut wurden und der Solarstrom sogar um 0,5 Milliarden Kilowattstunden zurückging. Das war der erste Rückgang seit dem 2001 zum ersten Mal Solarstrom in den bis 1990 zurückrechenden Statistiken auftauchte.

Zum anderen ist auch ein Rückgang vom an Land generierten Windstrom zu vermelden. Hier ist die Ursache allerdings nicht nachlassender Anlagenbau, sondern die Tatsache, dass 2015 meteorologisch aus dem Rahmen fiel. Der Ertrag der Windräder hatte seinerzeit wegen günstiger Wetterverhältnisse einen regelrechten Satz nach oben gemacht. 2016 war dann eher wieder mittelmäßig, so dass die Erzeugung um rund fünf Milliarden Kilowattstunden zurück ging. Das war allerdings noch immer erheblich mehr als 2014.

Die Erzeugung aus Biomasse legte hingegen etwas zu und auch die Wasserkraft trug einiges zusätzlich bei. Aber das größte Plus gab es beim Offshore-Wind. Die auf See installierten Windparks lieferten 2016 bereits 12,4 Milliarden Kilowattstunden, eine Steigerung um knapp die Hälfte gegenüber 2015.

Insgesamt befand sich die deutsche Stromproduktion mit 648,4 Milliarden Kilowattstunden auf Rekordniveau. Gegenüber dem Vorjahr war die Steigerung allerdings nur minimal (+1,5 Milliarden Kilowattstunden). Von diesen wurden netto 53,7 Milliarden Kilowattstunden (ebenfalls ein Rekord) exportiert.

Legt man obige Schätzungen des Kraftwerkseigenbedarfs zugrunde, dann wurden rund 28 Milliarden Kilowattstunden für den Betrieb der diversen Großkraftwerke benötigt. Zieht man diesen und den Nettoexport ab, dann ergibt sich ein Netto-Inlandsverbrauch von 566,5 Milliarden Kilowattstunden, der zu 33,2 Prozent mit dem Strom erneuerbarer Energieträger gedeckt werden konnte.

Ansonsten ist die Produktion der Braun- und Steinkohlekraftwerke etwas zurückgegangen und die weniger Emissions- intensiven Gaskraftwerke konnten ein wenig an Boden gut machen. Rein rechnerisch arbeiten jedoch noch immer rund ein Drittel der Braunkohlekraftwerke oder rund zwei Drittel der Atomkraftwerke allein für den Export.