Trump lässt die Katze aus dem Sack

"Trump talking to sailors". Besuch bei der Marine, 2. März 2017. Foto: US-Verteidigungsministerium. Gemeinfrei

"Wir müssen wieder Kriege gewinnen." Ein Kommentar

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Jetzt ist allmählich glasklar, worauf der amerikanische Präsident zusteuert: Er will Krieg. Daran besteht nach seinen letzten Äußerungen zur Rolle der U.S.-Rüstung kaum noch ein Zweifel.

Das ohnehin schon hochgerüstete Land bekommt noch einmal eine "historische Erhöhung" seines Wehretats um 10 Prozent oder 54 Milliarden Dollar, während zugleich alle übrigen Posten des nationalen Haushalts einschneidende Einsparungen verpasst bekommen. Das sieht nach Angaben des Weißen Hauses Donald Trumps Budget vor, das im März an den Kongress übermittelt werden soll.

"Fast alle werden Einsparungen erleben, mit Ausnahme des Sicherheitsbereichs", hieß es. Nach diesem Haushaltsentwurf erwarte man vom Rest der Welt, die eigene Rolle in einer Reihe derjenigen Programme auszuweiten, in denen sich die USA in der Vergangenheit so großzügig gezeigt hätten.

Die USA haben jetzt schon mit jährlich knapp 600 Milliarden Dollar mit großem Abstand die höchsten Rüstungsausgaben der Welt. Nach den USA kommt lange, lange Zeit gar nichts und erst dann China mit geradezu lächerlichen 215 Milliarden Dollar, dann Saudi-Arabien mit 87 Milliarden und Russland mit 66 Milliarden Dollar.

Die Suprematie der USA ist auch ohne diese bombastische Erhöhung schon überwältigend. Und die Erhöhung um noch einmal 54 Milliarden Dollar beläuft sich fast auf den Betrag, den Russland für seine Gesamtrüstung ausgibt.

Trump sagte allen Ernstes, in gefährlichen Zeiten wie diesen sei sein Haushalt einer der nationalen und öffentlichen Sicherheit. Und er fügte hinzu: "Wir müssen wieder Kriege gewinnen." Er sprach von einer "historischen Erhöhung" für die "ausgelaugte Armee".

Das hat der nicht einfach so im Wahlkampf dahergequatscht. Das hat der mit Bedacht und wohlüberlegt im Rahmen einer offiziellen Stellungnahme des Weißen Hauses zu seinem Haushaltsentwurf formuliert: "Wir müssen wieder Kriege gewinnen."

Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Trump wolle mit dem zusätzlichen Geld mehr Schiffe und Flugzeuge kaufen und an Schifffahrtsstraßen mit großem Konfliktpotenzial mehr Präsenz zeigen. Beispiele sind die Straße von Hormus am Eingang zum Persischen Golf oder das Südchinesischen Meer.

Das ist - mit Verlaub - zu niedlich gerechnet: Wenn die USA ihre Rüstung um einen gewaltigen Betrag erhöhen, der nahe an den Gesamtbetrag heranreicht, den das größte Land der Erde für seine weltweite Rüstung ausgibt, dann geht es nicht darum, ein paar schnuckelige Schiffchen an der Straße von Hormus und im Südchinesischen Meer zu versenken. Dann geht es um großangelegte Kriegsplanung.

Die Schatten der Vergangenheit

In der verqueren Weltsicht Donald Trumps wurden die USA ja in den letzten 50 bis 100 Jahren pausenlos und gnadenlos misshandelt und ausgebeutet. Darin ähnelt seine Weltsicht übrigens durchaus der Adolf Hitlers, der ja auch ohne Unterlass darüber klagte, das arme Deutschland sei seit Ende des Ersten Weltkriegs von fremden Mächten stets ausgenutzt und ausgebeutet worden.

Doch tatsächlich bringt kein anderes Land der Erde es auf eine so blutige Bilanz wie die USA. Rund 200 Konflikte hat das US-Regime weltweit für die eigenen geopolitischen Zwecke und darin mehr als 30 Millionen Menschen töten lassen. Die meisten US-Präsidenten waren Kriegsverbrecher und wären als solche auch verurteilt worden, wenn sie nicht zugleich Herrscher der größten Hegemonialmacht gewesen und damit unanfechtbar beziehungsweise für rechtsförmige Strafverfahren unerreichbar gewesen wären.

Allein nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte die Welt 248 bewaffnete Konflikte. Die weitaus meisten davon (genau 201 Konflikte oder 81 Prozent) liefen mit aktiver US-Beteiligung ab. Zudem wurden in diesen Kriegen über 30 Millionen Menschen - davon rund 90 Prozent unschuldiger Zivilisten - von US-Militärs getötet. Soldaten und bewaffnete Kräfte kamen nur zu geringen Teilen zu Schaden.

Bei allen größeren Konflikten übrigens zogen die USA den Kürzeren: Sie unterlagen, öfter auch mal so jämmerlich wie in Vietnam. Kein Wunder also, dass Donald Trump in all seiner Großmannssucht und all seinem imperatorischen Gehabe endlich mal wieder einen schönen Sieg erzielen möchte. Anlässe finden ist ja nicht schwer. Auch einige seiner Vorgänger haben es ihm ja ganz leicht gemacht, ob sie nun die Invasion in der Schweinebucht starteten, einen "Zwischenfall" im Golf von Tonking provozierten oder gar Massenvernichtungswaffen entdeckten, wo es nachweislich keine gab.

Allein die drei für diese Kriegsverbrechen verantwortlichen "normalen" Präsidenten waren für die Welt und erst recht als "Führungsnation der westlichen Welt" brandgefährlich. Und da soll ausgerechnet der absolut durchgeknallte, in kaum einer Hinsicht ernst zu nehmende und von einer unbremsbaren Sehnsucht nach amerikanischer Größe und Weltvormacht beherrschte Donald Trump noch friedfertiger sein? Sehr unwahrscheinlich. Es soll ja auch noch Leute geben, die inbrünstig an den Osterhasen glauben…

Es ist besser, man richtet sich auf furchtbare Zeiten ein und rechnet mit dem Schlimmsten.

Wolfgang J. Koschnick ist Autor des Buchs "Eine Demokratie haben wir schon lange nicht mehr", das 2016 im Westend Verlag in Frankfurt am Main erschien.

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