Türkei baut Proxy-Armee für Raqqa und Deir-Ez-Zor auf

Bild: SDF

Die von den USA und Russland unterstützten SDF-Verbände haben die baldige Offensive auf Raqqa angekündigt, Ankara sieht sich ausgespielt

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Die Endphase der im November 2016 begonnenen Offensive auf Raqqa, die so genannte Hauptstadt des Islamischen Staats in Syrien, steht bevor. Die von syrischen Kurden dominierten SDF haben die Stadt im Osten, Norden und Westen abgeriegelt, angeblich auch die Hauptverbindungen in den Irak. Die Milizen stehen einige Kilometer vor der Stadt und haben angekündigt, mit der finalen Offensive demnächst zu beginnen, spätestens von April war die Rede.

Noch freilich scheint nicht ausgehandelt zu sein, wie die Offensive der Kurden mit den übrigen Akteuren koordiniert ist. Sicher ist bislang, dass die syrischen Kurden der YPG und SDF von den USA - Pentagon-Sprecher nennt sie "unsere Partner" - und damit auch von der Anti-IS-Koalition unterstützt werden.

So wurden nach Manbij Anfang März neue amerikanische Soldaten stationiert, die neben russischen und syrischen Truppen das von den SDF vom IS eingenommene Gebiet vor heranrückenden türkischen Truppen mit ihren Milizen schützten. Nach Lesart des Pentagon wurden die US-Soldaten aber nur für kurze Zeit "sichtbarer" und Bilder verbreitet, US-Soldaten würden sich aber der Eroberung von Manbij dort aufhalten und die SDF-Verbände beraten, unterstützen und ausbilden.

Die türkische Regierung hatte angekündigt, die SDF und ihre arabischen Verbündeten nach der Einnahme von al-Bab aus Manbij zu vertreiben und dann Richtung Raqqa vorzurücken, wo verhindert werden sollte, dass die Kurden die Stadt erobern und unter ihre Kontrolle bringen. Nach Angaben des Pentagon-Sprechers arbeiten russische und amerikanische Truppen hier in enger Absprache.

Während die Türkei weiter versucht, ihren Kampf gegen die Kurden auch in Syrien fortzusetzen, einen türkisch kontrollierten Korridor zwischen Kobane/Cizre und Afrin einzurichten und die kurdisch kontrollierte Enklave weiter zu isolieren, ist sie auch gezwungen, mit den USA und Russland eine Vereinbarung zu finden. Eine Lösung nach türkischen Interessen ist derzeit beim Kampf gegen den IS kaum denkbar, so lange Washington und Moskau auf die SDF als Bodentruppen gegen den IS, aber auch andere islamistische Gruppen setzen. Das Pentagon versucht die Türkei damit zu besänftigen, dass die SDF, die auch deswegen von den USA initiiert gegründet wurden, doch eine aus Kurden und Arabern gemischte Truppe sei. Gerne wird dann auch mal gesagt, es seien doch mehr Araber als Kurden. So sagte Pentagon-Sprecher Dorrian kürzlich, die sich bei Raqqa aufhaltenden "multiethnischen" Kämpfer wären zu 75 Prozent Araber. Das dürfte ein wenig übertrieben sein.