USA wollen sich stärker auf der saudischen Seite im Jemen-Krieg engagieren

Huthi-Rebellen präsentieren neue Raketen mit einer Reichweite von 400 km.

Es geht vor allem um eine Offensive auf den Hafen al-Dudeida, während der Krieg eskaliert, vertieft sich die humanitäre Katastrophe

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Der Konflikt im Jemen findet großenteils im Abseits der medialen Öffentlichkeit statt. Durch den Bürgerkrieg, in den sich die saudi-arabische Koalition mit Luftangriffen und Bodentruppen seit 2 Jahren gegen die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen und Teile der jemenitischen Armee eingeschalten haben, befindet sich das Land, in dem a-Qaida und der IS kämpfen, in einer katastrophalen humanitären Lage. 14 Millionen Menschen haben keinen Zugang mehr zu einer medizinischen Versorgung, viele der Kliniken wurden zerstört, 17 Millionen Menschen werden von den Vereinten Nationen als angewiesen auf Lebensmittelunterstützung bezeichnet, in 20 von 22 Provinzen herrscht humanitärer Notstand. 2,2 Millionen Kinder sind unterernährt. 7 Millionen Menschen seien von Hunger bedroht. "Ich treffe hier täglich Eltern, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Cholera ist auf dem Vormarsch und Medikamente gibt es kaum mehr. Viele Frauen essen nur einmal am Tag, um das Überleben ihrer Kinder sicherzustellen", beschreibt CARE-Generalsekretär Karl-Otto Zentel, der zur Zeit vor Ort ist, die Situation.

Am Wochenende gingen Hunderttausende in der von den Huthis und Jemens Ex-Präsident Ali Abdallah Saleh kontrollierten Hauptstadt Sanaa auf die Straße, um gegen die saudischen Luftangriffe zu protestieren, was auch zeigt, dass die Huthis Massen hinter sich bringen können, wenn es um die militärische Intervention von außen geht.

Während die Huthis-Rebellen aufrüsten und gerade neue Qaher-M-2- Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von 400 km vorgestellt haben, mit denen weite Teile Saudi-Arabiens bedroht werden können, haben die USA offenbar eine Kehrtwende gemacht. Während sie bislang die saudische Koalition vor allem mit Waffen unterstützt haben und ansonsten gegen Al-Qaida im Jemen (AQAP) vorwiegend mit Drohnenangriffen vorgegangen sind, stärkt das Pentagon unter Trump noch deutlicher das saudische Vorgehen im Jemen und damit den Konflikt mit dem Iran.

Möglicherweise als Ausgleich zu Syrien, wo die Amerikaner mit den Kurden im Konflikt mit der Türkei und den von der Türkei und den Golfstaaten unterstützten sunnitischen Milizen die Offensive auf Raqqa vorbereiten, sollen nun die Streitkräfte Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate logistisch und aufklärungstechnisch unterstützt werden. Dabei soll es um Drohnen, Auftanken der Kampfflugzeuge, Planungshilfen etc. gehen.

Vermutet wird, dass auch die vermehrten Meldungen von zivilen Toten in Mosul und in Syrien durch Luftangriffe der US-Koalition darauf zurückgehen, dass Präsident Trump die Zügel gelockert hat. Im Wahlkampf hatte er Obama vorgeworfen, zu sanft gegen den Islamischen Staat vorzugehen. Nun wurden auch die Bodentruppen in Syrien und im Irak verstärkt, während bei den Luftangriffen gewissermaßen die Handschuhe ausgezogen wurden und gebombt wird, auch wenn dabei Zivilisten zu Opfern werden. Es scheint, als habe es die Trump-Regierung eilig, in Mosul, aber vor allem in Raqqa Erfolge gegen den IS vorzulegen. Man kann zudem vermuten, dass die engere Kooperation Saudi-Arabiens mit China, das unter anderem Kampfdrohnen an die autoritäre Monarchie liefert, für einen demonstrativen Schulterschluss der Amerikaner sorgen könnte.

Verteidigungsminister Jim Mattis hatte sich in einem Brief an den Nationalen Sicherheitsberater McMaster gewandt, wie die Washington Post am Wochenende berichtete, und sich für eine "begrenzte Unterstützung" ausgesprochen, insbesondere solle eine geplante Offensive auf die Hafenstadt al-Hudaida im Roten Meer unterstützt werden, um eine "allgemeine Gefahr" abzuwenden. Mit der direkten Unterstützung geben die USA auch die Zurückhaltung im Jemen-Krieg auf und machen sich mit der saudische Koalition gemein, der immer wieder Angriffe auf zivile Ziele wie Märkte, Schulen und Krankenhäuser mit vielen zivilen Opfern vorgeworfen wurden.

Mit der Einnahme oder der Zerstörung des Hafens al-Hudeida sollen die Rebellen von der Verbindung mit Iran abgekoppelt werden, um so die Lieferung von Waffen oder anderen Gütern, auch Lebensmittel, zu unterbinden. Allerdings besteht bereits seit längerem mit der Unterstützung von US-Kriegsschiffen eine Seeblockade, wodurch auch die Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern behindert wurde. Präsident Obama hatte die Offensive auf den Hafen im letzten Jahr noch abgelehnt, weil man zu Recht fürchtete, dass der Krieg damit weiter eskalieren würde. Der Plan scheint zu sein, wie Al-Arabiya berichtete, dass Truppen der Emirate den Hafen erobern, während die USA die Offensive mit Spezialeinheiten und Unterstützung durch Angriffe aus der Luft und von Kriegsschiffen unterstützen sollen. Die Eroberung selbst wird offenbar nicht als größeres Problem betrachtet, wohl aber das Verteidigen der Stadt.

Ob die USA allerdings mit eigenen Truppen eine solche Offensive unterstützen werden, scheint fraglich zu sein. Es heißt, dass das Pentagon eigene Pläne entwickelt. Angeblich soll bald im Weißen Haus das Vorgehen entschieden werden. Die Situation ist riskant, denn eine Eskalation könnte dazu führen, dass vermehrt Angriffe auf den Schiffsverkehr stattfinden. Das saudische Militär erklärte am Dienstag, man habe 4 Raketen abgeschossen, die von den Huthis nach Saudi-Arabien abgefeuert wurden. Das sei ein Beweis für den Waffenschmuggel, der über den Hafen al-Hudaida stattfindet.