"Das Unheil, das ich angestiftet, leg ich den andern dann zu schwerer Last"

Bild: Weißes Haus

Real Game of Thrones

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Weil das Real Game of Thrones nicht nur ein Spiel ist sondern auch blutiger Ernst, ist die Farce, die sich seit Donalds Thronbesteigung im exzeptionalistischen Königreich abspielt, nicht wirklich zum Lachen. Auch wenn Humor vielleicht die letzte Zuflucht ist, die einen vor der Finsternis retten kann, die sich über dem Imperium zusammenzieht. Was aber nicht allein an diesem verrückten König mit der Eichhörnchenfrisur liegt, sondern auch den Verlierern des Wahlkampfs, die sich mit dieser Niederlage nicht abfinden können.

Dass Donald gegen alle Vorhersagen der Kaffeesatzleser gegen die Gilde der Herolde und Lautsprecher und gegen Hillarys doppelt so schwere Kriegskasse den Sieg errang, hatte das unterlegene Lager so tief getroffen, dass es sich ein demokratischen Spielregeln entsprechendes Eingeständnis dieser Niederlage nicht abringen konnten. Weil Hillary mit Betrug den alten Bernie aus dem Rennen geboxt hatte, der die Massen anzog, und auch Donald besiegt hätte, trug sie die eigentliche Hauptschuld.

Und wie das so ist, wenn man ein Versagen vor sich selbst nicht eingestehen kann - "Das habe ich getan", sagt mein Gedächtnis. Das kann ich nicht getan haben — sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich — gibt das Gedächtnis nach", hatte einst der Psychologe Nietzsche dieses Procedere beschrieben -, sucht man die Schuld bei anderen. So kam König Wladimir als Watschenmann und "Ultraböser" in Spiel: Er soll Hillarys Post gestohlen, ihren Betrug öffentlich gemacht und so seine "Marionette" Donald auf den Thron gebracht haben. Diese zwar unbewiesene und nur behauptete "Einmischung" in das heilige Ritual der exzeptionalistischen Demokratie, die Wahlen, wurde sodann als "kriegerischer Akt" bezeichnet, mit dem der Ultraböse das Königreich angegriffen habe und nun mittels seines Agenten Donald zerstören will.

Dass das unterlegene Hillary-Lager für diese haarsträubenden Verschwörungstheorie nicht umgehend ausgelacht wurde, verdankte es nur seiner engen Verbindung mit den "Mainstreammedien" genannten Lautsprechern, die diese Gruselgeschichte als "Nachrichten" verbreiteten und damit am laufenden Band das produzierten, was im Königreich neuerdings "Fake News" genannt wurde.

Da König Donald schon dafür berüchtigt war, heute dies und morgen das zu erzählen und es beim Zwitschern mit Präzision und Wahrheit nicht so genau zu nehmen, wurde auch ihm im vorgeworfe, am laufenden Band "Fake News" zu produzieren. Was dann zu der absurden Situation geführt hatte, dass auf der öffentlichen Bühne nur noch kreischende Antagonisten auftauchten, die sich gegenseitig der Lüge, der Fälschung, des Betrugs bezichtigen.

Man schrieb das 21. Jahrhundert und kam sich doch vor wie bei Richard III. und Großmeister Shakespeare: "Ich tu das Böse und schreie selbst zuerst. Das Unheil, das ich angestiftet, leg ich den andern dann zu schwerer Last." Oder wie im Puppentheater mit einer betrügerischen Hexe ("Crooked Hillary") einem falschen Clown ("Lying Donald") und einem gar schrecklichen Krokodil ("Tarantula Putin"). Sowie dem Chor der Herolde und Lautsprecher die die ganze Saga atemlos kolportierten und kommentierten, wobei ihnen aus dem Souffleurskasten von den Meistern der Intelligence stets neue Stichworte geflüstert wurden.