Roboter könnten mehr als ein Drittel der deutschen Arbeitsplätze ersetzen

Eine Studie sieht die Folgen für die USA und Deutschland größer als für Japan oder UK, der ängstliche Blick auf die Migranten übersieht die Folgen der Einwanderung von Robotern

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Seit längerem befinden wir uns in einem Ratespiel, wenn es darum geht, wie sich die zunehmend intelligenter werdenden Maschinen oder Roboter auf die Gesellschaft und vor allem auf den Arbeitsmerkt auswirken werden. 2013 schreckte eine Studie von Wissenschaftlern der University of Oxford auf, die prognostizierte, dass fast 50 Prozent der Jobs in den kommenden Jahrzehnten an die Maschinen übergehen werden - und das eben nicht nur im Industriebereich, sondern in vielen Branchen, betroffen seien davon auch Akademiker. Andere Prognosen gehen wie in einer von der OECD in Auftrag gegebene Studie lediglich von einem Verlust von 10 Prozent aus.

Während die einen beruhigen und erklären, dass wegbrechende Jobs durch andere Tätigkeiten ersetzt würden, warnen andere vor Arbeitslosigkeit und einer weiteren Spirale in Richtung Niedriglohnbereich und Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Im Rahmen dieser Diskussion taucht das Thema des bedingungslosen Grundeinkommens als Sozialhilfe auf, um die Gesellschaft zu befrieden, finanziert womöglich durch eine Steuer auf Roboter oder smarte Maschinen.

Statt solcher Überlegungen, alles zu belassen und nur eine sozialstaatliche Komponente einzuführen, fehlen allerdings Vorstellungen von tiefgreifenden Gesellschaftsveränderungen. Typisch sind die Ängste der Rechtsnationalisten wie von Trump, Front National oder AfD, die das Hauptproblem in der Zuwanderung sehen, aber den Blick von den technisch und kapitalistisch bedingten gesellschaftlichen Veränderungen abwenden, die zur "Einwanderung" eben von smarten Maschinen und intelligenten Robotern in den Arbeitsmarkt führen und den Arbeitsmarkt viel tiefgreifender umpflügen als Migranten. Alleine wenn Verkehrsmittel auf dem Land, zu Wasser und in der Luft den Menschen vom Steuer verdrängen und KI-Systemen übergeben werden sollten, würden Menschen massenhaft Jobs verlieren. Die beschworene Flüchtlingskrise wäre dagegen leicht zu bewältigen. Zudem wären Migranten auch aus anderen Kulturen den Sesshaften kulturell näher als die neuen, mit einer maschinellen Rationalität ausgestatteten Mitbewohner, die maschinell lernen, gewaltige Datenmengen auswerten und in einigen entscheidenden Hinsichten den kognitiven und physischen Leistungen des Menschen weit überlegen wären.

Haben Roboter etwas mit Nationalität oder einer traditionellen Kultur zu tun? Sind sie Ausgeburt des christlich-jüdischen Abendlandes, wenn auch mit antiken und islamischen Wurzeln? Die islamischen Wurzeln der europäischen Kultur seit der Renaissance werden sowieso gerne übersehen. Würden die Nationalisten oder Identitären lieber Roboter statt ausländische Menschen in ihre Gemeinschaft oder ihr Volk aufnehmen? Das ist bislang die Option der Japaner, die auf Roboter setzen, um keine Einwanderung zuzulassen, allerdings mit dem Effekt, dass gleichzeitig - und damit zusammenhängend? - die Geburtenrate nach unten geht.