Ein wenig präziser US-Präzisionsschlag gegen syrischen Stützpunkt?

Nach dem US-Angriff. Bild: Sputniknews.com

Pentagon meldet Erfolg, russisches Verteidigungsministerium berichtet, nur 23 der 59 Marschflugkörper hätten ihr Ziel erreicht

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Unterschiede in der Beurteilung der Angriffe auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt machen klar, dass es in Kriegen stets alternative Fakten gibt. Die USA feuerten nach eigenen Angaben 59 Tomahawk-Marschflugkörper in einem Präzisionsangriff auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt Shairat und hätten dabei wie üblich mit außerordentlichen Mitteln darauf geachtet, dass keine Zivilisten in Gefahr geraten. Das war bei dem abgelegenen Luftwaffenstützpunkt in der Wüste allerdings keine allzugroße Gefahr. Getötet wurden einige syrische Soldaten. Das Pentagon dürfte gewusst haben, dass sich auf dem Stützpunkt keine russischen Soldaten befanden, Russland war über den geplanten Angriff informiert worden.

Der Angriff war auch finanziell, nicht nur politisch, keineswegs billig. Eine Tomahawk-Rakete kostet um die 1,6 Millionen US-Dollar. Es war Trump also allein von den Kosten für die Raketen um die 100 Millionen US-Dollar wert, ein Zeichen zu setzen, das allerdings fatal an das Zeichen von Bill Clinton erinnert. Der stand damals mitten in der Lewinsky-Affäre, als die al-Qaida-Anschläge auf US-Botschaften in Afrika erfolgten. In den Krieg ziehen wollte er auch nicht, also wurden auch damals Tomahawk-Raketen in den Sudan auf eine angebliche Fabrik für chemische Waffen (!) und Lager in Afghanistan abgefeuert, wo sich Osama bin Laden aufhalten sollte. Das Ergebnis war niederschmetternd, es kam der Verdacht auf, dass Clinton von seinen Problemen damit ablenken wollte (Die USA schlagen zurück - Wag the Dog?).

Das Pentagon erklärte den Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt zum Erfolg. Der Angriff habe die Flugzeuge und die Infrastruktur "schwer beschädigt oder zerstört", wodurch die Möglichkeit, chemische Waffen einzusetzen, vermindert worden sei. Das war aber nur eine vorläufige Beurteilung, eine neue gibt es bislang noch nicht. Ein anonymer Pentagon-Mitarbeiter hat CNN erzählt, von den 59 Raketen hätten 58 ihr Ziel getroffen.

Allerdings äußert sich Moskau ein wenig schadenfroh über den angeblichen Erfolg, sicher auch eine Retourkutsche, nachdem aus den USA oft hämische Bemerkungen über die russische Waffentechniken kommen. Aus dem russischen Verteidigungsministerium heißt es, nur 23 der Raketen hätten ihr Ziel erreicht. Sechs Mig-Kampfflugzeuge, die zur Reparatur in Hangars standen, und ein Radarsystem seien zerstört worden, dazu ein Depot, ein Gebäude und eine Kantine. Die Start- und Landebahn und die übrigen Flugzeuge seien unbeschädigt. Das wird mit den hämischen Worten kommentiert: "Die Kampfeffektivität des massiven Raketenangriffs auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt ist also extrem niedrig." Man werde aber die syrische Luftabwehr verbessern, Russland hat zum Schutz seines Luftwaffenstützpunkts ein S-400-Raketenabwehrsystem nach Syrien verlegt.

Russische Staatsmedien geben die Äußerung des Gouverneurs von Homs weiter, dass bei dem US-Angriff 14 Menschen getötet worden seien, darunter 9 Zivilisten. 13 Kinder und Frauen seien in dem benachbarten Dorf Shayrat verletzt worden. Die syrische Nachrichtenagentur meldete zuvor, dass eine Rakete im 4 km vom Stützpunkt entfernten Dorf Al-Hamrat eingeschlagen sei und vier Zivilisten getötet habe.