Giftgas: Interessierte Kreise in den USA wollen Konflikt mit Russland verschärfen

S-400-Raketenabwehrsystem in Syrien. Bild: Sputniknews.com

Russland soll für den Giftgasangriff mitverantwortlich gemacht werden, aber es bleiben viele Fragen offen: Warum etwa wurde das russische Raketenabwehrsystem nicht aktiviert?

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Kurz vor dem Besuch des US-Außenministers Tillerson in Moskau, wo schon mal Präsident Putin ein Treffen abgewinkt hat, versuchen Kreise aus dem Pentagon, den Konflikt mit Russland zu verschärfen. So hat angeblich einer der üblichen anonymen Quellen, ein "senior U.S. official", der Nachrichtenagentur AP durchgestochen, dass die US-Regierung davon ausgeht, dass Russland vor dem Giftgasangriff davon Kenntnis hatte.

Nach der Quelle soll eine russische Drohne über dem Krankenhaus gesichtet worden sein, in dem die Opfer behandelt wurden. Kurz danach habe ein russisches Kampfflugzeug das Krankenhaus bombardiert. AP schreibt, der Informant habe ansonsten keine Details gegeben, aber gesagt, es könne kein Zufall sein, dass die Drohne über dem Krankenhaus geflogen sei. Daraus könne man schließen, dass die Russen wussten, dass ein Giftgasangriff stattfindet. Russland benutze den Luftwaffenstützpunkt mit, von dem aus der Giftgasangriff geflogen worden sein soll und auf dem chemische Waffen gelagert worden seien.

Ohne Faktencheck wird von AP die Behauptung eines Informanten weitergeleitet. Zweifel oder Skepsis werden nicht geäußert, sondern lediglich, dass die damit einhergehenden Vorwürfe schwerwiegend seien. Noch nie habe Washington Moskau beschuldigt, für Gasangriffe mitverantwortlich zu sein. Der Informant habe gesagt, man sei sich sicher, dass es eine von russischen Streitkräften gesteuerte Drohne gewesen sei, zweifelhaft sei aber noch, ob das Flugzeug, das das Krankenhaus bombardiert haben soll, von Russen oder Syrern geflogen wurde.

Das klingt alles nicht nach handfesten Beweisen, sondern nach Vermutungen. Was man auch vermuten kann, ist, dass Russland über den Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt informiert war - und davon abgesehen hat, seine Luftabwehrsysteme auf die Tomahawk-Raketen zu richten. Russland hat auf seinem syrischen Stützpunkt das Raketenabwehrsystem S400 mit einer Reichweite bis zu 400 km stationiert, das angeblich Dutzende von Zielen gleichzeitig angreifen kann. Aktiviert wurde es nicht.

Sowohl amerikanische als auch russische Quellen meldeten, dass Russland vor dem Angriff informiert wurde. Daraus muss man schließen, dass Russland wegen dieser Aktion, die offensichtlich kaum Schaden verursachte, keine direkte Auseinandersetzung mit den USA suchen wollte. Zudem lässt sich schließen, dass Russland das Assad-Regime nicht um jeden Preis schützen will. Das hatte Moskau allerdings schon lange klar gemacht, auch wenn man Assad nicht vollständig kontrollieren kann. Interessant wäre die Frage, ob das Pentagon aufgrund des Sicherheitsabkommens mit Russland darüber Bescheid wusste, dass syrische Kampfflugzeuge ein Ziel in Chan Scheichun bombardieren werden. Davon müsste man ausgehen, allerdings nicht, dass womöglich chemische Waffen eingesetzt werden.

Bislang fehlt jedoch auch ein Beweis, dass es sich überhaupt um einen Luftangriff handelte, es könnte auch eine Boden-Boden-Rakete gewesen sein, die den mutmaßlichen Giftgasangriff verursacht hat. Seltsam ist auch, dass die Weißen Helme, die im Verdacht stehen, mit al-Qaida zusammenzuarbeiten und die Videos von den Giftgasopfern (den "wunderschönen Babys" Trumps) verbreitet haben, keine Bilder von der Bombardierung des Krankenhauses veröffentlicht haben. Die Swedish Doctors for Human Rights wollen nachgewiesen haben, dass die Weißen Helme 2015 in einem Video über Opfer eines Giftgasangriffs Bilder manipuliert haben. So wurde angeblich ein bereits totes Kind behandelt.

Russland hat sich inzwischen auch die Rückendeckung der Türkei eingeholt, um eine unabhängige Überprüfung des Vorfalls zu verlangen. Russland hat aber nun die Vereinbarung über die gegenseitige Information von Flügen aufgekündigt, was auch bedeuten könnte, dass ein nächstes Mal das russische Raketenabwehrsystem nicht untätig bleiben könnte. So wird von Moskau wiederholt verkündet, dass die Raketenabwehrsysteme S-400, S-300 und Pantsir einsatzbereit seien.