US-Militär wirft stärkste nicht-nukleare Bombe auf Ziel in Afghanistan ab

Screenshot Video, U.S. Air Force

Der Abwurf der "Mutter aller Bomben" zielt auf Tunnel des IS im Achin Distrikt und an die Adresse der internationalen Öffentlichkeit

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Das amerikanische Militär hat zum ersten Mal die stärkste nicht-nukleare Bombe in ihrem Arsenal in einem Kampfeinsatz abgeworfen, meldete Centcom am frühen Donnerstagabend europäischer Zeit (siehe auch Finale mit der "Mutter aller Bomben"?).

Als Ziel des Abwurfs der rund zehn Tonnen schweren Bombe GBU-43 wird ein Tunnelkomplex im Achin Distrikt in der Provinz Nangarhar angegeben. Die Provinz liegt im Nordwesten Afghanistans und grenzt direkt an Pakistan. Dort versucht der "Islamische Staat in der Provinz Khorasan" (ISKP oder auch: ISIS-K) seit Mai 2015, eine Dominanz aufzubauen und zu verfestigen.

In Nangarhar kämpfen mehrere islamistische Gruppen, die Taliban, die Tora Bora Jihadi Front, die Hezb-e Islami von Hekmatyar und verschiedene salafistische Gruppen um Einfluss. Das Gebiet ist seit Jahrezehnten ein Mudschahedin-Stammland, diese sind in viele, rivalisierende Fraktionen aufgeteilt. Dem IS scheint es aber mit großer Brutalität gelungen zu sein, dort eine starke Position zu erringen (siehe Why did Nangarhar turn into an IS hub?).

Der Abwurf der GBU-43 auf das Tunnelsystem in Achin sollen den US-Streitkräften in Afghanistan und der afghanischen Armee ein "Momentum" gegen den IS verschaffen, verspricht sich der Kommandeur der US-Armee in Afghanistan, John W. Nicholson, von der Aktion, die sehr rasch Schlagzeilen machte. Die Bombe ist laut Nicholson die richtige Munition dafür, um solche Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum in der Offensive gegen ISIS-K zu behalten.

Verzweiflung im Kampf gegen den IS

Im US-Magazin Long War Journal, das öfter der neo-konservativen Richtung zugeordnet wird, wird eine andere Auffassung geäußert. Bill Roggio spricht in seinem Bericht zum Abwurf der GBU-43 davon, dass sich hier ein Maß an Verzweiflung im Kampf gegen den IS in Achin zeige.

Das Magazin verfolgt die Entwicklung in Afghanistan mit großer Skepsis. Den Erfolgsmeldungen, die hier und da von Seiten der Armee geäußert werden, stellt sie Berichte gegenüber, die auf einen kontinuierlichen Erfolg der Taliban verweisen.

Bemerkenswert am Einsatz der Großbombe, die auch "Massive Ordonance Air Blast Bomb" genannt wird - MOAB, was auch für "Mutter aller Bomben" steht (sie wurde vor dem Irakkrieg zu Zeiten Saddam Husseins entwickelt) - ist, dass ihr der Tod eines US-Soldaten im Kampf gegen den IS in Achin vorausging.

So wäre auch das Moment einer spektakulären Vergeltung mit im Motivbündel. Zumal man damit auch eine Schlagkraft aus größter Höhe demonstriert, die das Risiko für die US-Armee-Mitglieder sehr gering hält. Der Einsatz der Bombe ist in jedem Fall auf Beeindrucken angelegt. So gibt es auch ein Video mit musikalischer Untermalung auf dem Twitter-Konto der U.S. Air Force dazu.

Nicht unwahrscheinlich ist, dass mit dem Abwurf der stärksten nicht-nuklearen US-Bombe in einem Kampfeinsatz auch ein Signal an Nordkorea verbunden ist. Beobachter erwarten, dass dort in den kommenden Tagen ein Atombombentest durchgeführt wird. Eine GBU-43- Bombe soll laut Long War Journal 16 Millionen Dollar kosten, die Entwicklungskosten werden mit 341 Millionen Dollar angegeben.