Nordkorea: Raketentest missglückt

Bild: KCTV

Pjöngjangs Muskelspiele eher kläglich, aber Nachbar China scheint die Geduld zu verlieren

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Das war offensichtlich nichts. In Nordkorea ist am Sonntag ein Rakete kurz nach ihrem Start explodiert, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Dabei habe es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine interkontinentale Rakete gehandelt. Die Regierung in Pjöngjang hatte kürzlich den USA mit einem nuklearen Angriff gedroht. Allerdings ist höchst zweifelhaft, dass Nordkorea über Flugkörper verfügt, die die andere Seite des Pazifiks erreichen können.

Der jetzige Raketen-Versuch habe trotz chinesischer "Ermahnungen" stattgefunden, schreibt Reuters. US-Vizepräsdient Mike Pence, der einige Stunden nach der Explosion in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas eintraf, sprach von einer "Provokation". Das dürfte in der Tat die Intention Pjöngjangs gewesen sein, das seit Jahrzehnten vergeblich darauf besteht, in Friedensverhandlungen mit den USA eintreten zu wollen. Die US-Regierung hatte letzte Woche, wie berichtet, marine Kampfverbände auf den Weg in das Japanische Meer geschickt.

Auch die Global Times, das internationale Sprachrohr der chinesischen Regierungspartei,
berichtet über den missglückten Raketenstart, der die Spannungen auf der geteilten Halbinsel weiter erhöht habe. Chinesische Reiseagenturen würden inzwischen keine Pauschalreisen nach Nordkorea mehr anbieten. Air China habe alle Flüge nach und von Nordkorea eingestellt. Schon vor einigen Wochen hatte die Volksrepublik, die der mit Abstand wichtigste Handelspartner Nordkoreas ist, die Kohleeinfuhren von dort deutlich reduziert.

Ein Kommentar der chinesischen KP-Zeitung betonte am Sonntag, dass sich die Standpunkte Chinas und der USA in der Frage des Umgangs mit Nordkorea in den vergangenen Jahren angenähert hätten. China habe bereits Sanktionen gegen den einstigen engen Verbündeten verhängt und werde diese verschärfen, sollte es eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrates geben. Die nordkoreanische Regierung von einem weiteren Atombombentest abzuhalten, habe oberste Priorität. Der Kommentar erwähnt außerdem in auffallend neutralem Ton die Möglichkeit eines US-amerikanischen Militärschlags gegen das ostasiatische Land und warnt Pjöngjang, dass es in einem militärischen Konflikt am meisten zu leiden haben werde.