Sklavenmärkte in Libyen

Flüchtlinge, die als Sklaven behandelt werden. Bild: IOM

Afrikanische Flüchtlinge werden in dem Land gehandelt wie Sklaven - Männer müssen schwer schuften, Frauen landen in der Prostitution

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Die "Internationale Organisation für Migration" (IOM) schlägt Alarm: Auf libyschen Marktplätzen würden öffentlich Geflüchtete aus afrikanischen Staaten verkauft. Für 200 bis 500 US-Dollar würden sie ihren "Herren" übereignet. Männer müssen schwere Arbeiten verrichten, die Frauen werden als Sex-Sklavin gehalten oder in die Prostitution verschoben. Manchmal geht es auch "nur" um Erpressung. Laut IOM gibt es diverse Zeugenberichte, in denen von Ausbeutung, Hunger, Folter und Erpressung die Rede sei.

Wie im schlechten Film

Die Geschichte klingt wie die Vorlage zu einem schlechten Hollywood-Drama: Der Gambier Adam, so wird er in der IOM -Erklärung genannt, wurde gemeinsam mit 25 Landsleuten auf der Reise von Sabha nach Tripolis gekidnappt. Ein bewaffneter Gambier und zwei arabische Männer überfielen sie und brachten sie in ein "Gefängnis", ein privates Haus, in dem 200 Männer und einige Frauen gefangen gehalten wurden. Diese waren offensichtlich aus verschiedenen afrikanischen Staaten.

Laut der Aussage von Adam wurden die Gefangenen täglich geschlagen, und gezwungen, ihre Familien anzurufen, damit diese sie freikaufen. In seinem Falle dauerte es neun Monate, bis die Familie das Geld aufbringen konnte. Dafür musste sämtlicher Besitz, inklusive des Hauses, in dem die Familie lebte, verkauft werden.

Adam wurde tatsächlich frei gelassen. Einer der Kidnapper brachte ihn nach Tripolis. Dort fiel er einem Libyer auf, der allerdings selbst so arm war, dass er ihm nicht helfen konnte. Deshalb brachte er ihn ins nächste Krankenhaus, da er bemerkte, dass Adam stark unterernährt war. Er wog gerade noch 35 kg.

Mitarbeiter des Krankenhauses schilderten den Fall auf der Facebook-Seite der Klinik und baten um Unterstützung, um ihn behandeln zu können. So kam IOM ins Spiel. Die Organisation übernahm die Patenschaft, versorgte Adam mit allem Notwendigen, übernahm die Behandlungskosten und sorgte dafür, dass er zu seiner Familie nach Gambia zurückkehren konnte, wo seine Behandlung fortgesetzt wurde.

Adam wurde verschleppt, die Kidnapper verfolgten offensichtlich einzig und allein das Ziel, Kapital aus ihrer "Beute" zu schlagen. Andere wiederum wurden buchstäblich auf einem der Sklavenmärkte verscherbelt, die ganz offen auf Marktplätzen in den Städten abgehalten werden. Manche werden nach dem Verkauf wie Adam gefangen gehalten, um Angehörige zu erpressen, andere werden zu zum Teil schweren Arbeiten gezwungen.

Betroffene erzählten laut IOM, dass auch sie gezwungen wurden, ihre Angehörigen anzurufen, damit diese sie frei kaufen. Während des Telefonats seien sie geschlagen worden seien, um noch mehr Druck auf die Angehörigen aufzubauen.

Ein Zeuge ließ sich darauf ein, als Übersetzer für seine Peiniger zu arbeiten, um weitere Schläge zu vermeiden. Der Mann beschrieb katastrophale hygienische Zustände und gab an, dass den Gefangenen nur einmal am Tag etwas zu essen gegeben worden sei.

Frauen landen in der Prostitution

Der Zeuge sagte ebenfalls aus, dass libysche Privatmänner auf den Märkten Frauen kaufen, und in ihren Häusern als Sexsklavin halten würden. Berichtet wird auch von einer jungen Frau, die in einer Art Warenhaus gefangen gehalten wurde, und tätlich angegriffen und vergewaltigt wurde.

Expertinnen erstaunen diese Berichte nicht. "Das ist generell so bei Frauen und Mädchen im 'Migrationsprozess', Flucht, Vertreibung - das heißt für Frauen meist Vergewaltigung und Versklavung", erläutert die Publizistin Inge Bell gegenüber Telepolis. In einem Bericht im Weltspiegel deckte die Journalistin im Jahre 2000 auf, dass auch deutsche KFOR-Soldaten ein Bordell mit verschleppten Minderjährigen in Mazedonien aufsuchten. Bell engagiert sich für Zwangsprostituierte aus Osteuropa, und ist Co-Autorin des Buches "Verkauft, versklavt, zum Sex gezwungen". Darin gewähren die Autorinnen einen Blick hinter die Kulissen des profitablen Frauenhandels.

In der Tat erinnern die Schilderungen in der Presseerklärung von IOM an den Handel mit nigerianischen Frauen, die als Prostituierte nach Italien und andere europäische Länder verschoben werden. Manche von ihnen, nachdem sie der islamischenTerror-Miliz Boko Haram entkommen sind (Von Boko Haram in die Fänge der Mafia).