Toshiba-Westinghouse: Atomkonzerne in Schwierigkeiten

(Bild: Kernkraftwerk Vogtle, dessen Druckwasserreaktoren von Westinghouse hergestellt wurden. Bild: NRC, gemeinfrei)

Westinghouse meldet Konkurs an. Mutter-Konzern Toshiba könnte im laufenden Geschäftsjahr bis zu 9 Milliarden US-Dollar Verlust machen

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Westinghouse, einer der weltweit größten Hersteller von Atomkraftwerken, hat Mitte des Monats Konkurs angemeldet, berichtet das Climate News Network. Großbritanniens AKW-Fans müssen sich nun einen neuen Hersteller für drei Reaktoren suchen, die in Nordwestengland entstehen sollen. Eine Option wäre, dass der südkoreanische Reaktorbauer KEPCO das Projekt übernimmt. Doch wenn der dort seine eigene Entwicklung bauen wollte, müsste das Genehmigungsverfahren neu aufgerollt werden. Mehrjährige Verzögerungen wären das Ergebnis.

Westinghouse gehört dem japanischen Konzern Toshiba, der ebenfalls tiefrote Zahlen schreibt. Über dessen Probleme hatte Telepolis bereits im Dezember und im Februar berichtet. Jetzt hat das Unternehmen eine Verlustwarnung ausgesprochen.

4,81 Milliarden US-Dollar Miese hat der Konzern von April bis Dezember 2016 gemacht. Für das ganze Geschäftsjahr könnte es sogar über neun Milliarden US-Dollar werden, wie der Post and Courier aus dem US-Bundesstaat South Carolina schreibt. Dort macht sich ein AKW-Betreiber Sorgen, weil er nun womöglich niemanden mehr findet, der seine beiden Reaktorblöcke für eine Laufzeitverlängerung fit machen könnte. Die Veröffentlichung der Toshiba-Daten hatte sich um rund zwei Monate verzögert, da man sich nicht mit den Rechnungsprüfern von PWC einigen konnte.

Toshiba hat ähnliche Probleme wie der französische AKW-Bauer Areva, dessen Reaktorbau im westfranzösischen Flamanville bereits seit 2012 überfällig und bei mehr als dem Dreifachen der einst veranschlagten Summe angekommen ist. Toshiba-Tochter Westinghouse baut derzeit an insgesamt vier Reaktoren in Waynesboro im US-Bundesstaat Georgia und unweit davon in Jenkinsville in South Carolina. An beiden Baustellen liegt man inzwischen weit hinter den Zeitplänen und erheblich über dem geplanten Kostenrahmen, berichtet der britische Business Insider.

Ursache seien vermutlich fehlende Erfahrung, da lange kein AKW mehr gebaut worden sei. Aus dem gleichen Grund fehlt es auch an eingespielten Lieferketten, was ebenfalls für Allerlei Verzögerungen und Verteuerungen zu sorgen scheint. In South Carolina denke daher der Auftraggeber nach dem Bankrott von Westinghouse darüber nach, das Projekt ganz aufzugeben.